Eigentlich sollte mein Thema heute ein anderes sein, aber das kommt nachfolgend. Die nachfolgende Presseinformation hat mich so fasziniert, dass ich dich auch gleich an dieser guten Nachricht teilhaben lassen möchte, denn die geht uns Ausdauersporttreibenden doch runter wie Hefeweizen. Im Klartext heißt sie: Wir bleiben länger jung.
Wissen wir natürlich schon, wenn auch das Knie schmerzt und die Achillessehne jammert. Wir Ausdauerathleten(innen) sind nicht nur fitter, sondern auch zu größeren Geistesleistungen fähig. Unbedingt lesen am Ende dieses Newsletters: Dr. Ulrich Strunz: "Viel Speck, wenig Hirn".
Und nun wissen wir auch, dass wir einfach langsamer alt werden. Sagt Uli Strunz schon seit Jahrzehnten. Dies ist jetzt bewiesen und die Grundlage dazu ist gerade mit dem Nobelpreis gekrönt.
Lies einmal die nachfolgenden Zeilen und genieße:
Telomere als Marker für den Alterungsprozess von Zellen.
Eine wichtige Rolle beim Alterungsprozess von Zellen spielen die Enden der Chromosomen, die als Telomere bezeichnet werden. Erst in dieser Woche erhielten drei amerikanische Forscher für ihre Entdeckung, wie Chromosomen durch Telomere und das Enzym Telomerase geschützt werden, den Medizin-Nobelpreis 2009.
Die Arbeit von Dr. Christian Werner konnte sowohl experimentell als auch in einer Studie mit Sportlern und Nicht-Sportlern verschiedenen Alters erstmals zeigen, dass Ausdauertraining das Enzym Telomerase in Blutzellen aktiviert. Dieser Effekt tritt bereits bei jungen Athleten auf und setzt sich bis in höhere Altersgruppen fort.
Während sich bei älteren Nicht-Sportlern - als Ausdruck des Zell-Alterungsprozesses -deutlich verkürzte Telomere fanden, war die Telomer-Länge bei den älteren Sportlern messbar weniger verkürzt und damit "konserviert".
"Die von Dr. Christian Werner vorgelegten Forschungsergebnisse an jungen und älteren Athleten sowie an nicht-sportlichen Kontrollpersonen helfen zu erklären, welche molekularen Mechanismen hinter den positiven Effekten von Ausdauersport auf das Herz- Kreislauf-System stehen", so Prof. Dr. med. Hellmut Oelert, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Stiftung für Herzforschung. "Sie sind für die Vorsorge von Herz-Kreislauf- Erkrankungen hochrelevant, da das Altern der Hauptrisikofaktor für deren Entstehung ist." Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V., Pressestelle.
Das hat eben einen richtigen Ruck in mir gegeben und ich habe mir vorgenommen heute Nachmittag meine Telomerase tüchtig zu aktivieren. Schade das Dr. med. Christian Werner nicht gleich mit gemessen hat, welches Training die Telomere nun am wenigsten verkürzt. Meine Spekulation: Umfangstrainings! Wette, dass das irgendwann wissenschaftlich belegt wird? Und so habe ich den Übergang geschafft zum nächsten Thema: HIT gegen Umfang.
Km oder Tempo?
In der letzten Woche hatte der Autor dieser Zeilen versprochen, wie man geschickt ein Tempo- mit einem Umfangstraining kombiniert. In dem zitierten Artikel "Intensivtraining versus Volumentraining" wurde hingestellt, das hochintensives Training (HIT) schneller und erfolgreicher zu Leistungszuwächsen führt. Dies wurde auch mit Versuchen belegt. Leider nur über einen Zeitraum von 4 Wochen. Sieger war klar das Intensivtraining.
Da geht dem Läufer natürlich das Herz auf. Weniger aber schneller trainieren und noch mehr Erfolg haben, dass ist doch großartig. Du weißt vielleicht, dass ich schon eine lange läuferische Geschichte hinter mir habe. So sind eine schon große Anzahl von Trainingsmethoden durch meine Beine und Hirn gegangen. Besonders in meiner Berliner Zeit beim SCC von 1973 – 1980 konnte ich fast alle Fassetten des Lauftrainings kennen lernen. Es war eine tolle Lehrzeit für einen Anfänger.
In der jetzigen Bundeshauptstadt tummelten sich so an die zehn Leistungstrainingsgruppen, die meist jeweils einer individuellen Trainingsphilosophie folgten. Am meisten erstaunte mich die Gruppe, die der Philosophie des gerade vor meinem Eintritt verstorbenen Trainers Arthur Lemke folgte.
Dessen Idee ist kurz beschrieben: Jeden Trainingstag 10000 m auf der Bahn im Mommsenstadion so schnell es geht. Das war wirklich HIT. Da gab es einen H.W., der machte das wirklich. Nur zweimal wöchentlich trainierte er im Wald und auf der Straße, ansonsten waren die 25 Runden dran. Damit kam er aber immerhin zu einer 29-er Zeit über 10000 m.
Nur eines wunderte mich wiederholt. In jedem Rennen – wirklich, ich sah von ihm niemals etwas anderes – ging H. zu schnell an. Bei Deutschen Meisterschaften führte er meist in den ersten Runden das Feld an und starb dann den langen Läufertod.
Ich dachte mir damals: "Entweder ist er zu blöde oder seine Trainingsmethode taugt nichts". Trotzdem versuchte ich es mit dem 10000 m-HIT, aber nur zweimal in der Woche. 25 Runden im Stadion absolut am Anschlag. Vor dir jemand, den du einholen willst und hinter dir Holger Meier, der dir das gespaltene Ding aufreißen möchte, um dir deinen Rang streitig zu machen.
Ich kann dir sagen, dagegen sind 35 km mit Endbeschleunigung ein Softitraining. Danach ließ ich mich dann erst einmal ein- bis zwei Tage nicht sehen im Stadion. Im Spandauerforst auf meinen Haustrecken leckte ich dann im regenerativen Tempo meine Runden. Verwunderlich nur, dass es mit mir gerade in dieser Zeit nicht mehr so richtig aufwärts ging. Sollten zweimal hochintensives Training, mit der Vorgabe so schnell wie möglich, über 10 km etwa zuviel sein, fragte ich mich?
Scheinbar war das so, besonders weil das im Winter auch weiter ging. Immer drauf, was ging. Mit der Zeit nahmen die Zweifel überhand, denn auch meine Marathonzeiten stagnierten. Meine Bestzeit von 2:33 h wollte nicht fallen. Immer wieder brach ich am Ende ein und jammerte schließlich im Joggingtempo in das Ziel. So fing ich an, mich so nach und nach von dem Stadionkreisel zu verabschieden. Andere hatten dieses 10000 m-Qualtraining auch satt. Die Reihen im Mommsenstadion lichteten sich.
Aber die Läufer waren nicht weg oder beendeten ihre Karriere. Man organisierte sich neu. So langsam fand sich dann eine Gruppe im SCC Charlottenburg zusammen, die ähnlich dachten und fühlten. Wir gingen raus aus dem Stadion und verlegten unsere Haupttrainingstage montags und mittwochs auf Wald und Straße. Wir liefen deutlich höhere Umfänge und das Tempo wechselte ständig.
Dieses Training saß. Es wurde noch viel experimentiert. Wir kannten noch nicht die genaue wirksame Mischung zwischen Umfang und Intensität. Es kamen andere Trainer wie Heinz Uth dazu, der auch neue Ideen mitbrachte. Schritt für Schritt mit viel konstruktivem Streit kam ein Teil unserer 10 – 20 Personen starken Gruppe zu einem Trainingskonsens. Und wir hatten durchgängigen Erfolg. So wurde aus diesem beratenen, erstrittenen und heraus experimentierten Trainingskonsens eine Erfolgsgeschichte. Sie ist heute noch die Grundlage des Trainings im Greif Club.
Weiter im Newsletter nächste Woche mit: Hochintensives Training in der Praxis.