Weiter unten schreibt Uli Strunz über eine Frau, die abnehmen möchte: "Vor Kurzem ... habe ich mir mein altes Diätbuch noch mal vorgenommen. Nach ein paar Seiten war schon der Effekt "Ach ja, stimmt ja" da, und ich habe alles hintereinander durchgearbeitet, vollkommen fasziniert, was ich alles verdrängt hatte. Und nun kommt der Clou: Es funktioniert schon wieder unglaublich gut!!
Nach ganz kurzer Zeit bin ich viel fitter - bin super gut gelaunt, könnte Bäume ausreißen und nehme dabei auch noch ab".
Bewegung ist gut. Sport ist besser. Stimmt alles. Aber abnehmen können Sie nur wenn Sie ... verstanden haben, dass Zucker im Blut jegliche Fettverbrennung stoppt. Verstanden haben, dass Ihr Feind Kohlenhydrate heißt.
Darf ich noch einmal Doktor Warnecke zitieren? Der Weltmeister wurde im Brustschwimmen, nachdem er 20 Kilo abgenommen hatte? Nachdem er jäh zur Einsicht gekommen war:
"... zudem habe ich zu viele Kohlenhydrate gegessen, weil es immer heißt, Sportler brauchen Kohlenhydrate. Das war kompletter Quatsch".
Auf dieses Thema komme ich gleich zurück. Ältere Leute sprechen oft von früher und jüngeren geht das oft gewaltig auf die Nerven. Darum werde ich diese Worte auch nicht mehr erwähnen und werde deshalb von meinem Hochleistungszeitraum sprechen. Weil Erfahrungen müssen ja weiter getragen werden, sonst muss diese Generation vielleicht sogar das Rad neu erfinden.
Wir haben hier in Seesen eine 35 km-Runde, die hat es in sich. Knapp 600 m Höhenmeter und davon gleich 300 m zwischen km 25 und 29,5. Ich sage dir, dieser verfluchte Kurs macht hart, sehr hart. Obwohl, die Runde wird jetzt immer noch gelaufen, wie z.B. im Rahmen unseres Herbst-Trainingsurlaubs in Wolfshagen.
Dabei geht es ganz luxuriös zu. Alle 5 km steht der Verpflegungswagen und es gibt Wasser- oder Proteinkohlenhydrat-Getränke zur Auswahl. Dabei kann man eine ganz interessante Beobachtung machen. Die gut Trainierten trinken nur Wasser, die langsameren ausschließlich das energiereiche Getränk. Natürlich sind die Wassertrinker immer die ersten im Ziel. Das liegt aber nicht unmittelbar am Getränk, sondern es sind einfach die schnelleren Läufer.
Wenn wir früher diese Runde gelaufen sind, dann gab es keine Energie unterwegs. Niemand nahm eine Flasche mit. Wir hätten uns geschämt, wenn wir mit so etwas losgelaufen wären. Wenn es heiß war, dann mussten die Bäche und Quellen her halten, um unseren Durst zu löschen. Dennoch gab es oft Momente, in denen man sofort nach dem Start spürte, dass es heute nun nicht besonders laufen würde.
Und so kam es dann meist auch. Im Mittelteil der Strecke zog die Schwäche hohnlächelnd in deine Beine und ein paar km weiter wahr der ganze Körper schlapp und leer. In solchen Momenten hätte ich alles darum gegeben, um an ein energiereiches Getränk zu kommen. Aber das gab es nicht. So hieß es sich durchquälen. Und das war furchtbar.
Das Gefühl der völligen Energieleere und noch 15 km vor sich, erzeugte ein kaum jemals erfahrenes Gefühl der Schwäche und Mutlosigkeit. Wenn ich irgendwie konnte, dann beendete ich diese Runde bevor die 4,5 km-Steigung kam und schlug mich auf anderen Wegen und Transportmöglichkeiten nach Hause durch. In 90% aller Fälle aber quälte ich mich durch. Ich mag mich gar nicht mehr daran erinnern, so schrecklich war das. Gehen oder ähnliches gab es natürlich nicht.
Ich hungerte in solchen Momenten nach Energie. Alles hätte ich gegeben für eine Cola. Dieses Getränk war für mich das Synonym für den schnellen Kohlenhydratschuss, aber im Wald gab's keine Cola und ein anderes Getränk hatte ich, wie gesagt nicht mit. Also quälte ich mich im übelsten Joggingtempo nach Hause. Verzweifelnd an meiner schlechten Form.
Aber da ich ein konsequenter Trainierer war und um den Wert der Großen Runde wusste, strich ich in einem solchen Fall den nächsten Tempolauf und holte zwei Tage später das "vergurkte" Training nach. Und ohne jede Ausnahme war ich bei diesem nachgeholten Training dann fit wie ein junger Springbock.
Ich rätselte über die Gründe nach. Warum brach ich einmal so schrecklich ein und ein anderes Mal lief es wie geschmiert? Natürlich dachte ich darüber nach, dass es sich eventuell um eine Superkompensation der Glykogenreserven handeln könnte. Aber ich hatte mich doch vor den beiden Trainings relativ gleich ernährt und erntete zwei völlig verschiedene Resultate.
Wenn ich aber darüber genau nachdachte, dann konnten nur zwei Dinge der Grund des unterschiedlichen Erfolgs sein. Entweder hatte der "Hungerlauf" einen besonderen Einfluss auf die Einlagerung von Kohlenhydratvorräten oder die Wirkung des Trainingslaufs durch mehr als 20 km unter Energiemangel war ein ganz starker Reiz zur Verbesserung des Fettstoffwechsels.
Später wurde mir durch die Messungen von Dr. Ulrich Strunz klar, dass es der Fettstoffwechsel war, der in dieser Mangelsituation trainiert wurde. Wenn keine Kohlenhydrate mehr da sind, muss die Energie aus Fett und Proteinen gewonnen werden. Da jeder Organismus auf Mangelreize mit dem Anlegen von Vorräten oder der Verbesserung des Stoffwechsels reagiert, legte der Fettstoffwechsel beim nächsten Training gleich vom Start richtig los und lieferte einen größeren Anteil der Energie bei der langen Dauerbelastung.
Seit längerer Zeit liege ich über dieses Thema schon mit Dr. Wolfgang Feil im fairen Streit. Wolfgang meint, dass es besonders wichtig ist im langen Training seine Ressourcen zu schonen, in dem man kontinuierlich eine Kohlenhydrat-Proteinmischung wie Ultra-Buffer zu sich nimmt.
Damit geht er über ein mit der aktuellen Forschung. Praktisch jede neuere Studie zeigt, dass man mit der Unterstützung durch energiereiche Getränke schneller und ausdauernder laufen kann. Was von mir auch nicht bestritten wird. Aber der immer zu jeder Situation wohlgenährte Körper ist dem hungrigen nicht immer überlegen. Das zeigt schon die Lebenserfahrung.
Und es geht bei unserem heutigen Thema nicht um Wettkampf, sondern um Training. Und das wurde in all den Studien nicht untersucht. Niemand ließ bisher größere Gruppen unter Energiemangelbedingungen 3 h - 4 h trainieren, bis die Probanden fast aus den Schuhen fielen. Und wenn man es machen würde, dann käme bei der energiereichen Kohlenhydrat-Gegenprobe genau das heraus, was die Wissenschaftler erwarten würden.
Sie würden entzückt auf die Probanden schauen, die nun unterwegs mit reichlich Energie versorgt, laufen würden wie die Hasen. Aber das ist nicht die Frage, die wir uns stellen sollten.
Natürlich habe ich selbst aus der Erfahrung heraus mein Urteil schon gefällt. Gib deinem Körper im Training nach Möglichkeit nur Protein. Im Marathon-Wettkampf aber dazu eine tüchtige Menge Kohlenhydrate.