Dieser Titel wird Dich sicher erschrecken, aber die Aufklärung folgt: Dieser Mensch wohnt in Berlin und startet für den SCC und ist gebürtiger Iraner. Wie ich gehört habe, soll er sich auch schon einmal mit wahrscheinlich betrügerischen Maßnahmen für die iranische Nationalmannschaft für eine Erdteilmeisterschaft qualifiziert haben.
Letzteres kann ich nicht beweisen, aber für alles andere gibt es Zeugen und Daten. Dieser Mensch ist ein so unverfrorener Betrüger, wie ich es mir niemals in meinem Leben habe vorstellen können. Erstmals lernte ich Nadalipour bei einem Berlin-Marathon Ende der neunziger Jahre kennen.
Ich stand zusammen mit Thomas Steffens, dem damaligen Chefredakteur der Zeitschrift "Runners World", am Olivaer Platz und wir betrachteten den Einlauf der zweiten Spitzengruppe mit Läufern, die gerade noch unter die 2:20 h Stunden kommen würden.
Mir fiel sofort ein Aktiver in das Auge, der nicht zu den Figuren unter diesen Spitzenathleten passte. Relativ klein und stämmig, dicke Beine und ein Schritt wie ein Drei-Stundenläufer. Sofort war mir klar da läuft jemand, der dort nicht hingehört und sagte zu Thomas: "Thomas, schau mal, da läuft der Betrüger!" Wir lachten uns beide schlapp über diese Type und wir nahmen eigentlich an, dass dort jemand lief, der unterwegs aufgegeben, umgedreht hat und nur noch in Richtung Ziel und nicht durch dieses läuft. So verfolgten wir die ganze Sache nicht weiter.
Aber in meinen Augen hatte sich diese Figur eingebrannt. Ein paar Jahre später beim Frankfurt-Marathon, den ich mir auch nur von außen ansehen konnte, bat mich der damalige Sprecher dieses Events Burckhardt Swara: "Peter, pass doch einmal auf, auf den Läufer mit der Startnummer XXX, der hat sich hier bei uns gemeldet und viele unglaubliche Zeiten aus dem Ausland angegeben, mit Resultaten unter 2:20 Stunden, der sieht aber so aus, als wenn er niemals unter drei Stunden kommen kann."
Beim Start liefen mein Freund Detlef Kretschmer und ich die Runde rückwärts zum Halbmarathon-Wendepunkt und wir sahen uns an diesem Punkt jeden Läufer genau an und blieben dort bis zu der Wettkampfzeit von 1:30 h. Der Läufer mit der Startnummer XXX kam nicht an uns vorbei.
So dachten wir: "Wenn der Typ jetzt betrügen will, dann muss er ja von der anderen Seite zum Ziel streben." Also wir beide zurück in Richtung Ziel und liefen den ankommenden Spitzenläufern entgegen. Und es dauerte nicht lange, da kam uns der Läufer mit der gesuchten Startnummer entgegen und zwar auf dicken Wollsocken mit den Schuhen in der Hand.
Und du glaubst es nicht, es war der damals in Berlin schon erkannte Betrüger. In diesem Moment wurde mir klar, dass Berlin kein Zufall war, dieser Läufer ist ein professioneller Betrüger. Mir war klar, dass er mit dem Ausziehen seiner Schuhe erklären wollte, warum er denn bei der Halbmarathon-Zwischenzeit nicht zu finden war.
Da packte mich die Wut und ich lief neben ihm her und schrie: "Betrüger, Betrüger, Betrüger!" Und er antwortete mir: "Faschist, Faschist"! "Was, sagte ich Faschist? Dir werde ich den Faschisten zeigen" und riss ihm die Startnummer ab. Er lief aber unbeeindruckt weiter.
Im Ziel erkannte ihn Burkhard Swara auch sofort und wies per Lautsprecher darauf hin, dass dort ein Läufer ohne Wertung einläuft und so wurde er auch disqualifiziert. Er beschwerte sich dann bei der Organisation mit den Worten: "Ein Riese hat mich unterwegs verprügelt." Auf die Nachfrage warum er denn auf Socken mit den Schuhen in der Hand die Ziellinie überquert habe, antwortete er: "Ich hatte schon vor dem Halbmarathon ganz schlimme Blasen an den Füßen."
Dieser Typ hatte dann auch noch die Chuzpe sich an unseren Messestand in der Jahrhunderthalle zu stellen und so zu tun, als wenn er mich nicht kennen würde. Jeden, der an diesem Stand arbeitete, machte ich auf ihn aufmerksam. Und so kannte jeder aus meiner Umgebung Ghassem Nadalipour.
Und die Geschichte ging weiter: Vielleicht zwei Jahre später bei einem Berlin-Marathon war ich laufenderweise als Betreuer unterwegs und als ich zurück kam berichtete mir mein Mitarbeiter Detlef Kretschmer und Theo Zeelen: "Peter, Du kannst dir nicht vorstellen was Nadalipour jetzt wieder für eine Nummer abgezogen hat."
Und sie berichteten, dass sie ihn schon am Start gesehen hatten, weil er in den vorderen Reihen, damals noch am Ernst-Reuter-Platz, stand. Und sie konnten ihn mit den Augen verfolgen, wie er sofort nach dem Start in eine Seitenstraße nach rechts einbog. Im dem Augenblick konnten sie sich keinen Reim auf sein Verhalten machen und waren dann völlig überrascht, als Nadalipour mit Skatern aus der gleichen Straße wieder heraus kam und die gestarteten Läufer nun auf Rädern verfolgte.
In der Ergebnisliste fand man ihn dann aber wieder als Läufer. Also muss er unterwegs die Skater wieder abgeschnallt haben, um in das Ziel zu Fuß einlaufen zu können. Wir fanden das noch gar nicht so schlimm und lachten uns fast krumm über diesen Menschen. Wir waren uns damals noch nicht darüber im Klaren, wie er alle anderen Mitlaufenden und speziell die Läufer seiner Altersklasse schädigte.
Mehrfach sah ich den Iraner dann später innerhalb von anderen Marathonfeldern, konnte aber nichts Betrügerisches mehr bei ihm erkennen. Ich nahm das auch nicht ernst, denn ich hatte und habe anderes zu tun, als mich um solche Typen zu kümmern. Das änderte sich aber bald.
Im Jahr 2010 erwischte ich ihn mit seiner "Superbombe": Damals stand ich beim Hamburg-Marathon am Kilometer zehn und wartete auf die ersten Läufer, die bald ankommen würden. Zufällig schaute ich mich um, auf die Gegenseite und sehe dort Nadalipour in Wettkampfklamotten auf dem Fahrrad sitzen. Und ich denke: "Was hat er denn jetzt wieder vor, er fährt doch in die verkehrte Richtung in Richtung Wende?"
Einen Reim konnte ich mir auf dieses Verhalten nicht machen. So blieb ich bei Kilometer zehn stehen und wartete bis alle, die ich kannte an mir vorbei gezogen waren. Als ich gerade wieder starten wollte zum nächsten Punkt, kam mitten zwischen den Läufern ein Geher an mir vorbei und du ahnst es wohl schon, es war wieder Nadalipour. Da reichte es mir und zum ersten Mal schritt ich ein und meldete diesen Betrug beim Veranstalter, der ihn auch sofort aus der Ergebnisliste rauswarf.
Seinem Ruhm gab das aber keinen Abbruch. Hier, in diesem Video lässt sich Ghassem Nadalipour als Sieger feiern. Untertitel dieses Videos: "Der Exiliraner Ghassem Nadalipour hat bei dem diesjährigen Möbel Kraft Hamburg-Marathon am 25. April den 1. Platz bei den Walkern belegt. Herr Nadalipour hat mehrere Internationale Wettkämpfe für sich verbuchen können."
So wird er von Walker-Kollegen gelobt: "Endlich mal ein Treppchenplatz und dann gleich ganz oben, das Ganze auch noch keineswegs kampflos, insoweit bin ich zufrieden, auch wenn mir klar ist, dass ich gegen Ghassem Nadalipour in Bestform nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte. Wir wünschen Ghassem und seinem Club SCC Berlin weiterhin viel Erfolg." Da kommt einem dann doch die Galle hoch.
Du kannst ihn auf diesem Video ganz links, von dir aus gesehen, anschauen. In der 21. - 22. Sekunde siehst du ihn im dunkelroten Trikot mit der Nummer W92 in das Ziel laufen.
Das waren meine persönlichen Abenteuer mit Ghassem Nadalipour. Und jetzt wirst du dich fragen, warum ich dann gerade über diesen Menschen im Newsletter schreibe. Heute ist der 15.10.2012 und gestern schaute ich mir die Ergebnisliste vom Berliner Grand 10 km-Lauf an und wen finde ich auf Platz 91?
Sieh einmal selber unten und was fehlt hier in der vorläufigen Ergebnisliste dieses Wettkampfes beim Namen Ghassem Nadalipour? Die fünf Kilometer Zeit! Er hat wieder einmal getrickst und abermals seine Mitläufer betrogen.
89 | Günther, Thorsten (GER) | M30 | actiVita Paderborn | 18:09 | 37:25 | 37:20 |
90 | Uridat, Sebastian (GER) | MU23 | LAV Bayer Uerdingen/Dorma... | 18:16 | 37:30 | 37:21 |
91 | Nadalipour, Ghassem (IRI) | M50 | SCC Berlin | fehlt | 38:28 | 37:22 |
92 | Le Noach, Yoann (FRA) | MH | 17:52 | 37:29 | 37:24 | |
93 | Rothe, Carsten (GER) | M45 | jk running | 18:25 | 37:34 | 37:25 |
Wenn du dir bei Google seine sportliche Vita anschaust, dann kannst du sehen in welchen internationalen Bereichen er läuferisch tätig war. Bei der Anzahl der Beweise und der Augenzeugen kann man davon ausgehen, dass er auch im Ausland betrügerisch unterwegs war.
Darum fordere ich alle, die sich organisatorisch mit Meldungen bei Wettkämpfen befassen, auf Ghassem Nadalipour auf Lebenszeit zu sperren. Genauso sollten alle Verbände handeln. Dieser Mann hatte genug auf dem Kerbholz und sein Betrug über Jahrzehnte gepflegt. Er hat nicht verdient sich noch mit anderen auf Bahn oder Straße zu messen.
Ich nehme an, dass er immer wieder durch die Lücken geschlüpft ist, denn es kannten ihn schon viele und wussten auch, dass er betrügt. Aber es wechselten die Veranstaltungsagenturen und viele der älteren Läufer und Läuferinnen verschwanden aus der Szene und damit das Wissen. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass es noch jemand gibt der seine Betrügereien schon im letzten Jahrtausend beobachtet hat.
Eine Bitte habe ich noch: Es werden jetzt nach Veröffentlichung dieser Zeilen einige von uns ganz gewaltig wütend sein, weil sie so hinters Licht geführt und um ihre sauer verdienten Platzierungen betrogen wurden. Ich habe so eine Ahnung, dass man eventuell dem Exiliraner es mit körperlicher Gewalt heimzahlen möchte. Ich bitte jeden: Halte dich zurück, bestrafe ihn mit Nichtachtung und mit nichts anderem, denn im Grunde genommen ist er ja ein armer Hund, der sich auf diesem Wege in ein helleres Licht stellen wollte.