Am letzten Wochenende lief die 22jährige Konstanze Klosterhalfen bei den deutschen Meisterschaften in Berlin einen fantastischen neuen Rekord über 5000 m in 14:26,76 min. Sie lief diese unglaubliche Zeit im Alleingang (!!) und verbesserte damit die bisherige Bestmarke von Irina Mikitenko aus dem Jahr 1999 (14:42,03) um mehr als 15 Sekunden. Ihre eigene Bestleistung verbesserte sie um 25 Sekunden.
Ende Juni hatte Konstanze Klosterhalfen den bis dahin ebenfalls von Mikitenko gehaltenen deutschen Rekord über 3000 m um mehr als zehn Sekunden auf 8:20,07 Minute verbessert. Dies war ihr in der Halle bereits 2018 geglückt, als sie den 3000 m Rekord von Kathrin Ullrich aus dem Jahr 1988 mit 8:36,01 min um über 5 sec steigerte. Eine weitere Steigerung dieses Rekords glückte ihr am am 19.02.2019 mit 8:32,47 min.
Seit Jahren gilt Konstanze Klosterhalfen als eines der größten deutschen Lauftalente, mit einer relativ geradlinigen Entwicklung. Mit einer professionellen 100%igen Konzentration auf das Laufen hat sich die 22jährige in diesem Jahr in die absolute Weltspitze katapultiert.
Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg weiterhin!
Punkt.
An dieser Stelle wäre dieser Artikel unter normalen Umständen beendet. Allerdings ist mir bei den Berichten und Diskussionen um ihre Leistung und Person in der letzten Woche massiv der Kamm geschwollen. Warum ist es in dieser Gesellschaft nicht möglich eine fantastische Leistung ohne „Wenn und Aber“ anzuerkennen? Warum müssen Zweifel gesät und über ihre Figur diskutiert werden? Wieviel Neid, Missgunst und Unwissenheit gibt es eigentlich? Es ist nicht auszuhalten!
Jeder Artikel der die Leistung in 3 Absätzen würdigte, machte sie in einem letzten Absatz wieder zunichte, indem beim Leser Zweifel hervorgerufen wurden. Warum kann nicht ausschließlich objektiv über Trainingsmöglichkeiten und -bedingungen, Training, Regeneration, Einstellung, psychologische Betreuung, Physiotherapie usw. berichtet werden? Eine Zeit von 14:26,76 min, das sind ca. 2:53 min/km! Hat denn niemand eine Vorstellung was für ein Training und Einsatz dafür notwendig ist? Genau das wäre an dieser Stelle von Interesse!
Da gelingt nach 20 Jahren wieder mal einem deutschen Talent der absolute Durchbruch und dann gibt es diese Berichterstattung! Sie muss sich für diese Leistung rechtfertigen! Unglaublich!
Hast du dir mal folgendes überlegt? Deutschland hat ca. 83 Mio Einwohner, Kenia dagegen nur 47 Mio. D.h. in Deutschland müsste es knapp doppelt soviel Lauftalente geben wie in Kenia! Gibt es mit absoluter Sicherheit auch, ist ja reine Statistik. Talente, die alle sehr schnell laufen könnten. Könnten! Aber im Gegensatz zu Kenia, wo hunderte Kinder in den Laufschulen trainieren und so quasi alle Talente erkannt werden, entwickeln hierzulande Kinder frühzeitig vor dem Computer oder Smartphone beim „chillen“ (wenn ich das schon höre) ihre Adipositas. Gelangweilte Sportlehrer oder übergewichtige Eltern bringen ihre Sprösslinge nicht zum Laufen. Die Vereine haben ohne den entsprechenden Nachwuchs wenig Chancen jemanden zu entwickeln.
Dann schafft doch mal ein deutsches Talent den Durchbruch, investiert unglaublich viel und geht komplett andere Wege (Training in den USA) und muss sich dafür rechtfertigen. Dabei sind solche Leistungen nicht mit 80% Einsatz zu erreichen. Dafür muss man sein Leben komplett darauf ausrichten. Training, Training, Training, Regeneration, Essen und Schlafen. 110% Einsatz und Konzentration gepaart mit dem entsprechenden Talent bringt den Erfolg. Vorausgesetzt der Körper spielt mit und man bleibt verletzungsfrei.
Ein ähnliches Beispiel ist der Schweizer Julien Wanders (22) der im Februar den HM-Europarekord mit 59:13 min pulverisierte. Er lebt quasi ganzjährig in Kenia und hat dort seine eigene Trainingsgruppe in der er der Chef ist. D.h. die Kenianer trainieren mit ihm, nicht umgekehrt.
Auf die Diskussionen bzgl. ihrer Figur, die vornehmlich von übergewichtigen Läufern in den Lauftreffs geführt wird, lasse ich mich hier nicht ein. Beim viertplatzierten der diesjährigen Tour de France Emanuel Buchmann diskutiert auch niemand darüber, dass er bei 1,81 m Körpergröße 62 kg auf die Waage bringt.
Irgendwie wird jedem, der hierzulande mit 110% Einsatz völlig andere und neue Wege beschreitet und dabei auch noch Erfolg hat, dieser Erfolg geneidet. Egal ob Sportler, Künstler oder Unternehmer. Ich sage nur Peter Greif oder Dr. Strunz. Beide wurden in ihrer Szene z.T. massiv angegriffen und abgestempelt, weil sie mit neuen Ideen und Methoden Erfolg hatten. Meist von Leuten die zu bequem waren, in ihrem Tun und Denken etwas zu ändern. Zum Glück gibt es aber auch immer Menschen, die die entsprechenden Chancen erkennen und dann zur Fangemeinde gehören.
So wie jetzt bei Konstanze Klosterhalfen. Ich wünsche ihr auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg und bin sehr gespannt auf ihre Zukunft.