Und da sind wir dann wieder an der Stelle, die ich oben schon beschrieben habe. Nun denn, ich werde versuchen an diesem Punkt einmal eine Zusammenfassung, der so genannten "tödlichen Fehler" aufzuführen.
Erwarte hier keine erschöpfende Aufführung dieser Fehler, denn mir müssen erst einmal diese Fehler überhaupt einfallen. Da die Fantasie der Wettkampfläufer in Hinsicht auf "Fehler machen" schier unendlich ist, werde ich diese auch höchst wahrscheinlich nicht einmal kennen.
Heute werde ich mich auch nur mit den Fehlern in der Vorbereitung befassen. Denn über die möglichen Fehler im Rennen könnte ich gleich ein Buch schreiben. Aber wie auch immer, fangen wir einmal mit der Supersünde Nummer Nr. 1 an:
Du warst in der Marathonvorbereitung eventuellerweise zwei Wochen krank oder verletzt und nun fehlen dir vor dem Rennen die nötigen Kilometer und Tempoläufe. Nun bist du schon zwei Wochen vor dem Wettkampf und hast einfach zu wenig trainiert.
Was tust du? In der zweiten Woche vor dem Marathon gibst du nochmal richtig Gas und läufst auch noch einen vollen 35-er mit der versäumten Endbeschleunigung. Du lässt die ganze Taperphase praktisch ausfallen, um das nachzuholen, was nicht nachzuholen ist.
Nur die letzten drei Tage läufst du etwas weniger Umfang und meinst, dass es schon alles klappen wird. Nur in den seltensten Fällen wirst du mit solch einer Vorbereitung eine auch nur befriedigende Leistung erzielen.
Mache dir klar, dass dieses so genannte "zu dicht an den Wettkampf heran trainieren", der schlimmste Fehler in der Vorbereitung ist, den du überhaupt begehen kannst.
Du kommst deutlich besser weg, wenn du in der gesamten Taperingphase in den letzten 14 Tagen vor dem Marathon gar nicht mehr trainierst, als zu versuchen irgendetwas nachzuholen.
Ich weiß, dass du jetzt ungläubig hier auf dieses Papier schaust, aber die Erfahrung zeigt, dass dieses nicht Trainieren vor dem Rennen oft ganz überraschende Resultate zeigt.
Noch ein sehr schönes Verfahren um eine schlechte Zeit zu betteln, lernte ich durch eine mir näher bekannte Läuferin kennen.
Diese Dame schaute sich in der Woche vor dem Rennen im Spiegel an und stieg anschließend auf die Waage. Aus beiden Tätigkeiten heraus entschied sie, dass sie für einen guten Marathon noch 3 kg Fett zu viel auf den Rippen hatte.
Also beschloss sie in der Woche vor dem Marathon diese drei Kilo abzunehmen. Ich weiß nicht ganz genau, ob es drei oder 2 kg waren, die sie verlor, aber ich weiß ganz genau, dass ihr Rennen ein Desaster war.
Gerade in der Zeit, wo sie ihren Körper mit der nötigen Energie versorgen müsste, brachte sie diesen in einen Mangelzustand. Dass dann ihr Organismus nicht genügend Treibstoff mehr hatte, liegt auf der Hand.
Einen weiteren Kardinalfehler kannst du machen, mit einem durch äußere Umstände erzwungenen Wettkampf. Ich nenne das immer ein "da muss ich laufen"-Rennen. Das sind dann meist irgendwelche Mannschafts-Wettkämpfe oder auch Volksläufe im heimischen Ort.
Da entsteht dann von außen ein kaum zu bremsender Druck auf dich, obwohl dieser Wettkampf überhaupt nicht in deine Marathonvorbereitung passt. Ich kann dir nur raten, diese Dinge abzulehnen und auch einen Streit mit den Kameraden anzunehmen.
Du musst dich Monate für den Formaufbau hin zu den 42,2 km quälen und dann wird dir zugemutet, vor diesem vielleicht noch eine Kreismeisterschaft über 10 km zu laufen.
Bleibe bei diesen Forderungen hart. Du kannst diese Art von "kleinen" Rennen das ganze Jahr über laufen, aber gute Marathons kannst du in der Regel nur zwei Stück im Jahr absolvieren.
Ablehnen solltest du einen Halbmarathon zwei Wochen vor dem Marathon. Der Grund ist, dass du vor dem HM einige Tage dein Training herunterschrauben musst. Nach dem gelaufenen 21,1 km Rennen musst du dich aber auch wieder ein paar Tage erholen.
Hast du diese hinter dir, dann bist du schon mitten in der Taperphase für den Marathon. Das heißt zusammengefasst, du hörst schon drei Wochen vor dem wichtigsten Wettkampf auf gezielt zu trainieren.
Manfred Steffny empfiehlt einen 10 km Wettkampf direkt eine Woche vor dem Marathon. Das ist in seinem Trainingssystem machbar, weil er nicht, wie bei uns, mit den sich ständig verlängernden Endbeschleunigungen auf der 35 km Runde arbeitet.
Und von diesen sehr harten Endbeschleunigungen müssen wir uns erholen und da kann auch solch ein kurzer Wettkampf wie die 10 km deine Chancen deutlich herunterschrauben.
Wenn ich meine eigene Geschichte betrachte, dann musste ich auch aus Mannschaftsgründen oft noch einen "kurzen" Wettkampf vor dem Marathon laufen. Nachgerechnet waren diese Rennen immer etwa 3 Minuten schlechter, als die sauber vorbereiteten.
So kann ich dir nur raten, etwas egoistisch zu sein und an dich selber zu denken. Denn du kannst nicht unendlich viele Marathons in deinem Leben laufen.