Ja, und wie. Das weiß ich schon seit 44 Jahren. Das war das Jahr, in dem ich anfing Leistungssport zu betreiben. Wir liefen zuerst in Tennisschuhen. Die waren leicht, zerfetzten aber innerhalb von Wochen.
Dann machte sich der geniale Schumacher Eugen Brütting auf die Sohlen. In dem er für uns Läufer den Roadrunner erfand. Wenn ich heute am 27.10.16 die Augen zu mache, dann kann ich immer noch sein Laufgefühl fühlen.
Alle Welt wollte in Brütting-Schuhe laufen. In Wikipedia kannst du nachlesen, wer alles die grauen Treter aus Känguruleder trug:
Der Grundstein für die Firma Brütting legte im Jahr 1946 der ausgebildete Schuhmodelleur Eugen Brütting mit der Eröffnung einer eigenen Schuhfabrik.
Im Jahr 1965 gründete Brütting den Unternehmenszweig EB-Sport-International, in dem der Schwerpunkt auf Leichtathletik gelegt wurde. 1966 wurde als Erster Arnd Krüger in Brütting-Schuhen Deutscher (Hallen)Meister.
Sein für Athleten verschiedenster Sportarten umfassendes Spezialschuhprogramm setzte sich mit der Zeit durch. Unter anderem wurden Schuhe für Fechter, Gewichtheber, Boxer, Ringer und Läufer angeboten.
Die wohl berühmtesten Träger der Marke Brütting waren Liesel Westermann, die bei den Olympischen Spielen 1968 die Silbermedaille im Diskus gewann, Bernd Kannenberg, der bei den Olympischen Spielen 1972 im 50-km-Gehen Gold gewann, sowie Peter Müller, Boxer und ehemaliger deutscher Meister im Mittelgewicht.
Zusammen mit dem neuseeländischen Leichtathletik-Trainer Arthur Lydiard und verschiedenen anderen Sportlern entwickelte Eugen Brütting bereits 1970 den Laufschuh "Roadrunner", der mit seinem Aufbau aus leichtem Wildleder statt Glattleder mit dämpfender Mittelsohle aus Zellgummi als eine der Urformen moderner Laufschuhe gilt und wegen seiner neuartigen Sichelleisten unter der gesamten damaligen Läuferelite einen hervorragenden Ruf genoss. Zu den anderen Sportartikeln der Firma gehörte u.a. die Sport-/Fußballhose Helmut Haller.?
Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass der Roadrunner für die damalige Zeit gutes Geld kostete. So lief ich zum Großteil mit billigeren ?Gurken? umher. Die waren entweder sauschwer oder mit kurzer Haltbarkeit versehen.
Eines war mir klar: In leichten Schuhen konnte ich schneller laufen, als in den sogenannten ?Waldschaden-Tretern?. Die Folge war, das wir beim Einlaufen diese Schuhe trugen, die Leichten wurden erst kurz vor dem Start anzogen.
Nicht zu vergessen, dass wir damals auf den Aschenbahnen bis 10000 m in Spikes liefen. Bei den ersten Frühjahrsrennen bekamen wir solch einen Muskelkater in den Waden, wie er kaum zu beschreiben ist.
Diese Spikes hatten keinen Absatz, wir liefen also durchgängig auf den Ballen. Bis 5000 m kam ich mit dieser Fußhaltung zurecht, danach trat ich mit der Ferse die Asche fest. Und das alles mit 85 kg. Andere, leichtere Läufer hatten damit kein Problem und tänzelten auf den Ballen in das Ziel herein.
Es gibt noch heute eine Menge von Spitzenathleten, die in Spikes auf der Bahn laufen. Aber es wird auch in ganz leichten Straßenrennschuhen gelaufen und da sind wir beim Thema.
Kann man denn in leichten Schuhen schneller laufen, als in schweren? Und wieviel oder überhaupt werden wir in schweren langsamer laufen? Es gibt genug Gerüchte, die behaupten, dass die geringe Dämpfung der leichten Schuhe keinen guten Abdruck zulässt.
Gehört: ?Ich diesen gut gepolsterten laufe ich schneller, ich hüpfe richtig.? Stimmt das? Das Rätsel ist gelöst. Die Laufzeitung ?Runners World? hat eine ganz geschickte Studie in ?Alex Hutchinsons Lauflabor? veröffentlich. Die wir hier in gekürzter Form wiedergeben:
?Wie viel langsamer machen schwere Schuhe?
Irgendwie liegt es auf Hand: Mit einem leichten Schuh läuft es sich leichter und damit schneller als mit einem schweren Modell. Aber welchen Zeitvorteil bringen Studien, die bis in die 1980er-Jahre zurückgehen, zeigen, dass man für jede zusätzliche 100 Gramm an Schuhgewicht ungefähr 1 Prozent mehr Energie verbraucht.
In der Theorie sind Laufgeschwindigkeit und Energieaufwand proportional zueinander. Also sollte eine 1-prozentige Erhöhung der Masse auch eine Laufzeit zur Folge haben, die um 1 Prozent langsamer ist.
Aber diese Behauptung wurde nur selten in der Praxis getestet. In einer Studie, die im Fachjournal Medicine & Science in Sports & Exercise veröffentlicht wurde, untersuchte ein Forscherteam vom Rodger Kram?s Locomotion Laboratory von der University of Colorado in Boulder unter der Leitung von Wouter Hoogkamer nun diese These.
Die Studie verwendete speziell modifizierte Laufschuhe, mit einem Grundgewicht von rund 200 Gramm (je nach Größe). Bei einigen Schuhen wurden kleine Bleikugeln mit einem Gesamtgewicht von 100 Gramm in die Zunge eingenäht, während die restlichen Laufschuhe mit 300 Gramm Bleikugeln in der Zunge sowie an den Seiten des Schuhs versehen wurden.
Frühere Forschungen hatten ergeben, dass die Leute das Gewicht der Schuhe nur bemerkten, wenn sie sie in der Hand hielten, jedoch nicht, wenn sie sie an den Füßen trugen.
Also gebrauchten die Wissenschaftler sehr leichte (4,6 Gramm), unechte Beschleunigungssensoren und erzählten den Probanden, dass diese sehr empfindlich seien, sodass sie nur durch die Forscher selber am Schuh befestigt werden dürften.
Das Resultat war, dass nur einem der 18 Testpersonen (alles 5-Kilometer-Läufer mit Bestzeiten von unter 20 Minuten) ein Unterschied auffiel ? weil er breite Füße hatte und bemerkte, dass die Schnürsenkel bei der schwersten Version kürzer waren.
Jeder Proband machte mehrere Laufbandtests, bei denen seine jeweilige Laufökonomie, also wie viel Energie er bei einer Standardgeschwindigkeit verbrauchte, festgehalten wurde, und außerdem eine Reihe von 3000-Meter-Zeitläufen an verschiedenen Tagen.
Welchen Einfluss hat das Gewicht eines Laufschuhs auf die Leistung?
Wie erwartet, zeigten die Ergebnisse, dass sich die Laufökonomie um 1,11 Prozent pro 100 Gramm, die dem Schuh hinzugefügt wurden, verschlechterte. Die Zeiten der 3000-Meter-Läufe erhöhten sich indessen um 0,78 Prozent pro 100 Gramm.
Das unterstützt die Aussage, dass sich Veränderungen in der Laufökonomie auch in einer veränderten Laufzeit widerspiegeln. Trotzdem: 1,11 und 0,78 Prozent sind nicht dasselbe.
Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Laufökonomie bei einer Geschwindigkeit von 7:40 Minuten pro Meile gemessen wurde, während das durchschnittliche 3000-Meter-Lauftempo 5:36 pro Meile betrug. Ist es möglich, dass der Effekt des zusätzlichen Gewichts in den Schuhen, davon abhängt wie schnell man läuft?
Mit einem Wort: Ja. Eine frühere Studie, die die Auswirkungen des Schuhgewichts auf die Laufökonomie untersuchte, betrachtete dabei unterschiedliche Geschwindigkeiten und erkannte, dass bei höherem Lauftempo die Auswirkungen geringer waren.
Um genau zu sein, bei 5:30 pro Meile konnten sie eine Veränderung von 0,8 Prozent pro 100 Gramm feststellen ? ?auffällig nah?, meinen die Forscher, an der 0,78 prozentigen Veränderung der 3000-Meter-Laufzeiten in der neuen Studie.
Ein faszinierender Gedanke: Die Forscher betonten, dass der aktuelle Marathonweltrekord von 2:02:57 Stunden in Schuhen gelaufen wurde, die 230 Gramm wiegen. Zieht man 100 Gramm ab, würde man theoretisch (bei 0,78 Prozent pro 100 Gramm) 57,5 Sekunden gewinnen. Zieht man das gesamte Gewicht der Schuhe ab, so würde man 2:12 gewinnen.
Dabei gibt es jedoch ein Problem. Ohne Schuhe, verliert man die Polsterung, welche nach Krams vorheriger Forschung, die Laufökonomie um 3 bis 4 Prozent verbessern kann. Tatsächlich, wie eine weitere Studie Krams zeigt, kann man dieselben Vorteile ohne Schuhe haben, wenn man den Boden mit 10 Millimeter dickem Schaum polstert.
Ob die 2-Stunden-Marathon-Marke in Zukunft auf einer komplett mit EVA-Schaum bedeckten Strecke und von einem Läufer ohne Schuhe gebrochen wird??
Wie auch immer: In leichten Schuhen läufst du schneller. Denke immer daran, dass du mit den leichten Wettkampfschuhen die letzten Sekunden zur Traumgrenze eliminieren kannst. Andersrum: Wer in dicken Botten läuft, hat selber Schuld.