High-Speedaufnahmen zur besseren Laufanalyse
Heute findest du in diesem Newsletter etwas ganz Außergewöhnliches. Ich möchte Dir Highspeed-Videos von Läufern in Aktion vorführen. Soweit ich weiß, hat noch niemand auf dieser Welt solche Aufnahmen in Serie gemacht. Das Ganze hat uns Geld gekostet, sehr viel Geld, aber es hat sich gelohnt.
Diese Videos (siehe unten) haben wir gedreht in unserem Trainingslager in Wolfshagen im August 2012. Jeder der hier gezeigten Läufer wurde dreimal gefilmt. Beim ersten Mal mit einer Gesamt-Körperaufnahme und mit einer Geschwindigkeit von 3.000 Bildern pro Sekunde.
Die zweite Aufnahme zeigt nur noch den Unterschenkel mit dem Fuß. Hierbei lief der Proband im extensiven Dauerlauftempo. Bei der dritten Aufnahme rannte er dann im Halbmarathon- bis Marathon-Renntempo. Bei diesen Bildern wurde eine Aufnahmegeschwindigkeit von 5.000 Bilder pro Sekunde gewählt.
Unser Ziel war es, zu überprüfen, wie die Läufer und Läuferinnen ihren Fuß nach erfolgter Schwungphase aufsetzen. Wir hatten schon oft einmal normale Zeitlupenaufnahmen genutzt um die Aufsetzphase des vorderen Beines (Sprungbein) zu erkennen. Leider sind die gewöhnlichen Zeitlupenaufnahmen nicht dazu geeignet diese Aufsatzphase genau zu erkennen.
So findet man im Internet jede Menge Zeitlupen Aufnahmen von Läufern, denen man einen komplett negativen Fersenaufsatz zuschreibt. Ich bin auch auf diese Videos hereingefallen und ärgere mich heute noch darüber. Ein Video ist eine Werbeaktion einer amerikanischen Firma und ist in großen Teilen verfälscht.
Besonders im hinteren Teil mit den Streckwinkeln der Beine kann ein geübter Physiotherapeut klare Fälschungen erkennen. Die dort gezeigten Streckungswinkel der ausgestreckten Beine nach hinten sind nach Aussagen unseres Haus-Physios Carsten-Olaf Möller völlig unmöglich. Carsten sagt dazu: "Diese Aufnahmen sind manipuliert."
Ich habe dann versucht meine eigenen Augen so zu trainieren, dass ich den gesamten Bewegungsablauf eines Laufschritts analysieren kann. Bei Studien die ich in einen unserer Trainingslager machte, meinte ich zu erkennen, dass niemand von den Teilnehmern mit der Ferse aufsetzte.
Auch beim letzten Hannover-Halbmarathon habe ich das ganze Feld an mir vorbeiziehen lassen und nur auf die Füße geschaut. Ich konnte bei niemanden, auch bei den ganz Langsamen, keinen Fersenaufsatz sehen.
Und so kam dann die Idee mit den High-Speedaufnahmen. Erst wollten wir uns über unsere Firma selbst solch eine Kamera kaufen, aber als wir den Preis von € 50.000 gehört haben, wurde uns dann doch leicht schlecht. Und wir begannen zu verstehen, warum noch niemand solche Videos von Läufern gedreht hat.
Also versuchten wir in Deutschland jemand zu finden der so eine Kamera hat und in der Lage ist die gewünschten Videos zu drehen. Aber auch diese Angebote waren einfach unbezahlbar. Aber schließlich und endlich fanden wir doch einen Videoprofi, der uns die Aufnahmen zu einem gerade noch erträglichen Preis gedreht hat.
Du kennst sicher den Streit um den Fersen-, Mittefuß- und Ballenaufsatz. Jeder der Fachleute hat eine Meinung und alle zusammen gesehen, konnte sie niemand korrekt belegen. Meine Meinung war, dass der Aufsatz eine Frage der Laufgeschwindigkeit ist. Und so haben wir unsere Videos auch mit zwei deutlich unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten gedreht. Und es zeigte sich, dass es bei fast allen Läuferinnen und Läufern bei der langsameren Geschwindigkeit zu einem leichten Fersenaufsatz und bei der schnellen Geschwindigkeit zu einem Mittelfußaufsatz kam.
Man darf sich aber auch von den High-Speedaufnahmen nicht täuschen lassen. Der Fußaufsatz ist vollzogen wenn der Schuh an einer Seite in seiner Gesamtheit den Boden berührt hat und es zu der natürlichen Pronation kommt. Erst danach lastet der Druck des Körpers auf diesem Schuh. Die vorhergehende Berührung des Bodens mit der äußeren Ferse ist noch kein Aufsatz. Denn hier ist der Fuß noch in Bewegung. Ich habe diesen Teil der Bewegung als "Einschleifen" bezeichnet.
Man kann dieses bei sehr vielen Läufern auch am ausgezogenen Schuh sehen. Der hintere äußere Teil der Außensohle des Hackens ist der am stärksten abgeschliffene Teil dieser Sohle. Bei Vorfuß- läufern findet man diesen Abschliff nicht.
Wichtig ist auch den Aufsatz von der Innenseite aus zu betrachten. Hier kann man sehen, dass es eigentlich so aussieht als ob der Fuß schon ganz aufgesetzt hat, aber unter der Sohle der Innenseite noch reichlich Luft vorhanden ist.
Ganz wichtig ist, dass Du die Kompression der Mittel-Fußsohle betrachtest. Hier kannst Du genau sehen welche Belastung auf sie zukommt. Meistens ist es genau im Mittelfußbereich. Du siehst auch, dass da, wo bei vielen Laufschuhen in der Ferse eine Extraverstärkung eingebaut wird, oft gar keine Kompression der Mittelsohle auftritt.
Bitte beachte beim Betrachten der Videos auch das Sprungverhalten der Probanden. Wichtig ist der vertikale Sprung, also die Vorwärtsbewegung, der sollte möglichst lang sein und der horizontale Sprung nach oben muss für jeden Läufer möglichst klein sein.
Wenn jemand sagt, "Oh, schau mal, der hatte aber einen schönen Laufstil!" Dann meint er immer jemand der besonders känguruhaft hüpft. Das sieht zwar sehr schön aus, ist aber für Langstreckenläufer uneffektiv. Bei Mittelstrecklern ist so ein Hopserlaufen noch nicht das große Problem, aber zum Beispiel für einen Marathonläufer wäre es eine ziemliche Katastrophe.
Der sehr vertikale Laufstil erfordert erhebliche Kraft und ist damit für einen Ausdauerläufer uneffektiv. Leider gibt es noch eine ganze Menge Trainer, die ihre Anvertrauten "Sprungläufe hoch" üben lassen. Sie tun das, weil sie nichts anderes gelernt haben, denn in den Landesverbänden des DLV's werden solche Sprungläufe empfohlen Leider! Wichtig wäre für Läufer unserer Couleur "Sprunglauf weit" zu trainieren.
Du wirst dich dann gleich fragen, warum wir diese Sprungläufe nicht in unseren Trainingsurlauben machen. Der Grund war, dass wir deutlich negative Erfahrung damit gemacht haben. Wenn es früher zu Verletzungen kam, dann war es immer bei den Sprungläufen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Teilnehmer an solchen Maßnahmen im Schnitt 45 Jahre alt sind und athletisch relativ untrainiert sind. So haben wir diese Übungen gestrichen, denn sie sind nicht so wichtig, dass wir durch sie eine Verletzung riskieren.
Das war in früheren Jahren noch anders. Ich hatte damals das gesamte Athletiktraining meiner Spitzenathleten auch den Teilnehmer unserer Trainingsurlaube zugemutet. Meist auch weil diese davon gehört hatten und die Übungen unbedingt lernen wollten.
Mit den Jahren lernte ich dann aber, dass man gereiften Läufern nicht alles das zumuten kann, was Leistungssportler locker vertragen können.
Nun wünsche ich dir noch viel Spaß beim Anschauen der Videos und hoffe, dass du dich selbst unter diesen Läufer und Läuferinnen wieder finden kannst.
Ganzkörper-Aufnahme
Christian 01
Doris 01
Eckhard 01
Gaby 01
Henry 01
Jan 01
Joerg 01
Katrin 01
Lukas 01
Mark 01
Patricia 01
Peter 01
Robert 01
Siegfried 01
Thomas 01
Uli 01
Ute 01
Werner 01
Willy 01
Wolli 01