Im März 2018 kam mir eine wissenschaftliche Nachricht auf dem Tisch. Dort wurde dargestellt, dass es möglich sein kann, unter Alkohol keinen Schaden erleiden zu können.
Dazu möchte ich dir noch einmal an dieser Stelle einen Text aus dem Jahr in dem Jahr 13 gesendet habe. Heute müssen wir uns einmal an ein ganz heikles Thema heran machen. Dieses wird in der Läuferszene mehr oder minder unterdrückt. Über Alkohol wird nur im Spaß geredet, aber eine ernsthafte Diskussion über Alkohol und Alkoholiker im Laufsport wurde bisher, soweit ich weiß, noch nicht geführt.
Indiziert hat diesen Text einer, und zwar mit dem Namen Michael, der sich an mich wandte und bat das Alkohol Problem von Läufern einmal aufzugreifen. Er schrieb:
"Hi, Peter! Ich möchte Dich nicht nerven, habe aber leider wieder ein Problem, was ich gerne öffentlich machen würde. Vor Jahren hatte ich mit Alkohol schon einmal zu tun und mir damit so manchen Wettkampf, auf den ich mich lange vorbereitet hatte, versaut. Heute laufe ich zwar keine Wettkämpfe mehr, sondern nur noch für mich, allerdings auch täglich.
Das Alkoholproblem ist nun leider aber wieder zurückgekehrt, was mich ganz schön nervt. Vielleicht mag der eine oder andere denken, dass man ja einfach damit aufhören muss und schon ist es vorbei, aber so leicht löst es sich offenbar nicht auf. Ich selber würde mich als einen bezeichnen, der über einen ziemlich starken Willen verfügt.
An sich gelingt mir das, was ich mir vornehme und was ich will. Beim Alkohol sieht es aber anders aus, hier hilft die Willenskraft nicht wirklich. Ohnehin ist diese Kraft in aller Regel maßlos überschätzt. Eine viel wesentlichere Kraft ist die der Vorstellung, dass ich etwas schaffen kann. Nur das, was ich mir wirklich zutraue, was ich quasi in der Fantasie schon erledigt habe, gelingt mir auch. Das nur am Rande.
Ich habe über die Jahre, die ich jetzt aktiv laufe, den Eindruck gewonnen, dass unter Läufern relativ oft dieses Alkoholproblem zu entdecken ist. Vielleicht fällt es bei den meisten nicht so auf wie bei mir, weil sie im Suff eben nicht auffällig werden, aber ich glaube, dass es relativ oft vorhanden ist. In manchem Sportverein hatte ich den Eindruck, dass viele gerade des anschließenden Bieres wegen dorthin gehen und eben gar nicht sooo sehr des Laufens wegen.
Heute beginne ich einen neuen Versuch in die absolute Abstinenz, die ein wunderbarer Zustand ist. Alkohol wird ja nie getrunken, weil er schmeckte, sondern allein der Wirkung wegen. Das aber, würde ich behaupten, ist schon krank. Ich meine das keinesfalls als Vorwurf. Krank aber ist es. Ist aber etwas krank, fehlt in aller Regel etwas und im Falle von Alkohol ganz bestimmt. Danach also mache ich mich jetzt auf die Suche!
Servus und besten Dank, dass ich Dir die Zeit stehlen durfte! Michael.
P.S. Solltest du mal einen Newsletter zum Thema machen wollen, kannst Du mich guten Gewissens auch namentlich zitieren. Je öffentlicher mein und das Problem allgemein gemacht wird, desto besser. Nur das, was man kennt und anschauen kann, kann auch die Macht über einen verlieren. Und Fakt ist, dass der Alkoholiker, der ich zweifellos bin, vom Alkohol beherrscht wird. Er ist also unfrei. Das soll, das wird sich jetzt in meinem Leben ändern. Daran will ich glauben!"
Ja, alles was Michael hier schreibt können wir, glaube ich, alle unterschreiben. Wir wissen was los ist, aber warum diskutieren wir die ganze Sache nicht ernsthaft unter uns. Auch ich habe mich um dieses Thema immer gedrückt und jetzt lege ich mir dieses Ei selbst ins Nest. Und das ist von der einen Seite der schwarze und der andern Seite der weiße Ritter.
Um es vorweg zu nehmen bin ich nicht der Meinung von Ulrich Strunz, der sagt das Alkohol grundsätzlich schädlich ist. Damit mag er richtig liegen bei Normalbürgern, aber nicht bei uns. Und ich werde dies auch erklären warum. Und im Geheimen kann ich auch verraten, dass der Doktor speziell nach schweren Wettkämpfen auch das ein oder andere Bier trinkt.
Heute werde ich erst einmal darauf eingehen, was chemisch und biologisch im Organismus passiert, wenn ein Läufer mehr oder weniger Alkohol trinkt. In ein oder zwei weiteren Kapiteln wird dann hier an dieser Stelle über Dinge gesprochen, wie Alkohol vor dem Wettkampf und innerhalb der Trainingsphase.
Ich will dir keine Angst machen, aber auch die Gefahren des Alkoholgenusses nicht herunter reden. Es gibt in unserer Szene eine erhebliche Zahl von Alkoholikern. Wahrscheinlich mehr, als du es glauben magst.
Der Schreiber dieser Zeilen aber ist seit 40 Jahren in dieser Szene und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele von uns sich heute und früher dem Trunk ergeben hatten oder haben und dennoch sehr gute Zeiten liefen.
Diesen Umstand hat der Michael oben genauestens beschrieben. Ich würde mich freuen wenn einige Leute mehr zu dieser Problematik Stellung nehmen würden. Dann hätten wir in unserem Bereich die ganze Sache einmal aktuell ausdiskutiert und könnten auf gesicherte Erfahrung zurückgreifen. ich denke es würde auch der Triathlonszene helfen, in der die gleichen Probleme vorherrschen.
In der nächsten Woche kommt das im Weiteren zu unserem Alkoholthema noch einmal hier an dieser Stelle.