Gestern bekam ich eine Mail aus Australien, die mich besonders freute. Es schrieb Clemens Schmitt, der in Australien wohnt:
?Hallo Peter, World Champion Marathon in Perth, 06.11.2016, M50. (Also die Weltmeisterschaft der Senioren und Seniorinnen). Taktik, Newsletter Archiv, Trainingsplan, heute hat es gepasst. Sieger: World Champion Marathon in der M50!!
Start war 6 AM, Die Bedingungen:
6 AM: Luftfeuchtigkeit 85%, Temperatur 18.5 C
7 AM: Luftfeuchtigkeit 76%, Temperatur 19.9 C
8 AM: Luftfeuchtigkeit 69%, Temperatur 21.7 C
9 AM: Luftfeuchtigkeit 64%, Temperatur 22.5 C
Ich freue mich, dass ich deine Warnungen betreffenden Minderbedingungen entdeckt habe und den Rat umgesetzt habe. Gold mit 2:47:21, Sieger in der M50. Du hattest Recht, das Feld lag im Koma und es war sehr befriedigend es aufzurollen.?
In der Gesamtplatzierung wurde Clemens 9. Weißt du warum mich solche Siege in andern Ländern besonders erfreuen? Wenn dort ein deutscher Langstreckenläufer auftaucht und sein ?Greifprogramm? absolviert, dann wird dieser meist ausgelacht und verhöhnt.
So etwas passiert unseren Mitglieder auch in Ländern wie USA, Polen, Tschechoslowakei, England, Australien und nicht zuletzt auch in Hongkong. Unisono beschwören die Einheimischen, dass der Deutsche sich kaputt trainieren wird.
Und besonders gerne möchten diese, sagen wir einmal Neider, den Luftballon platzen sehen, wenn jemand über 50 Jahre alt ist und sich hohe zeitliche Ziele setzt.
Da stellt sich natürlich die Frage, wie lange sich ein Läufer oder eine Läuferin hohe Ziele setzen. Kann man seine Leistung oberhalb von 45 Jahren noch steigern?
Über dieses Thema habe ich schon einmal an dieser Stelle geschrieben, es wird aber immer wieder nachgefragt, wie lange sich ein Langstreckenläufer oder ?in noch entwickeln kann.
Nachfolgend kommt Licht in die Sache:
Neidisch schaute der 61-jährige auf seinen 45-jährigen Mitläufer Alex, der ihm gerade berichtete, dass er sich 2016 um 2:32 min im Halbmarathon verbessert habe. Hhm, dachte er, wir trainieren ständig zusammen und er kommt weiter und ich nicht. Ich laufe zwar die Zeiten vom Vorjahr, aber es gibt nicht einmal eine sec Verbesserung mehr.
Nun, überlegte er weiter, Alex läuft ja auch erst seit 3 Jahren und ich schon seit 8. Da kommt zwar bei ihm noch etwas, aber bei mir scheint es aus zu sein mit den Leistungsfortschritten. Und das ist total frustrierend. Was soll ich nur machen, um noch einmal schneller laufen zu können?
Natürlich kann dieser ältere Herr noch viel ändern um sich zu verbessern. Mehr Trainingstage, planmäßiger trainieren, Umfang und/oder Intensität steigern, mehr Krafttraining, Gymnastik und bessere Ernährung. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, die den Opa auf das Treppchen bringen. Aber was dann, wenn Opa nun schon alles ausgeschöpft hat?
Dann sollte er sehr zufrieden sein mit einer stagnierenden Leistung, diese ist immer als ein großartiger Erfolg zu bewerten. Leistungsstagnation ist nicht normal, sondern der ständige Rückgang der Laufzeiten. Wie hier in der untenstehenden Grafik zu sehen ist.
Aber Vorsicht: Ich halte die Zeiten innerhalb der Grafik nicht für repräsentativ für den gesamten Langstrecken-Laufbereich.
Die Untersuchten, die hier aufgeführt sind, sind offensichtlich Leistungssportler. Die natürlich von ihrem schnelleren Ausgangswert auch ganz andere Leistungs-Abstürze im Alter zu verzeichnen haben. Nach dem Motto: Wer hoch steht, kann auch tief fallen.
Es gibt eine Faustregel, die auch aus dem oberen Leistungsbereich stammt, die aussagt: "Du verlierst über 10000 m oberhalb der 40 Jahre in jedem Jahr 30 sec."
Auch diese Regel ist nicht sicher, weil die Erfahrung an Hand von ehrgeizigen Altersklassensportlern zeigt, dass dies bei volle Trainingseinsatz deutlich weniger als 30 sec sein können.
Bei der 30 sec-Faustformel kommt natürlich auch noch der Umstand zu tragen, dass es die meisten Leistungssportler oberhalb der 40 Lebensjahre etwas ruhiger angehen lassen.
Fortsetzung folgt im nächsten Newsletter, der am 22.11.2016 erscheint.