Eventuell erinnerst du dich, dass ich schon in den 80-ziger Jahren geschrieben habe, dass Laufen auf Asphalt weniger Verletzungen nach sich zieht, als ein Training auf weichen Waldböden. Ich stand dabei im Gegensatz zu der allgemeinen sportärtzlichen und besonders der Meinung der orthopädischen Fachärzte.
Auch heute ist es noch so, dass man mit einem Zipperlein an den unteren Extremitäten in eine Arztpraxis kommend, allgemein diese mit dem Rat verlässt, möglichst nicht auf Asphalt, sondern im Wald auf weichen Böden zu laufen.
In jedem Jahr zu Winteranfang warne ich auch immer wieder vor Schneeböden. Diese sind meist unruhig und fördern Verletzungen. Ebenso ist ein Training auf lockerem Sand eine Sünde wider der eigenen Gesundheit.
Wir führten unser zweites Frühjahrstrainingslager Anfang der 2000-er Jahre lange in Belek/Türkei durch. Dort gab es einen Wald, der immer weiter von Golfplätzen "gefressen" wurde. Dies zwang uns auf Kurse mit sandigen Abschnitten auszuweichen, dies hatte zur Folge, dass wir eine vorher nie da gewesene Anzahl von Verletzungen in unserer Gruppe verkraften mussten.
Dies wiederum führte dazu, dass wir Belek verließen und weiter nach Side-Sorgun zogen. Auch hier gibt es einen Wald, der nur in den Außenbereichen gut belaufbar ist. Nach innen wird er immer sandiger. Einige unserer Leistungsgruppen liefen aber in diesem Jahr dennoch ihre Morgenrunde in diesem Wald. Ich warnte vor dem Sand, aber die Warnungen wurden ignoriert. Hatte man sich doch bisher noch nicht verletzt. Ich nenne das "Betteln um eine Verletzung".
Das heißt, jede/r Läufer(in) braucht erst einmal eine eigene negative Erfahrung, um dem Trainer oder auch anderen Ratgebern zu glauben. In einem meiner nächsten Artikel werde ich auf diese Eigenerfahrung-Problematik eingehen.
Lese nun aber bitte erst einmal nachfolgend was Dr. Karsten Knobloch bei seinen Forschungen unter anderem über das Laufen auf Asphalt und Waldboden herausfand:
"Aus nach Sportverletzung? Moderne Empfehlungen auch für Sehnenprobleme des Laufsportlers
Sportler leben gesünder, keine Frage: Die Sterblichkeit von Herz-Kreislauferkrankungen wird durch regelmäßige körperliche Aktivität um 35% gesenkt. Doch je ambitionierter ein Sportler, desto höher ist auch sein Verletzungsrisiko für Akut- wie auch Überlastungsschäden. Um die Verletzungsverteilung von Akut- und Überlastungsschäden im Laufsport zu bestimmen führte Privatdozent Dr. Karsten Knobloch von der Med. Hochschule Hannover auch mit Hilfe des Greif-Newsletters eine Umfrage durch.
Insgesamt beteiligten sich 291 Laufsportler im mittleren Alter von 42 Jahren, die im Mittel 65 Laufkilometer pro Woche zurücklegen. Die kalkulierte Gesamtlaufdistanz der Sportler lag bei 9980852 km.
Interessanterweise dominieren Achillessehnenschmerzen noch vor Kniesehnenschmerzen als häufigste Überlastungsschäden im Laufsport. Auf Laufkilometer umgerechnet stellen sich Achillessehnenbeschwerden nach 62772 Laufkilometern und Kniesehnenbeschwerden, das runners knee oder auch ein Patellaspitzensyndrom nach 73992 Laufkilometern ein.
Bei Achillessehnenschmerzen sind Probleme 2 - 6 cm oberhalb der Ferse etwa doppelt so häufig als fersennahe Beschwerden am Sehnenansatz. Interessanterweise senkt Laufen auf Asphalt das Risiko für die Entwicklung von Achillessehnenbeschwerden um 50%, während Laufen auf Sand das Risiko für die Entwicklung von Achillessehnenbeschwerden um das 10-fache erhöht. Auch Lauferfahrung bzw. Laufexposition spielt eine Rolle für Achillessehnenbeschwerden. Läufer mit mehr als 10-jähriger Lauferfahrung haben ein knapp doppelt so hohes Risiko für die Entwicklung von Achillessehnenbeschwerden im Vergleich zu Laufneulingen."
Diese Ergebnisse konnte Knobloch im renommierten US-amerikanischen Journal Foot Ankle International veröffentlichen. Jüngst erschien im Spitta-Verlag sein Buch "Aus nach Sportverletzung? Moderne Diagnostik, Therapie und Präventionsmöglichkeiten" zum Preis von Euro 29,80. Hier werden neben Akutverletzungen insbesondere Überlastungsschäden an Sehnen und Knochen in eigenen Kapiteln aus der Sportpraxis vorgestellt.
So finden die Achillessehne, die Kniesehne, die plantare Fasziitis, aber auch Stressreaktionen des Knochens bis hin zur Stressfraktur in eigenen Kapiteln Beachtung.
Die Kapitelaufteilung ist insofern neu, als dass jedes Kapitel mit einer Verletzungsgeschichte beginnt, um dann über die Unfallmechanismen und Verletzungssportarten zu Symptomen sowie Diagnostik zu gelangen und schließlich die Therapieoptionen aufzuzeigen. Die für den Athleten wesentliche Frage, "Aus nach Sportverletzung?", wird in den jeweiligen Kapiteln beantwortet. Jedes Kapitel schließt mit Trainings- und Präventivmaßnahmen gegen häufig auftretende Verletzungen, wie beispielsweise Beschwerden an Knie und Achillessehne. Denn ein Hauptanliegen ist es, präventive Trainingsmaßnahmen aufzuzeigen, damit Verletzungen erst gar nicht auftreten.
Das Buch stellt Krankheitsbilder, den aktuellsten Wissensstand, Diagnostik und Therapie und vor allem die präventiven Ansätze auf so kompakte und für den Laien gut verständliche Weise dar, dass es sich optimal für Sportler, Trainer als auch für den Sportarzt und Studierende der Medizin und Sportwissenschaft eignet.
Der Autor
Privatdozent Dr. Karsten Knobloch arbeitet als Oberarzt und Hochschullehrer für Chirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover, in der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Er ist Arzt für Sport- und Rettungsmedizin sowie wissenschaftlicher Beirat des "British Journal of Sports Medicine" und Gutachter für 24 internationale wissenschaftliche Journale sowie Mitglied der Achilles Tendon Research Expert Group. Außerdem ist er Landesausbilder für den Landessport Niedersachsen im Bereich Prävention.