Manches Mal frage ich mich: Warum muss unsereins sich immer wieder mit Themen auseinandersetzen, um die andere Autoren einen großen Bogen machen. Wenn einmal wieder solch eine Igit-Anfrage kommt, schwöre ich mir zuerst, dass ich dieses Thema nicht behandeln werde. Dann aber geht die Arbeit in meinem Kopf los und irgendwann mache ich mich dann doch an den Text.
Also: Schrieb mir doch C. W. aus Kleve eine Mail mit dem Titel: „Spucken/Rotzen beim Laufen“ und dem Text: „Mit Interesse verfolge ich in den letzten Jahren deine Newsletter. Eine Frage wurde. meine ich, noch nie gestellt: Welche Meinung und welche Statistik gibt es über das (Ausrotzen) bzw. Spucken während des Laufens. Was ist gesund? Was ist übertrieben oder zwanghaft?
Entleert sich auf diese Weise die Nase usw. auf natürlichem Wege? Wieso ist der Reiz der Nasenentleerung beim Laufen oft so groß? Vielleicht kannst du diese Frage irgendwann mal aufgreifen und beantworten.“
Um es gleich voraus zu sagen: Die Frage, was übertrieben oder zwanghaft ist, kann und werde ich nicht beantworten. Denn es gibt ganz sicher keine Statistik über Spucken im Laufen.
Aber in einem mehr als vierzigjährigen Läuferleben hat man selbst verständlich auch schon einmal unangenehme Erfahrung mit spuckenden Trainingspartnern gemacht. Ich erinnere mich an einen Trainingslauf 1973 auf der Havelchaussee.
Wir liefen allein, der Autor dieser Zeilen und ein junger Mann gerade der Jugend des SCC entwachsen. Dieser sandte seinen Speichel im Minutentakt in Richtung Straßenbelag. Und da ich im Lee (Erklärung: Lee ist die Wind abgewandte Seite) lief, beregnete er ständig mit seinen Tröpfchen meine nackten Oberschenkel.
Das fand ich nicht besonders freundlich und auch nicht hygienisch. Erst bat ich ihn doch die Spuckerei zu unterlassen. Er dachte überhaupt nicht daran und rotz… fröhlich weiter. Auch der sarkastisch hingeworfene Satz: “Ach super, meine Oberschenkel waren gerade schon wieder viel zu trocken“, ignorierte mein Mitläufer.
Er verminderte sein Verhalten in keiner Weise und da platzte mir dann der Kragen. Es gab einige grobe Worte und eine Läuferfreundschaft war beendet. Mein Partner trainierte niemals wieder mit mir und er vermied auch Gruß in meine Richtung. Aber dafür waren meine Oberschenkel auf Dauer trocken.
Solche Verhaltensweisen sind an sich nicht üblich in einer Läufergruppe. Wenn aber gespuckt wird, dann aber immer in Richtung des Windes und unter Rücksichtnahme auf die Mitlaufenden. Da kommen wir zu der Frage von T. W., der natürlich wohl in der Hauptsache die Nasenentleerung zwischen zwei Fingern als das Hauptproblem betrachtet.
Dieses Verfahren wird besonders bei intensiven Laufeinheiten von vielen Läufern angewandt. Das Fummeln nach einem Taschentuch während eines Tempolaufs stört den Rhythmus und so wird blitzschnell der Schleim ausgeblasen.
Das ist auch nicht besonders hygienisch, aber unter Läufern doch stark verbreitet. Auffällig ist, dass dieses Verhalten mit zunehmender Anzahl von Läuferinnen innerhalb der Gruppe deutlich zurückgeht. Ich mag auch nicht hier erklären, dass dieses Verhalten unangemessen oder unhygienisch ist. Es gehört zu uns Läufern und darum sollten wir es auch nicht kritisieren.
Die Frage, ob sich die Nase auf natürlichem Wege entleert, ist leicht zu beantworten. Bei Spiegel online habe ich zu diesem Thema einen Text gefunden, der den Vorgang in Auszügen beschreibt:
"Kälte löst einen ähnlichen Reiz aus wie Staub. Die Nase reagiert deshalb ebenfalls mit Verschnupftheit", sagt Justus Ilgner, leitender Oberarzt an der Hals-, Nasen- und Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Aachen. Denn auch Kältereaktionen fallen in den Zuständigkeitsbereich der Nase, die insgesamt drei Aufgaben zu erfüllen hat: Luft filtern, befeuchten und bei Kälte auch anwärmen.
Bei kalter Luft melden Temperaturfühler in der Nase dem Gehirn eine Untertemperatur. Die Schaltzentrale sendet dann einen Heizbefehl, und warmes Blut strömt in die sogenannten Nasenmuscheln, die das Innere der Nase durchziehen. Sie schwellen an und erwärmen die Luft, damit sie nicht so eisig in den unteren Atemwegen ankommt. Normalerweise läuft die Nase "rückwärts".
Gleichzeitig mit dem Anschwellen der Nasenmuscheln erhöht sich die Sekretproduktion in der Nase. Die Flüssigkeit, die auch unter gewöhnlichen Bedingungen gebildet wird, um die Schleimhäute feucht zu halten, fließt normalerweise nach hinten ab - die Nase "läuft rückwärts", ohne dass man es merkt. Bei starker Produktion und zugeschwollener Nase klappt das nicht mehr ausreichend, das Nasensekret strömt nach vorn - die Nase läuft.
Der Griff zum Taschentuch ist zwar lästig, die erhöhte Schleimproduktion hat aber eine wichtige Funktion: Sie schützt und reinigt die Nase. Das Nasensekret verhindert, dass sich Fremdpartikel in der Nase festsetzen. "Wie auf einem rollenden Teppich wird auf der Schleimschicht alles wegtransportiert, was nicht in die Nase gehört", beschreibt es Ilgner.
Auch kalte, trockene Luft kann die empfindlichen Schleimhäute schädigen und anfälliger für Krankheitserreger machen. Die erhöhte Schleimproduktion hält alles feucht und zugedeckt, damit keine Risse entstehen, in denen sich Krankheitserreger festsetzen können.“
Bleibt noch die Frage ob das Hineinblasen in ein Taschentuch oder zwischen zwei Fingern überhaupt sinnvoll ist. Die Fachärzte in diesem Bereich warnen bei verstopfter Nase vor dem heraus pusten des Nasensekrets unter größerem Druck.
Das soll dazu führen, dass das infizierte Nasensekret in die Nasennebenhöhlen gedrückt wird und in der Folge dann diese infiziert werden. Und eine Nasen-Nebenhöhlenentzündung ist für einen Läufer die Pest.
Wenn die Nase verstopft ist, dann hilft nur ein Nasenspray. Ich persönlich nutze immer das Emser Nasenspray. Das ist eine Mineralsalzmischung, die den Schleim löst und die Nasenschleimhaut abschwellen lässt.