Es gibt Momente, die mich immer wieder staunen lassen. Gerade jetzt in der Ferienzeit bekomme ich regelmäßig Mails mit sinngemäß folgendem Inhalt: "Ich habe meinen Joker auf den Berlin Marathon gesetzt und möchte dort Bestzeit laufen. Berücksichtige bitte im Plan, dass ich vom 10.-31.08. mit der Familie im Urlaub bin und nicht oder nur eingeschränkt trainieren kann."
Kein Hinweis wohin die Reise geht, welche Bedingungen dort vorzufinden sind oder warum es nicht möglich sein soll dort normal zu trainieren. Wohl aber soll 4 Wochen nach dem Urlaub eine Marathon-Bestzeit in Berlin herausspringen. Natürlich! In den meisten Fällen sind es Greif-Club Mitglieder mit einem Trainingsplan mit 3-4 Trainingstagen pro Woche.
Wirklich verstehen kann ich diese Aussagen nicht. Warum kann man im Urlaub mit der Familie nicht trainieren? Einzig bei einem 3-wöchigen Segeltörn könnte ich dies verstehen und nachvollziehen. Oder einer Flusskreuzfahrt auf einem kleinen Schiff bei der man tagelang nicht von Bord kommt. Aber sonst? Wo ist das Hindernis?
Verstehe mich nicht falsch, jeder kann und soll Urlaub machen wie er möchte. Selbstverständlich. Wenn er allerdings mit der o.g. Einschränkung von mir einen Plan für eine Marathon-Bestzeit in Berlin erwartet, dann schüttele ich schon mit dem Kopf.
Erwarten würde ich eher das Gegenteil. Nämlich dass der 3-4 Tage-Läufer die Urlaubszeit nutzt und sich so richtig in Schuss bringt. Arbeit und sonstige Verpflichtungen die ihn im Alltag nur eingeschränkt trainieren lassen fallen weg. Das wäre die Möglichkeit jeden Tag laufen zu gehen und die Trainingsinhalte zu absolvieren die sonst vernachlässigt werden (Athletik, Lauf ABC, ...).
Wie du schon mitbekommen hast, schreibe ich an dieser Stelle nur von Dingen die ich selbst ausprobiert und erlebt habe. Früher (ohne Familie) habe ich regelmäßig meinen Urlaub für Lauf-Trainingslager verwendet. Das war eine andere Zeit. Seit 6 Jahren fahre ich mit meiner Frau und meiner Tochter im Sommer in den "Familienurlaub". Gerade heute geht unser diesjähriger Urlaub zu Ende. 2 Wochen Türkei am Meer und eine Woche Slowakei in den Bergen. Ich liebe Bewegung aller Art, das Laufen, das Athletiktraining, ...
Auch meine Familie "fordert" im Urlaub die gemeinsame Zeit mit Mann und Papa. Selbstverständlich möchte auch ich eine erlebnisreiche Zeit mit ihnen verbringen. Daher verrate ich dir, wie meine letzten 3 Wochen durchgehend täglich aussahen.
- 4:30 Uhr in der Dämmerung aufstehen (ja völlig freiwillig!)
- Sonnenaufgang genießen mit Kaffee trinken, Emails checken und lesen
- zwischen 5:00 und 5:30 (wegen der späteren Hitze von knapp 40 Grad) Start zum täglichen Lauf über 10-15 km (ich will ja keinen Marathon laufen)
- 6:30 Athletik-Training am Strand oder auf der Bergwiese (täglich ca. 25 min)
- anschließend Schwimmen im Meer (Türkei)
- bis 8:30 bei einem Mineraldrink und einem weiteren Kaffee noch ein paar Kapitel meines aktuellen Romans lesen.
Anschließend habe ich so langsam die Familie zum Frühstück geweckt. Den Tag über hatten wir dann Zeit für gemeinsame Ausflüge, Wanderungen, Radtouren oder auch toben am Strand oder Pool.
Die ersten vier Stunden des Tages gehörten komplett mir. Meinem täglichen Training und meiner Fitness, ohne meiner Familie ihre Zeit zu stehlen. Ich genieße die Sonnenaufgänge und die Zeit in der sich niemand im Hotelgelände oder am Strand bewegt. Ich hätte auch bequem 2 h Läufe für ein Marathon-Training unterbringen können. Das ist die Zeit des Jahres, in der ich mich anschließend absolut erholt und topfit fühle.
Um deiner Frage zuvorzukommen. Ja, ich habe auch so früh Tempodauerläufe gemacht. Warum auch nicht. Es ist ohne Probleme möglich.
Wenn ich es also nicht in jedem Urlaub selbst so machen würde, könnte ich die Schreiber o.g. Mails wahrscheinlich verstehen, wenn sie mir auf Nachfrage mitteilen, dass sie im Urlaub erstmal bis 10 Uhr ausschlafen wollen. Da geht sie hin die Marathon-Bestzeit! Zugegeben, auch ich schlafe gern mal länger. Wenn ich allerdings die Wahl zwischen Sonnenaufgang am Meer und Bettzipfel habe, ...
Natürlich ist ein gewisses, vermutlich anderes Energie-Level von Nöten. Wie du dieses erreichst, verrate ich dir in einem der nächsten Newsletter. Wie du dir denken kannst, geht es wieder mal um mein Lieblingsthema Ernährung.
Bis dahin genieße deinen verdienten Urlaub und schaue wie du dein Training geeignet integrieren kannst.