10 km auf Tempo? Ja klar, bin ich dabei!
Montag. Heute ist es wieder soweit. Ich bin gerade zu Besuch in Freiburg und kenne zum Glück eine blitzeschnelle Läufer-Freundin, die direkt am Start ist. Sie wird mich begleiten bei meinem 10 km Tempolauf. Außerdem hat sie auch noch einen Flitzpiepe-Pacemaker organisiert, der gemeinsam mit uns läuft - ich bin begeistert!

Vor dem Lauf: Bin ich eigentlich wieder fit genug?
Letzte Woche konnte ich den 10er Testlauf aus gesundheitlichen Gründen nicht laufen und setzte einige Tage aus… Den langen Lauf wiederrum konnte ich gut laufen am Samstag. Schaffe ich meine 10 km Zeit von vor 4 Wochen? Meine ursprüngliche persönliche Zielzeit für diesen Lauf heute waren 43:00 Minuten. Das wäre ein Schnitt von ca. 4:18 min / km. Oder bin ich nach der Krankheit und dem Trainingsausfall doch eher langsamer unterwegs? Diese Gedanken kreisen mir unentwegt in meinem Kopf umher. Dann erinnere ich mich schnell an meine eigenen Worte: "Wer zu viel denkt, den bestraft das Denken…"

Gleich geht es also los. Wir laufen zu einer für mich ungewohnten Zeit. Um 17 Uhr wollen wir starten. Vorher noch was trinken, essen. Puh. Eine komplett neue Strecke für mich- na ich bin mal gespannt! Wir laufen dann sogar noch etwas später als geplant los, noch umziehen, warmlaufen, … und los geht’s!

Und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich schon beim Warmlaufen nicht fit, merke, dass dies schon anstrengend ist. Aber hey! Das ist alles nur Kopfsache- denke ich. Und dann geht es wirklich los. Die ersten 3 km sind ok, unser Tempo fühlt sich machbar an. Ab Kilometer 4 merke ich aber, dass ich mich deutlich schwächer fühle. Und zwar tatsächlich anders schwächer, als nur im Kopf. Ja klar, mental ist es für mich in dem Moment mindestens genauso schwierig, denn meine beiden Mitläufer laufen vor mir und die Entfernung wird immer größer. Ich kämpfe mich noch einen Kilometer hinterher. Das war sicherlich einer der längsten Kilometer, die ich jemals in meinem gesamten Leben gelaufen bin.

Kilometer 4 - meine Uhr sagt PIEP - 4:11 min / km. Ist doch alles ok - oder? Nein, ist es eben doch nicht ganz. Ich spüre, dass mein Körper mich nun zum Verlangsamen zwingt, es geht in dem Tempo gerade für mich nicht mehr. Ich konzentriere mich. Die beiden anderen laufen weiter und der Abstand zwischen uns wird weiterhin größer...

Ich überlege, was ich tun soll.
Meine geplante Zeit werde ich nicht schaffen. Aber Aufgeben gibt's nicht. Natürlich laufe ich die 10 km. So gut wie ich es jetzt eben gerade kann. Aber ich muss mich in diesem Moment damit abfinden, dass es nicht so "läuft", wie ich es mir vorgenommen hatte. Das schmerzt mich sehr.

Etwas tragisch ist dann, dass ich mich auch noch verlaufe. Denn es dämmert und ich habe so überhaupt keine Ahnung, wo ich eigentlich bin. Die anderen beiden Läufer sind am Horizont verschwunden. Nun bereitet mir nicht nur mein Lauftempo Kopfschmerzen, sondern auch die Streckenführung. Achso und mein Handy hatte ich auch noch im Auto gelassen. Ich dachte ja, dass wir gleich wieder da sind… Überhaupt keine gute Idee stelle ich jetzt fest.

Es wird richtig dunkel- besser gesagt: Es ist stockfinster, kalt, matschig, es fängt an zu schneeregnen und ich laufe alleine durch den Wald. Das war jetzt nicht so meine Vorstellung, die ich von dem heutigen Lauf hatte. Ganz ehrlich?! Ich fühle mich leer, traurig, entmutigt und bin enttäuscht von meiner Leistung und meiner Organisation.

Ist DAS wirklich der Weg zum Erfolg?
Selbstzweifel und Vorwürfe bringen mich natürlich nicht voran, sie sind aber trotzdem erstmal da. Und jetzt? Erstmal zurück zum Auto finden. Das schaffe ich zum Glück, nachdem ich eine große Straße gefunden habe und einen Radfahrer anhalte. Er ist super lieb und ich scheine ihm so verzweifelt vorzukommen, dass er mir haarklein den Weg zurück zu meinem Auto erklärt und mich sogar ein Stück begleitet. Als ich am Parkplatz ankomme, bin ich erleichtert. Als ich später von dem Lauf berichte, breche ich in Tränen aus. Ich bin so enttäuscht von mir selbst! Wie konnte mir das nur passieren?!?!

Laufen lernen
Kennt ihr das? Kleine Kinder, die langsam (aber sicher) das Laufen lernen. Wir können förmlich beobachten, wie sie mehr oder weniger erfolgreich auf die Beine kommen. Immer und immer wieder hinfallen. Und es wieder versuchen. Habt ihr bestimmt auch schon mal beobachtet oder? Und ich habe noch nie ein kleines Kind entmutigt am Boden sitzen sehen "Ach, ich bin einfach zu unfähig, ich lasse das mit dem Laufen lernen lieber." Im Gegenteil, der Wille und die Motivation wird gefühlt immer größer…

Und nun?
Lasst daraus lernen und es dann abhaken. Lasst uns voranschreiten, neue Wege gehen und aus solch herausfordernden Situationen lernen! Diese Woche ist ja laut Trainingsplan sowieso Regenerationswoche und da laufe ich einfach locker meine Läufe. Mein Körper bekommt die Zeit, die er gerade braucht. Danke an Jens Peters an dieser Stelle nochmal für die tolle Begleitung.

Und die Erfolgsformel ist?
Dass das Leben ein ständiger Prozess ist: Erfolg – Scheitern – Lernen – Erfolg – Scheitern – Lernen… und so weiter.

Auch wenn es manchmal steinig ist, genießt die Irrwege und Sackgassen.
Sie helfen uns weiter. In diesem Sinne: Aufstehen, Krönchen richten und weiter geht’s!

Eure Hanna


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