Im 4. Teil habe ich in der letzten Woche versprochen, meine eigenen Fehler zu analysieren. Zeitlich gesehen waren das die Zeiträume ab 1981. In Bezug auf meine Gesundung nach vier Jahren Pause, versuchte ich mich weiterhin mit Bergläufen.
Zweimal lief ich den Swiss Alpin Marathon in Davos. Diese Wettkämpfe wurden in Davos in einem Trainingslager vorbereitet. Wir liefen jeden zweiten Tag von Bergün aus über den Sertig-Pass. Du magst es nicht glauben, aber uns allen machte das viel Spaß.
Aber beim ersten Alpinmarathon erlebte ich ein Desaster, indem ich unterwegs Wasser aus Tränken und Bächen aufnahm. Mir war damals nicht bewusst, dass dieses mineralfrei war. Das hatte zur Folge, dass ich oben auf dem Gipfel des Sertig-Passes unter Ganzkörperkrämpfen zusammenbrach.
Die dortigen Mediziner hängten mich an einen Tropf mit Kochsalzlösung. 45 Minuten lag ich oben und dann lief ich weiter in Richtung Davos. Witzigerweise war ich dann dennoch im ersten Drittel im Ziel.
Ein Jahr später war wieder Davos angesagt. Da war ich aber schon nicht mehr richtig im Training und lief locker und langsam über die Höhen. Mir taten dann doch die Gelenke und Muskeln erheblich weh.
Der Entschluss in dieser Hinsicht war, nicht mehr die langen Strecken in den Bergen zu laufen. Die nächsten Jahre wurde dann der so genannte K30 gelaufen. Dies alles aber ohne Ambitionen.
Leider kann ich mich heute an die Chronologie dieser Wettkämpfe nicht mehr so recht erinnern, aber Mitte der neunziger Jahre verließen wir Davos mit seinen Wettkämpfen und unseren Trainingslagern.
Was wir aber im Großen und Ganzen bemerkten, war eine Formverschiebung. Liefen wir im August in der Schweiz, dann erzielten wir dort in der Gesamtheit sehr gute Resultate.
Weiterhin absolvierten wir in diesen Jahren beim Berlin-Marathon nur mäßige Resultate. Nach dem Swiss Alpin-Marathon liefen wir in der Bundeshauptstadt niemals neue persönliche Rekorde. Das war durchgängig so. Gute Zeiten kamen zwar, aber die Highlights blieben aus.
Unsere Analyse in dieser Richtung war, dass wir in der Höhenlage von Davos viel zu intensiv trainiert hatten. Heute weiß man, dass man ein Höhentrainingslager mit einer ruhigen Woche starten muss.
Damals war das aber völlig unbekannt. Wir hätten auch diese ruhige Woche gar nicht leisten können, weil wir alle nur zwei Wochen im Trainingslager bleiben konnten. Somit war es eben vorbei mit Davos.
Was im Großen und Ganzen bei dieser Angelegenheit der richtigen Bergläufe übrig blieb, war die Erkenntnis, dass diese Übungsformen zu intensiv waren und nicht in unseren Trainingsrhythmus (Periodisierung) passten.
Ferner "versauten" wir unsere Koordination. Wer den ganzen Sommer über in den Bergen herumgehoppelt ist, holt im Herbst nicht das heraus, was in ihm steckt.
Noch einen Fehler habe ich damals begangen, indem ich nach dem Training in Italien und Spanien wieder nach Haus kam und sofort unmittelbar in das Mannschaftstraining einstieg.
Mir war damals nicht bewusst, dass es eine Nachtrainingslager-Depression gibt, die zehn bis 14 Tage andauert. D.h. mit anderen Worten, dass jedes Trainingslager eine Nachbereitung von zehn bis 14 Tagen erfordert.
Man muss sich klarmachen, dass in den damaligen Trainingsurlauben eine erheblich größere Leistungsdichte herrschte als heute. Du hattest dort Ende der 90er-Jahre die Holgers ständig im Nacken sitzen.
Unser Co-Trainer Robert Jäkel hat heutzutage meist einen ruhigen Job, weil er sich nicht mit einer so großen Masse Hochleistungsfähiger herumstreiten muss.
Mir liefen damals oft fünf bis zehn Männer davon. Bei einem Trainingslager in Jugoslawien hatten wir gar eine Olympiasiegerin aus der ehemaligen DDR dabei, die ich gerade so in Schach halten konnte.
Aus allen diesen vielen Fehlern habe ich für die Läufer(innen) der LG Seesen, die Mitglieder des Greif Clubs und für mich selbst gelernt. Und du wirst es kaum glauben: "Ich lerne immer noch dazu."
Dies auf eine andere Art und Weise wie früher, als ich in jeder Einheit mitgemischt habe. Jetzt aber stehe ich draußen oder fahre mit dem Rad mit. Aus solch einer Position kann ich wieder andere Dinge erfahren und die Trainierenden dann auch darauf hinweisen.