Du kennst vielleicht unseren kostenlosen Marathon-Trainingsplan "Count-Down zur Bestzeit". Als ich diese Trainings-Anweisung vor einigen Jahren überarbeitet habe, fügte ich eine Temposteuerung nach der geplanten Marathonzeit hinzu. Bei unseren individuellen Plänen steuern wir aber auch das Marathon-Trainings-Programm nach der 10 km-Wettkampfzeit.
Und das sorgt für Verwirrung! Weil das oberflächlich betrachtet ein scheinbarer Widerspruch ist. Wenn man aber genau hinschaut, dann bemerkt man schnell, das die Tempo-Steuerung nach der 10 km-Zeit der bessere Weg ist. Weil es einfach unterschiedliche Begabungen gibt. Schaue dir bitte einmal die ganz unten stehende Tabelle an:
In dieser Tabelle ist natürlich nicht nur der Trainingszustand verborgen, sondern auch das Talent. Schaue dir nun einmal folgende Tabellenzeile an:
0:40:00 | 1:28:00 | 3:04:00 | 3:06:00 | 3:08:00 | 3:10:00 | 3:12:00 | 3:16:00 |
Mit einer Leistungsmöglichkeit von 40 min/10 km kann zum Beispiel Läufer X 3:04 laufen und Läufer Y nur 3:16 h. Wahrscheinlich ist dabei Läufer Y nicht nur ein Spaßrunner, sondern läuft die lange Strecke so langsam, weil ihm nicht die entsprechenden Anteile von Ausdauermuskulatur zur Verfügung stehen. Er ist einfach ein mehr schnellkräftiger Typ. Dieser Mensch müsste schon 37:45 min auf 10 km laufen können, um auf 3:04 h im Marathon zu kommen.
Läufer X hingegen, ist mit großer Sicherheit ein typischer km-Bolzer mit einer geringen Grundschnelligkeit. Er ärgert sich ständig darüber, dass er nicht "schnell" ist. Das sollte er nicht tun, denn er hat für unseren Sport im Vergleich die besseren Voraussetzungen gegenüber Läufer Y.
Nun kommen wir zum Punkt. Würden wir das Tempo beider Läufer mit einem Ziel von 3:04 h nun nach dieser geplanten Marathonzeit steuern und würden uns dabei die Bedürfnisse der 10 km-Zeit von Läufer Y zu eigen machen, dann käme das bei ihm prima hin. Er schafft ohne Probleme die schnellen Einheiten im Plan.
Aber Läufer X mit seiner 10 km-Bestzeit von 40 min hätte kaum eine Chance, die Einheiten im Plan zu erfüllen. Alles viel zu schnell. Gehen wir aber den umgekehrten Weg und nehmen zur Vorbereitung auf den Marathon die unterschiedlichen 10 km-Leistungsmöglichkeiten und steuern damit das Tempo, dann passt es besser.
Ich weiß, dass das alles sehr kompliziert ist und auch noch weitere Parameter wie Ehrgeiz, Leistungswille und Härte gegen sich selbst dabei eine entscheidende Rolle spielen. Darum nimm die oben stehende Tabelle als Anhaltspunkt und nicht als absolut richtige und endgültige Vorgabe.
Vielleicht hast du nach diesen Zeilen eine Ahnung, warum ein Marathon so kompliziert ist und manche Leute mit einem Trainingsplan wunderbar zu Recht kommen und andere schmählich scheitern.