Ist das Fußgelenk unsere Achillesverse? Es scheint so! Vielleicht erinnerst du dich, dass ich in diesem Sommer, am 22. und 29.07.2014, zwei Texte über das Seilspringen geschrieben habe. Hier die Links dazu: Newslettertext 1 und Newslettertext 2.
In diesen Texten stand, warum und wieso das Seilspringen für uns besonders wichtig ist. Doch nur eines wurde verschwiegen: Ich habe versucht, selbst wieder Seil zu springen. Und was war das Resultat?
Ich konnte absolut nicht mehr Seilspringen, und das hat mich total geschockt. Nicht einen einzigen Sprung bekam ich hin. Eine Übung, die ich noch vor 20 Jahren virtuos beherrschte.
Wie kann so etwas sein? Denn andere Übungen aus unserem Athletikprogramm beherrsche ich noch? Dazu solltest du wissen, dass ich im letzten Herbst-Winter überhaupt kein Athletikprogramm durchführen konnte, weil meine Gleichgewichtsstörungen es nicht zuließen.
In dieser Saison geht es wieder deutlich besser. Ich kämpfe mich wieder mit aller Kraft an alte Fähigkeiten heran. Und das funktioniert eigentlich sehr gut. Nur das Hüpfen will mir nicht gelingen.
Eine weitere Übung macht mir in der gleichen Muskelgruppe auch erhebliche Probleme. Wir nutzen diese Übung auch zum Dehnen der Achillessehne. Dabei stellst du dich mit dem Vorderfuß auf einen Treppenabsatz. Du senkst dann die Ferse ab, dehnst dabei die Achillessehne und jetzt kommt‘s: Du stellst dich auf die Fußspitze. Das Ganze wird nur mit einem Fuß gemacht und du wirst dabei spüren, welche Kraft du dazu aufwenden musst.
In früheren Jahren konnte ich das 35-Mal hintereinander machen. Jetzt sind es nur noch fünf bis sechs Körperanhebungen. Verflucht nicht noch einmal, denkt man, warum kann ich zum Beispiel mit meinen Bauchmuskeln oder den Muskeln rund ums Knie noch alles so wie früher machen und nicht mit denen um das Fußgelenk.
Es war mir nicht möglich, dieses Problem zu lösen. Aber wie es der Zufall so will, kam ich auf die wissenschaftliche Webseite von Runners World, die ich sporadisch besuche. Dort findet man die Texte von Alex Hutchinsons Lauflabor.
Schon der Titel des aktuellen Textes stach mir ins Auge:
„Muskeln um die Knöchel sind ein Begrenzungsfaktor im Alter“.
Dort wurden exakt die Probleme aufgeführt, die ich weiter oben beschrieben habe. Sie sind hier gekürzt weitergegeben:
„Wenn man älter wird, beginnen verschiedene Muskeln im Körper weniger effektiv zu arbeiten. Aber welcher ist der Schlüsselmuskel, der am wichtigsten für das Gehen und Laufen ist?
Dieser Frage ist eine finnische Forschergruppe der Universität von Jyväskylä in einer Studie, die im Journal of the Royal Society: Interface erschienen ist, auf den Grund gegangen.
Die Ergebnisse zu den Knöcheln hingegen legen eine andere Vermutung nahe. Schon beim normalen Gehen ist die ältere Gruppe nicht imstande, besonders viel Kraft im Knöchelbereich zu erzeugen; dieses Ergebnis steht mit früheren Studien im Einklang.
Der altersbedingte Unterschied wird noch ausgeprägter zwischen Laufen und Gehen: Je älter man wird, umso weniger (Sprung-)Kraft wird am Knöchel erzeugt.
Warum ist der Knöchel in diesem Zusammenhang scheinbar so einzigartig? Ein Erklärungsversuch der Forscher ist mit der Tatsache verbunden, dass die Knie- und Hüftmuskulatur dazu neigt, groß und stark zu sein, während die Muskeln um den Knöchel eher kleiner sind.
Das heißt also, dass während des Gehens oder Laufens in der Regel ein viel höherer Prozentsatz der maximalen Kraft am Knöchel als am Knie oder der Hüfte aufgewendet werden muss. Das bedeutet, dass wenn man älter wird und die Muskel beginnen, sich überall im Körper abzubauen, der Knöchel wahrscheinlich viel früher ein Begrenzungsfaktor für die Bewegungsleistung sein wird als die anderen Gelenke.
Also, wie kann man dem vorbeugen? Eine ganz naheliegende Möglichkeit wäre, etwas mehr Zeit und Energie für die Stärkung der Muskulatur und Plantarflexion des Knöchels (Beugen des Fußes im Sprunggelenk in Richtung Fußsohle) aufzuwenden.
Natürlich ist es verfrüht, basierend auf einer biomechanischen Studie neue Übungsprogramme zu entwerfen. Doch man wird sehen, ob die Forscher mit einer Trainingsstudie nachziehen, um zu untersuchen, welche Auswirkungen eine kontinuierliche Knöchelstärkung auf den Leistungsabbau beim Gehen und Laufen im Alter hat.“
Selbstverständlich werden wir kein neues Übungsprogramm entwerfen müssen, denn dieses haben wir mit dem Seilspringen schon eingesetzt, bevor diese Studie hier bekannt wurde.
Insgesamt erscheinen vor meinem inneren Auge die Bilder von Läufern und Läuferinnen, die ich schon seit Jahrzehnten kenne. Früher liefen sie wie die Gazellen und heute im fortgeschrittenen Alter trappeln sie eher wie die Elefanten.
Das ist nicht despektierlich gemeint, sondern einfach Fakt. Und wer will, kann sich mit dem Seilspringen wieder der Gazelle nähern. Ganz sicher kannst du in deinem Heimatort ein Springseil kaufen oder es bei uns im Shop für gerade einmal 6 Euro erwerben: