Über Achilles-Sehnenprobleme habe ich an dieser Stelle schon oft geschrieben. Da aber die Entzündung unserer stärksten Sehne für alle Läufer und Läuferinnen ein großes Problem darstellt, möchte ich heute die Gelegenheit nehmen und hier eine neue Therapieform vorstellen.
Es gibt für uns Läufer hauptsächlich vier große und unangenehme Verletzungen. Erstens das Traktussyndrom, zweitens die Schleimbeutelentzündung unter der Patellasehne, drittens Ermüdungsbrüche im Fuß und schließlich nun endlich die Achilles-Sehnenentzündungen.
Obwohl sich Anmeldungsbruch für manche Ohren ganz furchtbar anhör ist die Achillessehnensentzündung die deutlich unangenehmere Erkrankung. Ein Ermüdungsbruch ist bei einer Trainingspause von 6-8 Wochen in der Regel ausgeheilt. Wenn sich aber die Sehne am unteren Teil der Wade entzündet, dann kann das ganz lange dauern bis man wieder laufen kann.
Nicht nur das, es ist oft eine Operation nötig und es ist auch nicht sicher, ob diese immer gelingt. Aber aus meiner Erfahrung habe ich erlebt, dass eine Operation an der Achillessehne oft zur Rettung einer Laufkarriere führte. Im Gegensatz dazu erlebte ich, dass sich Erkrankungen dieser Art, die sich über mehrere Monate hinzogen schließlich chronisch wurden.
Meist hatten die Erkrankten Angst vor der Operation, mussten sich aber dennoch den Schmerzen beugen und den Eingriff zulassen. Unisono sagten sie danach: "Hätte ich mich doch bloß früher operieren lassen, dann wären mir viele Schmerzen erspart geblieben."
Aber besser als Heilungsversuche und Operationen ist die Vorbeugung und mir wurde jetzt gerade ein Text von Michael Schulze zugesandt. Dieser Artikel wurde von Chiropraktiker Dr. Tom Michaud verfasst. Dr. Michaud lebt in Newton, Massachusetts.
Aus diesem Artikel zitiere ich nachfolgend: Trotz ihrer Breite und beträchtlichen Länge verletzen Läufer ihre Achillessehne mit überraschender Regelmäßigkeit. In einer aktuellen Studie von 69 Militärkadetten, die an einem sechswöchigen Grundlagen-Trainingsprogramm teilnahmen, das unter anderem Langstreckenläufe beinhaltete, zeigte sich, dass 10 von den 69 Kadetten an einer Überlastung ihrer Achillessehne litten.
Das Auftreten dieser Verletzung ist leicht nachzuvollziehen, wenn man sich bewusst macht, wie stark Läufer diese Sehne belasten. Während der Abdruckphase des Laufkreislaufs beispielsweise ist die Achillessehne einer Kraft ausgesetzt, die dem Siebenfachen unseres Körpergewichts entspricht.
Dies entspricht fast dem Maximum an Belastung, dem die Sehne überhaupt standhalten kann, ohne zu reißen(3). Zu diesem hohen Belastungsgrad kommt zudem, dass die Achillessehne mit dem Alter beträchtlich schwächer wird. Somit ist es keine Überraschung, dass diese Sehne so häufig verletzt wird.
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über die funktionelle Anatomie der Achillessehne geben, um Ihnen ein besseres Verständnis der verschiedenen Arten von Achillessehnenverletzungen und den Mechanismen, die diesen zugrunde liegen, zu ermöglichen.
Anschließend werden wir Ihnen die verschiedenen Arten von Achillessehnenverletzungen sowie deren betreffende Behandlungsmethoden erläutern.
Anatomie der Achillessehne
Abbildung 1: Musculus gastrocnemius und Musculus soleus verbinden sich zur dicken Achillessehne. Anatomisch gesehen besteht die Achillessehne aus den vereinten Sehnen des Musculus gastrocnemius (zweiköpfiger Wadenmuskel) und des Musculus soleus (Schollenmuskel). Ein kleiner, dünner Muskel namens Musculus plantaris (Fußsohlenmuskel) verläuft zwischen dem Gastrocnemius und dem Soleus, wird jedoch nicht wirklich als ein Teil der Achillessehne angesehen. Der Gastrocnemius ist der zweiköpfige Oberflächenmuskel, der sich wölbt, wenn Sie auf den Zehenspitzen stehen, während der Soleus tief unter dem Gastrocnemius liegt.
Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Muskeln ist, dass der Gastrocnemius seinen Ursprung über dem Kniegelenk hat, während der Soleus an der Rückseite des Beines und nicht über das Knie verläuft. Daher werden sie auf unterschiedliche Weise gedehnt und belastet.
Ungefähr zwölf Zentimeter über dem Ansatz der Achillessehne an der Fersenrückseite verbinden sich die Sehnen von Gastrocnemius und Soleus und bilden eine einzelne dicke Achillessehne. Diese vereinten Sehnen sind von einer Zellschicht umgeben, die sich Paratenon nennt.
Diese hüllenähnliche Schicht ist reich an Blutgefäßen, die der Ernährung der Sehne dienen. Die Sehne an sich besteht vorwiegend aus zwei Arten von Bindegewebe, die sich Typ-1-Kollagen und Typ-3-Kollagen nennen. In einer gesunden Achillessehne sind 95 Prozent des Kollagens (was 70 Prozent des Trockengewichtes der Sehne entspricht) vom Typ 1, das kräftiger und flexibler ist als das Typ-3-Kollagen. Es sind vor allem die starken Kreuzverbindungen und die parallele Anordnung des Typ-1-Kollagens, denen die Achillessehne ihre Kraft zu verdanken hat.
Die Achillessehne ist in ihrer Beschaffenheit einzigartig, da sie sich an dem Punkt, an dem sich Gastrocnemius und Soleus vereinen, plötzlich zu drehen beginnt. Sie vollzieht dabei eine 90-Grad-Rotation, bevor sie an der Fersenrückseite ansetzt. Diese extreme Drehung verbessert die Effizienz des Laufens beträchtlich, da die Sehne dadurch wie eine Feder arbeiten kann: sie fängt die Energie der Gravitationskräfte ab, die während der Anfangsphasen des Gangzyklus entstehen, und gibt diese in Form eines elastischen Rückstoßes während der Abdruckphase wieder zurück.
Tatsächlich haben aktuelle Studien belegt, dass der Gastrocnemius und der Soleus relativ wenig Arbeit während der Abdruckphase verrichten. Demnach würden sie weniger als kleine, den Körper vorwärts bewegende Motoren arbeiten, wie bislang angenommen worden war. Vielmehr scheint es, als wäre ihre Hauptaufgabe, die Enden der Achillessehne fest zusammen zu halten, so dass die Sehne selbst, einem starken Gummiband gleich, Kraft speichern und wieder abgeben kann.
Die Annahme, dass Muskeln vor allem dazu dienen, die Belastung von federähnlichen Sehnen auszugleichen, wurde erstmals in einer Studie von Roberts und Mitarbeitern belegt, die vor zehn Jahren veröffentlicht wurde.
Diese Wissenschaftler implantierten chirurgisch spezielle Kristalle und ein Dehnungsmesser in den Gastrocnemius und die Achillessehnen von Truthähnen, die daraufhin gezwungen wurden, auf Laufbändern zu laufen. Sie stellten fest, dass sich die Muskellänge, wenn die Truthähne schneller liefen, nicht signifikant veränderte (etwa 7% Änderung mit jedem Schritt) und dass die Muskeln gerade genug Kraft aufbrachten, um die Sehnen gedehnt zu halten und Ihnen so zu ermöglichen, Energie zu speichern.
Durch die Berechnung von Muskelaktivität und Kraftaufbringung zeigten die Wissenschaftler, dass die Speicherung und Wiedererzeugung von Energie in den gedehnten Sehnen für mehr als 60 Prozent der Arbeit des Muskel-Sehnen-Komplexes verantwortlich sind.
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, dass die federähnliche Bewegung der Achillessehne dazu dient, die Stoffwechsel-beanspruchung beim Laufen durch eine Reduktion der Muskelbelastung (die Kalorien benötigen, Wärme erzeugen und die Beseitigung von Schadstoffprodukten wie Laktat verlangen) zu reduzieren. Durch ein passives Speichern und Wiederherstellen von Energie ermöglicht die Achillessehne dem Bein, wie ein sehr effizienter Springstock zu funktionieren.
Peter Greif, das bedeutet: Wenn jemand eine verletzte oder schlecht verheilte Achillessehne hat, dann wird er erheblich an Lauf-und Sprungleistung verlieren und hat danach sehr große Schwierigkeiten wieder an seinen alten Standard heranzukommen.
Als Beispiel mag Ariane Friedrich dienen, von ihr wurde berichtet in der Zeitschrift Leichtathletik: "Ihr Comeback nach 13-monatiger Verletzungspause hatte sich die Frankfurterin anders vorgestellt: In Hustopece (Tschechische Republik) überquerte sie 1,84 Meter, eine Woche darauf in Arnstadt war nach 1,85 Meter Endstation. Höhen, die die deutsche Rekordhalterin einst noch nicht einmal zum Wettkampf-Einstieg hatte auflegen lassen.
Dass es noch nicht besser läuft, wurmt Ariane Friedrich. "Im Training bin ich schon da, wo ich mal war", erklärt sie. Und auch ihr Trainer und Manager Günter Eisinger bestätigt: "Ariane ist körperlich in bombastischer Verfassung." In einzelnen Übungen erziele sie sogar bessere Werte als vor der Verletzung. Doch es hapert an der Technik, an der Körpersteuerung und am Gefühl für den perfekten Anlauf."
Da irrt die gute Ariane. Wie oben beschrieben wird bei der Heilung der Achillessehne erst Typ-3-Kollagen produziert, welches jedoch relativ schwach und unbeweglich ist. Damit wird die Spannkraft der Sehne reduziert und die Federwirkung damit verschlechtert. So kann sie trainieren was sie will, es wird einfach eine Zeit dauern bis ihre Achillessehne wieder völlig gesund ist, dann wird sie auch wieder richtig hochspringen können. Wir alle hoffen, dass dies im olympischen Endkampf 2012 in London so weit sein wird.