Ich fragte meine Mutter neulich, wie sie das ganze Laufthema eigentlich sieht. Gibt es etwas, das sie interessiert? Was sie einen Läufer gerne fragen würde?
Was würdest du machen, wenn du nicht laufen könntest?
Bzw. was würdest du machen, wenn du mal nicht mehr laufen kannst? Verletzt bist, zu alt (?!) , ... was würdest du dann tun?
Interessant - also ich gehe ganz im Gegenteil davon aus, dass ich immer laufen können werde. Das bedeutet natürlich, mit meinem Körper achtsam umzugehen, mit meinen Ressourcen zu haushalten. Und das ist manchmal gar nicht so einfach, das kennt ihr bestimmt auch. Gerade dann, wenn es so richtig rund läuft, fällt es mir oft schwer, das richtige Maß zu finden. Dann will ich eigentlich nur noch laufen- schneller, weiter, höher, ...
Es ist ein sehr schmaler Grad
Gerade läuft's noch wie am Schnürchen und ein paar Meter später überkommt uns plötzlich die totale Erschöpfung. Was passiert da mit uns und unserem Körper? Ist das denn noch gesund? Vielleicht kennt ihr auch besorgte Stimmen aus eurem Umfeld?
Eigentlich gibt uns unser Körper finde ich doch sehr eindeutige Signale. Wenn wir darauf hören. Ein Zwacken im Knie, ein Gefühl von Müdigkeit oder Lustlosigkeit... Dann sollten wir vielleicht die heutige Laufeinheit ausfallen lassen und lieber die Beine hochlegen. Achtung, das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht auch manchmal überwinden müssen und Holger in den A...llerwertesten treten sollten! Wie gesagt, es ist ein schmaler Grad und vor allem - wie ich finde eine sehr persönliche Angelegenheit.
Denn nur du selbst weißt, ob du dir gerade selber eine Geschichte erzählst. Versuchst du gerade, eine herausfordernde Trainingseinheit zu umgehen? Oder gehst du gerade über deine körperlichen Grenzen?
Genau das finde ich im Laufsport so wunderbar
Diese schonungslose Ehrlichkeit, zu der wir gezwungen werden. Und zwar uns selbst gegenüber! Meine gelaufene Zeit ist heute nicht so wie erwartet? Das kann ich natürlich auf die Beschilderung schieben oder auf den Gegenwind. Oder ich sehe meinen eigenen Anteil und stehe einfach dazu: Ich habe mein Bestes gegeben. Die Zeit ist nicht ausschlaggebend. Das ist zumindest der Ansatz, den ich verfolgen möchte...
1. Mein Bestes geben.
2. Spaß haben!
Nun zurück zu meiner Mutter. Sie ist tatsächlich manchmal etwas besorgt. Und zwar nicht darüber, dass ich laufe. Sondern eigentlich darüber, was ich tun würde, falls ich nicht mehr laufen könnte.
Was würdest du mit deiner ganzen Zeit machen?
Ach, da fallen mir direkt 1000 Sachen ein. Wandern, Rad fahren, die Natur genießen, lesen, schreiben, schlafen, reisen, ...
Ja, aber da würde dir doch etwas fehlen?
Das stimmt. Das Laufen gehört für mich zum Alltag wie für andere Leute das Zähneputzen- oder das Schlafen, Essen, Trinken, ... Wenn ich mal ein paar Tage nicht laufen kann, fehlt mir etwas. Manchmal mehr, manchmal weniger. Momentan genieße ich auch die lauffreien Tage der Regeneration sehr.
Und das ist vielleicht auch genau der Unterschied und vielleicht auch die Grenze. Immer mal wieder sprechen wir im Zusammenhang mit Laufen auch über die Sorge, Läufer seien süchtig. Und da frage ich mich dann: Laufe ich, weil ich Spaß daran habe und wenn ich mal nicht dazu komme, ist es auch in Ordnung? Oder ist das Laufen so elementar, dass ich mir ein Leben ohne es nicht vorstellen kann?
Was passiert mit mir, wenn ich mal einen Tag nicht laufe
Nichts eigentlich. Außer, dass meine Beine im besten Falle etwas frischer sind am nächsten Tag. Manchmal sind sie das :) Manchmal auch nicht. Zum Beispiel nach einem langen Lauf finde ich es sehr wichtig, am nächsten Tag die Beine zumindest etwas auszuschütteln. Mich aber kritisch zu hinterfragen, finde ich wichtig. Und auch immer mal wieder bewusst einen Tag Laufpause einzulegen.
Überprüft ihr euch manchmal selber? Könnt ihr auch mal ohne einen Tag laufen - ohne euch schlecht oder schuldig zu fühlen?
Zu dem Thema "Laufsucht" fand ich außerdem einen spannenden Artikel von Jens Hungermann. Er der spricht mit der Profiläuferin Sabrina Mockenhaupt:
"Ob sie sich als laufsüchtig bezeichnen würde? Die Kölner Marathonläuferin bekennt: "Auf jeden Fall. Wenn ich nicht laufe, so wie ich es mir vorgenommen habe, dann verspüre ich eine innere Unruhe. Das kann man als Sucht bezeichnen, ja."
Stimmungsschwankungen sind Mockenhaupt alles andere als fremd. Wenn sie am Ende eines Tages ihre Kilometer zusammenzählt und merkt, dass die Rechnung nicht aufgeht, "dann bin ich unleidlich, und das merkt man mir auch an." Die mehrmalige Deutsche Meisterin über 10 000 Meter hat sich angewöhnt, sich nur nach erfolgreichen Wettkämpfen zu belohnen: "Waren sie nicht erfolgreich, gehe ich nicht einkaufen, dann trainiere ich noch mehr. Das ist schon ein bisschen krass - aber es ist so."
Gleichwohl unterscheidet Mockenhaupts subjektives "Sucht"-Gefühl sich in einem entscheidenden Punkt von einer echten Sucht. Denn als Profisportlerin gönnt sie ihrem Körper je nach Trainings- und Wettkampfphasen Ruhe. Süchtige tun das nicht. Sie laufen gegen alle Warnsignale an. Sportwissenschaftler Emrich vermutet: "Es könnte sein, dass jemand sich psychisch nur gut fühlt, solange er so viel rennt, wie es ihm körperlich gar nicht guttut. Da scheint etwas außer Balance geraten." Ist das "Runner's High" es wirklich wert? Profiläuferin Mockenhaupt rät: "Laufen soll immer noch Spaß machen - wenn alles nur noch Frust ist, dann geht der Schuss nach hinten los."
Das bedeutet für mich, dass der Grad zwischen fleißig und süchtig tatsächlich relativ schmal ist. Und, dass wieder einmal nur wir selbst wissen, an welchen Stellen wir uns welche Geschichten erzählen:
Laufe ich aus Freude oder aus Frust?
Und ganz ehrlich, nochmal zum Thema Sportsucht: Ich finde es gibt ja nun wirklich Schlimmeres, als jeden Tag laufen zu gehen. Außer, wenn es auf Kosten unseres Körpers geht. Denn - und da möchte ich nun den Kreis schließen zum Anfang:
Es ist dieser eine Körper, den wir geschenkt bekommen haben und wir sollten achtsam, sorgsam und liebevoll mit ihm umgehen. Einfach, damit wir möglichst lange und noch länger mit ihm auf dieser Welt herumlaufen können und uns dabei rundum gut fühlen!
In diesem Sinne wünsche ich euch eine tolle Woche!
Herzlichst, eure Hanna
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