In der letzten Woche konntest du hier lesen, welche enormen Vorteile ein trainierter Fettstoffwechsel für dich als Läufer hat. Heute bekommst du hier Lösungen!
Im Zusammenhang mit anderen Maßnahmen ist auch das Nüchterntraining morgens sehr effektiv. Idealerweise so, wenn du abends vorher vielleicht sogar weitgehend auf KH verzichten und auch dem Alkohol entsagen konntest.
Wenn deine Arbeitszeiten es zulassen, durchbreche deinen Zeitkreislauf, den du bisher vielleicht hattest!
In den Jahren meiner zuletzt aktivsten Wettkampfphase mit Training für 100 Meilen-Läufe, die zudem auf Sieg gerannt wurden, war ich voll berufstätiger Familienvater mit relativ kleinen Kindern. Ich kam um 18:30 Uhr (wenn es gut lief) von der Arbeit hier bei Greif nach Hause. Die Kinder wollten auch noch was vom Vater haben, wären aber etwa in einer Stunde schlafen gegangen. Ein zeitlicher Konflikt, der in vielen Familien vorkommt, in denen ambitioniert Sport getrieben wird.
Lösbar? Na klar!
Zusammen mit meinem damaligen langjährigen Trainingspartner in gleicher familiärer Situation legten wir unser Training auf morgens 5:30 Uhr! Bei Bedarf noch früher. Wir joggten dabei nicht nur durch die Gegend. Nachdem sich unser Biorythmus angepasst hat, wurde sogar scharf trainiert. Kannst du dir im Winterhalbjahr bei waagerechtem Schneeregen in völliger Dunkelheit in windiger Feldmark Tempoeinheiten wie 3x4000m vorstellen? Ich bis dahin auch nicht. Und das muss so auch nicht jeder machen. Wir haben es aber gemacht und diese Jahre gehörten zu denen meiner höchsten Leistungsstärke!
Wenn der Wecker um 4:45 Uhr klingelt, brauchte ich erstmal einen Kaffee. Nebeneffekt: Regt den Fettstoffwechsel an. An Frühstück war auch ohne Verzichtsabsicht nicht zu denken. Das hätte bedeutet, mit frisch gefülltem Bauch wenige Minuten später das Lauftraining zu starten. Viel schöner war es, mit den geleisteten 15-18 km danach mit der Familie zusammen zu frühstücken. Und abends von der Arbeit kommen zu können und der tägliche Sport war bereits erledigt, so dass ich mich meiner Familie widmen konnte.
Insbesondere letztere soziale Gründe sprechen meiner Ansicht nach insbesondere für Hobbysportler, denen es keineswegs um Höchstleistung geht, für ein Training am frühen Morgen!
Was damals garnicht willentlich meine Absicht war, jedoch die Folge aus meinem Tagesablauf wurde, war ein mit der Zeit enorm trainierter Fettstoffwechsel. Mindestens 5 Tage die Woche in Folge wurde morgens nüchtern trainiert.
Einbrüche bei langen Läufen? Fehlanzeige? "Mann mit dem Hammer"? Völlig unbekannt. An den Wochenenden lief ich später sogar die langen und sehr langen Läufe ohne Frühstück. Der Fettstoffwechsel war einfach weit ausreichend darauf vorbereitet. Es war fantastisch!
Allein dieses Verhalten löste zwei Herausforderungen:
- Viel mehr Zeit für die Familie trotz Vollzeitjob und 140 bis 160 km Lauftraining pro Woche!
- Ein vorzüglich trainierter Fettstoffwechsel, der mich in die Lage brachte, im Bedarfsfall an meine praktisch unerschöpflichen Energiereserven zu kommen.
Ganz anders als in anderen Publikationen beschrieben war ich nicht mehr limitiert durch aufgebrauchte Kohlenhydratreserven.
Durch den täglich herbeigeführten Mangel bildete der Körper nach einer Zeit wieder für den Fettsoffwechsel relevante Enzyme. Daraus entsteht die Fähigkeit, frühzeitig in eine gemischte Stoffwechsellage zu kommen, in der sowohl Fette als auch KH verbrannt werden. Mit einem umso günstigeren Verhältnis für Fette. Deine KH Reserven werden auf diese Weise geschont. Du versetzt deinen Körper einfach -wieder- in die Lage, an deine unerschöpflichen Fettreserven zu kommen.
Wenn du Nüchterntraining machen möchtest und aufgrund deines bisherigen Ernährungsverhaltens es nicht gewohnt bist, ohne vorherigen Mampf zu trainieren, mach das nicht gleich mit der Brechstange!
Bei einem 5 km Lauf am frühen Morgen sollten jedoch alle Menschen ohne Diabetes niemals in eine Schwierigkeit kommen. Das geht also immer! Je länger deine Läufe sind und umso eine größere Rolle Kohlenhydrate in deiner Ernährung spielten, je stärker dürfte der Trainingseffekt deines Stoffwechsels ausfallen. Und das ist erwünscht.
In der Praxis:
Probiere es doch einfach mal und lauf los ohne Frühstück. Wenn du große Angst vorm verhungern hast, wähle doch eine dichte Runde um deinen Wohnort, damit du bei sich ankündigendem Ableben schnell dein Heim und den Kühlschrank erreichen kannst.
Wer die noch plötzlichere Schwäche fürchtet, nimmt gern etwas Zuckerwasser aus dem Sportfachhandel als Lebensversicherung mit auf die Strecke. Als solche soll das natürlich auch nur dienen. Du willst ja den Effekt des Nüchterntrainings herbeiführen. Wenn du also zu deiner Gewissensberuhigung nüchtern losläufst und nach 3 km schon an der Flasche nuckelst wie alle 3 min manch eine sehr blonde Beauty im angesagten Fitnesstempel, kannst du es gleich vergessen!
Solltest du tatsächlich eine Schwäche aufgrund des Nüchternlaufens spüren, lass sie kommen und genieße sie! Genau dieses Training im Mangel ist doch überhaupt erst das gewünschte, enzymbildende Training. Laufe so lang es geht so ermattet weiter. Der Reiz auf deinen Körper wird umso größer. Nur dann, wenn absolut nichts mehr geht, saugst du das Leben spendende Zuckerwasser in dich hinein. Schon in wirklich sehr wenigen Minuten stehst du wieder.
Unter uns: Hab ich nie gebraucht! Nur auf sehr langen Trainingsläufen nahm ich in meiner Flasche ein Sportgetränk zur Absicherung mit. Das hat aber auch mit meiner heimischen Topografie zu tun. Um von längeren Läufen nach Hause zu kommen, muss ich aus jeder Richtung kommend am Ende nochmal über einen Berg.
Beobachte es an dir selbst: Je größer deine Angst vor Schwäche ist, je tiefgreifender hat die Werbung der Zuckerwasserindustrie dich schon erreicht. Oder das Geschreibe von Schreiberlingen, die selbst nichts drauf haben in Sachen Stoffwechsel und die eigene Unfähigkeit als Allgemeingültig definieren.
Und was soll das Nüchterntraining nun demjenigen Hobbysportler bringen, der eigentlich nur ein paar mal die Woche etwas joggen geht, ohne Herausforderungen wie Energiemangel bestehen zu müssen? Zum Beispiel und das ist schon sehr wesentlich: Es ist Lebenszeitgewinn durch das Training morgens.
Probiere es aus, du wirst es merken, mit wieviel mehr Energie und Leistungskraft du in den Job startest. Während deine Kollegen in der Teeküche noch den Kaffe ansaugen, um überhaupt auf Betriebsmodus zu kommen, kannst du gleich loslegen. Deine Gesundheit dankt es dir, wenn du morgens den restlichen überschüssigen Blutzucker und anderen Müll durch Sport entsorgst.
Trau dir was zu und lasse deinen gesunden Menschenverstand mit einfließen. Mein Tip für solche neuen Umsetzungen: Mach es ab sofort konsequent und das 6 Wochen lang. Erstmal. Nach 6 Wochen wird deine Stoffwechsellage völlig anders aussehen. Sehr wahrscheinlich schon viel früher. Und dann entscheide neu, ob das morgendliche Nüchterntraining dein zu dir passendes Konzept ist.