Willkommen bei Kapitel 2. Hier findest du das erste Kapitel über die Achillessehen-Probleme.
2. Kapitel: Verletzungen der Achillessehne
Trotz ihres intelligenten Aufbaus und ihrer beträchtlichen Stärke wird die Achillessehne aufgrund der extremen Kräfte, denen sie ausgesetzt ist, sehr häufig verletzt. Abhängig vom Ort der Verletzung werden durch Überlastung entstehende Achillessehnenverletzungen in verschiedene Kategorien unterteilt: Insertionstendinitis, Paratendinitis und non-insertionale Tendinosis (die freie Sehne betreffend).
Insertionstendinitis (Sehnenscheidenentzündung am Sehnenansatz)
Abbildung 2: Das Haglund-Syndrom bezieht sich auf einen hervorstehenden Knochen an der oberen Ferse. Eine Bursitis subachillea bildet sich oft zwischen dem Haglund-Syndrom und der Achillessehne.
Wie der Name bereits impliziert, liegt bei einer Insertionstendinitis eine Entzündung am Ansatzpunkt der Achillessehne an der Ferse vor. Diese Art der Achillessehnenverletzung tritt bei unbeweglichen Menschen mit hohem Fußgewölbe auf, vor allem wenn bei ihnen ein sogenanntes Haglund-Syndrom vorliegt.
Hier zeichnet sich ein leicht vorstehender Knochen nahe des Achillessehnenansatzes an der Ferse ab. Da dort ebenfalls ein Schleimbeutel (Bursa) sitzt (eine Bursa ist kleines Säckchen mit Flüssigkeit, dass das Reiben der Sehne am Knochen reduziert), kommt es häufig vor, dass mit der Insertionstendinitis eine Schleimbeutelentzündung einhergeht (siehe Abb. 2).
Bis vor kurzem nahm man an, dass sich eine Insertionstendinitis folgendermaßen entwickelt: ein Mensch mit einem verspannten Gastroc/Soleus, der regelmäßig läuft, ruft eine verstärkte Dehnungsbelastung hervor, die zum Riss der Achillessehne führt, wo die Zugkraft am stärksten ist.
Dabei stellten sie fest, dass der hintere Teil der Achillessehne einer weitaus größeren Belastung ausgesetzt ist (vor allem wenn der Knöchel nach oben bewegt wird), während der vordere Bereich der Sehne, der bei einer Insertionstendinitis am häufigsten verletzt wird, nur sehr gering belastet wurde. Die Autoren nehmen an, dass die geringe Belastung des vorderen Bereichs der Achillessehne (was sie einem spannungsabschirmenden Effekt zuschreiben) zu einer Schwächung dieses Bereiches führt und dieser schließlich nicht mehr in der Lage ist, seine normale Funktion zu erfüllen.
Um zu vermeiden, dass sich die angespannten Waden diesen Fersenkissen anpassen, können Sie die Wadenmuskulatur durch sanfte Dehnungsübungen verlängern. Hierbei können die Knie sowohl gestreckt als auch gebeugt sein, um den Gastrocnemius beziehungsweise den Soleus zu dehnen. Die Dehnung sollte nur sanft sein, etwa 35 Sekunden lang gehalten und alle paar Stunden wiederholt werden.
Eine zu aggressive Dehnung kann den Sehnenansatz beschädigen, da der Zug hier zu stark wäre. Sollte die Beweglichkeit der Wade zu extrem sein und nicht auf die Dehnung ansprechen, empfehlen wir Ihnen einen orthopädischen Fersenschuh/-stütze für die Nacht, die normalerweise bei einer plantaren Fasciitis eingesetzt wird. Diese übt während des Schlafes eine sanfte, langanhaltende Dehnung auf den Fuß aus und ist ein sehr effektives Mittel zur Verbesserung Ihrer Wadenbeweglichkeit.
Die letzte Behandlungsmöglichkeit einer Insertiontendinitis betrifft die Vorwärtsneigung des Fersenteiles eines Sportschuhs (das ist der hintere obere Anteil des Sportschuhs, der die Achillessehne berührt).
Im Laufe der vergangenen Jahre haben viele Sportschuhhersteller dem vorderen Anteil des Fersenteiles aus unerfindlichem Grund eine Vorwärts-Neigung hinzugefügt, was zur Folge hat, dass dieses herausragt und direkt in die Achillessehne drückt. Das wiederum ruft eine chronische Entzündung hervor, vor allem wenn ein Haglund-Syndrom vorliegt.
Dem können Sie Abhilfe schaffen, indem Sie nach Sportschuhen Ausschau halten, die den Achillessehnenansatz nicht berühren. Leider sind diese Schuhe mittlerweile selten geworden. Eine einfache Alternative ist, die hintere obere Schicht des Fersenteiles herauszuschneiden, so dass sie die Sehne nicht mehr berührt. Dies ist weniger schwierig, als es klingt, und ein einfaches Brotmesser müsste dafür ausreichen (halten Sie die Sportschuhe und das Messer jedoch von sich weg, wenn Sie den Schnitt machen). Ich entferne gewöhnlich das oberste Drittel des Fersenteiles.
Paratendinitis, Paratenonitis
Eine weitere Art der Achillessehnenverletzung durch Überlastung ist die Paratenonitis. Bei dieser Verletzung, die bei Läufern sehr häufig ist, kommt es zu einer entzündlichen Reaktion in der äußeren Zellhülle des Sehnengleitgewebes (»Paratendineum, -tenonium«), die die Sehne umgibt.
Menschen mit übermäßiger Pronation sind besonders davon betroffen, da eine schnelle Pronation eine peitschende Bewegung erzeugt, die die Sehnenhülle (vor allem die Innenseite) beschädigen kann. Das erste Anzeichen dieser Verletzung ist ein spürbarer Knoten, der sich etwa fünf Zentimeter über dem Achillessehnenansatz als Folge eines Mikrotraumas lokal bildet. Wenn Sie dennoch weiter laufen, vergrößert sich der Knoten und wird schließlich so schmerzhaft, dass das Laufen nicht mehr möglich ist.
Für eine effektive Behandlung einer Achilles-Paratenonitis sollten Sie sofort versuchen, die Schwellung mit Eisbeuteln zu reduzieren. Wenn bei Ihnen eine starke Pronation vorliegt, sollten Sie einen Turnschuh tragen, der Ihre Bewegung kontrolliert und unterstützt. Darüber hinaus sollten Sie othopädische Einlagen für Ihre Schuhe in Erwägung ziehen. Ein orthopädischer Fersenschuh/-stütze für die Nacht ist ebenfalls effektiv, da Gewebe, das in einer gedehnten Position stillgestellt wird, schneller verheilt.
Wenn eine Diagnose schnell erfolgt und die Probleme behoben werden, ist eine Achilles-Paratenonitis keine schwerwiegende Angelegenheit. Bleibt sie jedoch unbehandelt, kann sich diese Verletzung zu einer klassischen non-insertionalen Tendinosis entwickeln. Bei dieser Verletzung kommt es zu einer Degenerierung der Sehne ungefähr drei bis fünf Zentimeter über dem Sehnenansatz an der Ferse. Aufgrund der schlechten Blutzufuhr in diesem Bereich der Sehne ist dieser sehr verletzungsanfällig und heilt in der Regel sehr langsam.
Im Gegensatz zur Insertionstendinitis (insertionalen Tendinitis) und der Paratenonitis liegt bei einer non-insertionalen Tendinosis keine Entzündung vor (das Suffix "osis" steht für eine krankhafte Degeneration, während „-itis“ für Entzündung steht). Scheinbar schleusen sich Zellen wie Fibroblasten (faserbildende Bindegewebszellen) als Reaktion auf immer wiederkehrende Traumata vom Laufen in die Sehne ein.
Hier beginnen sie während des Versuchs, die verletzte Region zu heilen, Kollagen herzustellen. Im Anfangsstadium der Sehnenheilung produzieren die Fibroblasten fast ausschließlich Typ-3-Kollagen. Dies genügt, um die Funktionstüchtigkeit der Sehne wieder herzustellen. Im Vergleich zum Typ-1-Kollagen, das sich in gesunden Sehnen befindet, ist das Typ-3-Kollagen jedoch relativ schwach und unbeweglich. Wenn die Heilung gut verläuft, steigt die Zahl der Fibroblasten, und die Kollagenproduktion wird von Typ 3 auf Typ 1 umgestellt.
Leider geben viele Läufer ihrer Achillessehne nicht genug Zeit, sich wieder zu regenerieren (was bis zu sechs Monate dauern kann), so dass es zu einer Reihe von kleinen partiellen Rissen kommt, die paradoxerweise die Sehne verlängern und so zu einem größeren Bewegungsradius nach oben am Knöchel führen. An diesem Punkt ist der Schmerz so beträchtlich, dass der Läufer in der Regel das Laufen vollständig einstellen muss.
Zahlreiche Faktoren begünstigen die Entstehung einer non-insertionalen Tendinosis. In der eingangs erwähnten Studie an Militärrekruten zeigten die Rekruten, die Achillessehnenverletzungen entwickelten, eine zu große Beweglichkeit (ihre Knöchel-Dorsalflexion, d.h. ihre Anhebung der Fußspitze, war größer als 10 Grad) sowie eine Wadenschwäche. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese zwei Faktoren eine peitschende Bewegung hervorrufen, die die geschwächten Sehnen beschädigen kann.
So sieht eine Übung beispielsweise vor, dass Sie mit einem schweren Rucksack auf Ihren Fußballen auf einer Stufe stehen, während Ihre Fersen in der Luft sind. Daraufhin heben Sie beide Fersen so weit wie möglich an und nehmen dann Ihr unverletztes Bein von der Stufe.
Bilder zu dieser Übungen findest du in unserem Beitrag Achillessehnen-Probleme. Dort wird die Übung beidfüßig beschrieben. Dr. Tom Michaud empfiehlt hier im Text aber die Übung einbeinig durchzuführen.) Wir empfehlen zudem, die Knie bei der Durchführung der Übung abwechselnd mal gestreckt und gebeugt zu halten.