Was haben wir wohl alle das Wetter der letzten Woche genossen! Es geht wieder los. Die meisten von uns erleben berufsbedingt das Winterhalbjahr im Training außerhalb der klassischen Arbeitszeit im Dunklen, oft im Nassen und nach mehreren Monaten kann es uns fürchterlich auf den Zeiger gehen.
Selbst bekomme ich spätestens Ende Januar den Moralischen, hat sich die Wahrnehmung meiner Umwelt beim Training nun bereits seit Monaten im Leuchtkegel meiner Stirnlampe abgespielt. Machmal hat sich auch gar nichts abgespielt in Sachen optische Wahrnehmung. Da kam zur Dunkelheit auch Nebel und Regen hinzu, so dass die Lampe eigentlich abgeschaltet werden konnte.
Da erwarte und erzittere ich immer schon die Zeit Mitte/Ende Februar, wenn ich täglich in die Morgendämmerung hineintrainierend erstmals das Ziffernblatt meiner Uhr schon wenige Kilometer vor Trainingsende ohne Hintergrundbeleuchtung erkennen kann. Ein Umstand, den ich jedes Jahr begrüße wie die erste singende Lerche. Da ändert sich die Welt mit den ersten schönen warmen Tagen, die Ende März oft zu erwarten sind, ja mitunter ganz beachtlich.
Trotz aller Freude über den beginnenden Frühling, gehörst Du auch zu den Läufern, die bei ihren ersten Rennen des Jahres bei höheren Temperaturen ganz kläglich versagen? Da werden 18°C schon als Hitzerennen eingestuft und der Kreislauf dreht sich hektisch, so wie du deine unzähligen Runden beim Tempotraining auf dem Sportplatz. In den späteren Sommermonaten hingegen nehmen einige Läufer diese 18°C als Idealtemperatur wahr. Wir fühlen uns wohl und rennen Topzeiten.
Klar, wir sind einfach noch nicht angepasst. Um für unsere ersten Frühjahrsrennen aber bestmöglich vorbereitet zu sein, sollte diese Anpassung so schnell und stabil es geht erfolgen. Was nützen dir deine wochenlangen Entbehrungen, was nützt dir dein Trainingsfleiß, wenn ein paar banale Sonnenstrahlen mehr am Wettkampftag all deine Mühen in Schweiß zerfließen lassen?
Zu einer vollständigen Vorbereitung auf einen ernsthaften Wettkampf gehört also auch die schnellstmögliche Hitzeanpassung im Frühjahr. Und auch, wenn in dieser Woche, in der dieser Newsletter erscheint, wieder ein wenig kühlere Temperaturen herrschen sollen, du weißt, was dich schon in 4 Wochen in der Zeit deiner Hauptwettkämpfe bereits erwarten kann. Es liegt an dir, entsprechend vorbereit an den Start zu gehen.
In einem Hitzerennen wirst du 100% deiner persönlichen Fähigkeiten nicht abrufen können. Die Größe des Einbruchs kannst du aber etwa halbieren mit einer guten Vorbereitung. Und sollte es eine Meisterschaft sein, oder es ausschließlich darum gehen, Holger Meier in Tränen ausbrechen zu lassen, dann ist von dir gefordert, besser mit Wärme umgehen zu können als deine sportlichen Gegner!
Die Botschaft an deinen Körper muss nun sinngemäß lauten, "Alarm! Aufwachen! Die Umstände ändern sich. Pass dich sofort an die neue Situation an!" Und jetzt wirds unbequem: Lauftrainer Peter Greif schrieb einmal in einem anderen Zusammenhang: "Je härter der Reiz, umso schneller und besser die Anpassung". Unsere Gegner interpretieren in diese Aussage gern andere Dinge hinein, als da stehen. Daneben ist die leistbare Härte eines Reizes natürlich immer relativ zu sehen und beschränkt sich selbstverständlich auf einen gesunden Menschen. Leider ist es aber auch die unbequeme Wahrheit, die nicht jeder ertragen möchte.
Dein Körper ist jedoch ein biologisches Wunderwerk. Die Anpassungsfähigkeiten sind unglaublich. Du hast also die Möglichkeit, dir diese Fähigkeiten zu Nutze zu machen.
Bezogen auf unsere Situation der schnellstmöglichen Wärmeanpassung bedeutet dies nun auch, jede nur denkbare Möglichkeit auszunutzen, dem Körper die Chance zu geben, sich auf die neuen Anforderungen anzupassen. Gibst du ihm diese Möglichkeit nicht, wie soll er sich dann anpassen? Welche nicht ausreichend erworbenen Fähigkeiten willst du dann im Rennen abrufen?
Hast Du in der verbleibenden Trainingszeit bis zum Hauptrennen noch warme Tage, nutze diese erste Wärme für deine Zwecke schamlos aus. Sofern es deine beruflichen und persönlichen Umstände zulassen, gehe mittags, wenn es am wärmsten ist, raus und trainiere! Setze dich bewusst der Wärme und der Sonneneinstrahlung aus, damit dein Körper die Chance erhält, sich daran zu gewöhnen.
Im Rennen könnte es noch viel wärmer sein, außerdem läufst du dort am Anschlag. Hier geht es zunächst um Dauerlauftraining und das im Frühling und das in Mitteleuropa. Wir reden also keineswegs von Überforderung!
Kannst du während der Arbeitswoche nicht mitten in die Wärme springen, geht das vielleicht am Wochenende. Und wenn nichts geht, machst du dir die Wärme eben künstlich. Auch wenn es in der Seele schmerzt, lasse wenigstens an manchen warmen Tagen die luftige Sommer-Laufbekleidung noch weg und ziehe dich tendenziell warm an.
Du willst Hitze und Schweißverlust trainieren. Saunagänger sollten nun zur Hochform auflaufen. Und wer es noch nie probiert hat, könnte ja einen Versuch starten. All dein Handeln zielt nun darauf ab, dich an eventuell zu erwartende Wärme im Rennen zu gewöhnen.
Am Tag deines Hauptrennens, auf dass du dich möglicherweise entbehrungsreich die letzten Monate vorbereitet hast, stehst du nun perfekt vorbereitet am Start und überlässt nichts dem Zufall!