Ich habe einmal hin und her gerechnet und auch einige vorhandene Kurven genutzt. Ich glaube, wir können mit guten Gewissen annehmen, dass wir ab einem Alter von 45 Jahren jedes Jahr 1% an Leistung verlieren. Es sein denn, wir steuern durch verbessertes Training und Ernährung entsprechend entgegen.
Ein typischer 45 min-Läufer würde auf 10 km dann bei gleichbleibendem Verhalten 27 sec im Jahr verlieren. Es entsteht dann aus diesem prozentualen Verlust eine Kurve die zum höheren Alter hin immer steiler wird. Was ja auch die Praxis zeigt.
Natürlich gibt es eine große Anzahl von Ausnahmen von dieser Regel. Wer erst spät, zum Beispiel mit 42 Jahren, anfängt mit einem leistungsorientiertem Training, wird natürlich mit 45 Jahren noch keinerlei Leistungsstagnation oder -rückgang hinnehmen müssen. Da geht es noch Jahre aufwärts.
Bis dann auch diese Gruppe von Läufer(innen) die Last des Alters verspürt, die sich schließlich durch mangelnden Leistungsfortschritt ausdrückt.
Bitte bedenke, dass es sich um eine Faustformel handelt, die einen groben Rahmen vorgibt und keinen Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit hat. Welche in diesem Rahmen wohl auch nicht zu erzielen ist.
Du wirst dich vielleicht erinnern, dass wir hier an dieser Stelle unsere Leser in den vergangenen Jahren aufgefordert haben sich an der "Pace-Studie" zu beteiligen. Diesem Aufruf sind hunderte, wenn nichts sogar tausende unserer Leser gefolgt und haben mit gearbeitet an dieser Untersuchung, die jetzt kürzlich erste Resultate lieferte, die genau zu unserem heutigen Thema passen:
"Lifestyle" hat stärkeren Einfluss auf Gesundheit und Leistung als biologische Alterung: PACE-Studie analysiert 900.000 Laufzeiten.
Nicht das biologische Alter sondern eine inaktive Lebensweise ist der Hauptgrund für Leistungseinbußen im mittleren Lebensalter, zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe um den Sportmediziner Prof. Dr. Dr. Dieter Leyk (Deutsche Sporthochschule Köln), nachzulesen in der Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Heft 46, 2010).
Basis dieser Daten zum Einfluss körperlicher Aktivität/Training auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind Analysen der Laufleistungen von über 500.000 Langstreckenläufern im Alter von 20 bis 80 Jahren (bei Halb-/Marathonwettbewerben). An den darüber hinausgehenden Befragungen zu Alltagsgewohnheiten, Gesundheit, Arbeit, Motivation zum Sporttreiben und zum Training nahmen mehr als 13.000 Sportler teil.
Die Analysen von über 900.000 Laufzeiten zeigen, dass vor dem 55. Lebensjahr keine signifikanten Leistungsverluste auftreten. Etwa ein Viertel der 60- bis 70-jährigen Seniorensportler/innen ist sogar schneller als die Hälfte der 20- bis 50-Jährigen.
Ein anderes verblüffendes "PACE-Resultat" ist die große Zahl der über 50-jährigen "Sport-Neueinsteiger": Ein Drittel der 50- bis 60-Jährigen und ein Viertel der 60- bis 70-Jährigen haben bspw. erst innerhalb der letzten fünf Jahre mit regelmäßigem Training begonnen!
Bei der seit 2005 laufenden PACE-Studie wurden u.a. körperlich aktive und inaktive Erwerbstätige, Rentner wie auch sportlich aktive Vergleichsgruppen (z.B. Läufer, Walker, Radsportler, Schwimmer, Turner, Krafttrainierte, ...) untersucht.
Leistungseinbußen im mittleren Lebensalter entstehen also nicht primär durch biologische Alterung sondern durch eine inaktive Lebensweise. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die zunehmend inaktivere und alternde Gesellschaft und die Rente mit 67 heißt das: Auch ältere Nicht-Sportler/innen können durch regelmäßiges Training bemerkenswerte Leistungssteigerungen und eine Vielzahl gesundheitlich positiver Effekte erzielen. Für einen Einstieg in den Sport ist es also (fast) nie zu spät ..."
Kommen wir zu den Resultaten dieses Textes: Wenn du schon über 45 Jahre alt bist, dann rechne deine zu erwartende Leistung für das Jahr 2017 aus, indem du deine Zeiten aus 2016 jeweils um ein % erweiterst. Damit hast du die Vorgabe des zu erwartenden normalen Leistungsrückschritts.
Du wirst diesen Rückschritt natürlich auf keinen Fall hinnehmen wollen, sondern deine Zeiten aus dem Vorjahr halten oder sogar noch verbessern wollen. Du hast somit ein Instrument in der Hand, dich auch bei einer Leistungsstagnation als erfolgreicher und dynamischer Läufer(in) zu sehen.
Damit du mit dem Rechnen nicht so viel Arbeit hast, haben wir dir hier einen Rechner bereit gestellt, der kalkuliert, welche Zeiten du in den kommenden Jahren aufgrund deiner aktuellen Leistungsfähigkeit zu erwarten hast.
Aber: Balle die Faust und zeige es diesem blöden Rechner, dass er Unrecht hat.