Rumms, da lag ich! In dem 80-ziger-Jahren, als auch der Schreiber dieser Zeilen seine Beine noch schnell bewegen konnte, weilte ich mit einer großen Gruppe von Läufern in einem Trainingsurlaub in Lana/Südtirol.
Und da war was los! In der schnellsten Trainingsgruppe liefen mehr als 20 Männer und die hatten einen ganz besonderen Sport: den Trainer fertig machen. Weil sie mich innerhalb der Tempoläufe kaum "zersägen" konnten, versuchten sie es bei den extensiven Dauerläufen, die in 4:00 - 4:15 min/km angesagt waren.
Wenn ich einmal zum Entwässern an den Wegesrand musste, drehten diese Säcke auf wie die Antilopen auf der Flucht. Und wenn sie mich dann abgehängt hatten, dann freuten sie sich wie die Kinder und das gegenseitige Schulterklopfen wollte gar nicht aufhören.
Meist bekam ich sie aber doch wieder ein, obwohl sie oft 3:30 min/km liefen. Einmal erreichte ich die Gruppe erst kurz vor dem Ziel. Und ich war so kaputt wie früher Günther Netzer nach 80 min Spielzeit.
Meine Schwäche nutze ein Kanaldeckel aus, der fast 10 cm unter dem Straßenniveau lag. Und schon lag auch ich. Kahnbeinbruch in der linken Hand. Und alles johlte: "Vor Schwäche zusammengebrochen!" Es folgte noch mehr Schulterklopfen. Endlich hatten sie mich am Boden.
Phh! Gips drum und weiter trainiert. 14 Tage später Start beim Hamburg-Marathon mit Gips. Ich fühlte mich wie gelähmt. Konnte nicht das angestrebte Tempo laufen und war auch in keiner Weise kampfeslustig. Natürlich suchte ich nach den Gründen dieser Schwäche und ich dachte: "Das kann doch nicht an dem bisschen Gips am Unterarm liegen, dass du so mies drauf bist."
Ich weiß nicht mehr genau, ob ich ausstieg oder ein schlechtes Resultat in Kauf nahm. Auf jeden Fall war es ein Desaster. Meine Umgebung meinte: "Na klar, das kommt von dem Gips!" Aber ich zweifelte, ob das der Grund war.
Jahre später konnte ich mir diese Schwäche erklären. Südafrikanische Wissenschaftler hatten die Rolle des Entzündungsmarker Interleukin 6 bei sportlichen Belastungen untersucht. Dazu sollte man wissen, dass bei jeder Entzündung im Körper Interleukin-6 ausgeschüttet wird und ein Knochenbruch ist eine starke Entzündung im Körper.
Und auch bei harten sportlichen Belastungen wird Interleukin-6 (IL-6)ausgeschüttet, wie die Südafrikaner fanden: Abbildung 1
Abbildung 1
Noch mehr Erstaunliches fanden die Forscher heraus, als sie Läufern IL-6 spritzten und einer zweiten Prüfgruppe nur Placebo. Letztere liefen im Schnitt 41 sec schneller auf 10 km als die IL-6-Gruppe. Das ist schon ein Wort. Dieser Bereich liegt bei Hochleistungssportlern schon zwischen Medaille und Nichtmedaille: Abbildung 2
Abbildung 2
Diese Studienresultate leiteten einen Denkprozess ein, der auch die Rolle des Laktats im Ermüdungsverlauf erschütterten. In Abbildung 3 ist die theoretische Ableitung der Rolle des IL-6 zu sehen.
Abbildung3
Das Gehirn wirkt als eine Art Schaltzentrale. Es erzeugt ein lähmendes Erschöpfungsgefühl, damit die Muskeln nicht mehr an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit belastet werden und somit immer noch genug Reserven für den Notfall zur Verfügung stehen: Abbildung 3.
Ganz neue Forschungen zeigen, dass es mit dem Tumornekrose-Faktor alpha einen zweiten Botenstoff gibt, der bei Entzündungen ausgeschüttet wird und als weiterer Bremser wirkt.
"Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und des Universitätsklinikums Erlangen um den Mediziner Prof. Dr. Georg Schett haben jetzt herausgefunden das Patienten mit entzündlichen Erkrankungen oder Infekten oftmals zusätzlich an Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und sogar Depressionen leiden.
Für ihre Studie untersuchten die Erlanger Forscher Patienten mit rheumatoider Arthritis, einer der schwerwiegendsten Autoimmunkrankheiten, sowie Mäuse, die aufgrund eines Gendefektes eine ganz ähnliche Erkrankung zeigen. Sowohl Menschen als auch Mäuse leiden unter entzündeten Gelenken und damit verbundenen starken Schmerzen. Hinzu kommen in vielen Fällen Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und Depressionen." Quelle: "Warum Entzündung müde macht" IWD Pressemitteilung, 3.2.2011, Uni Erlangen
Bei der Analyse der Mäusehirnen entdeckte das Team, dass ein wesentlicher Entzündungsbotenstoff – der so genannte Tumornekrosefaktor-alpha diese Zustände entscheidend beeinflusst. Diesen Effekt konnten die Forscher auch beim Menschen beobachten.
Wenn man nun auch bei uns Sportlern die beiden Ermüdungsfaktoren Interleukin-6 und Tumornekrosefaktor-alpha zusammen zählt, dann wird klar warum und wir bei Verletzungen und Erkrankungen unsere Leistungen nicht in der erwarteten Höhe abrufen können.
Als Fazit können wir ziehen: Wenn es einmal nicht läuft im Rennen, dann ist es oft nicht der fehlende Wille, das Training oder auch der Trainingsplan schuld, sondern es können erkannte oder auch unerkannte Verletzungen oder gar Erkrankungen sein, die uns über ihre Botenstoffe ausbremsen.
Noch runder wird die ganze Sache wenn wir unsere entzündungshemmenden Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel in diesem Rahmen betrachten. Omega-3-Fettsäuren sind entzündungshemmend und auch die leistungsverbessernde Wirkung von Lyprinol wird in dem Licht der Entzündungshemmung klarer.
Dafür sitzen andere Lebensmittel auf der Anklagebank: Dr. Ulrich Strunz zitierte in unserem Newsletter vom 22.06.10:
"Herzinfarkt, Diabetex, Rheuma und Krebs basieren auf, hängen zusammen mit, werden verstärkt durch Entzündungen. Durch chronische Entzündungen im Körper. Leicht und bei jedem von Ihnen sofort messbar mit einem einzigen Blutwert, dem hsCRP.
Das ist das Fazit eines schön geschriebenen Artikels in Focus 13/2010. Mit dem wundervollen Titel "Feuer im Körper".
Und Ursache dieser Entzündungen sei Fehlernährung. Präziser formuliert von Dr. McIntosh von der Universität Florida:
"Wir wissen, dass eine Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren (tierische Fette), Transfetten (Pommes) und einfachen Zuckern chronische Entzündungsreaktionen fördert".
Das war's eigentlich. Könnte man zusammenfassen mit "tierisches Fett und Industriemüll". Und da genügt ja schon eine einzige Mahlzeit. Wissen wir heute. Da staunen auch die Ärzte:
Der Kardiologe Dr. Nicholls von der Cleveland-Clinic hat Versuchsteilnehmer zwei mal gefüttert. Mit Karottentorte und Milchshake. Nur: Einmal wurde Kuchen und Shake mit Kokosöl hergestellt, das zweite mal mit Distelöl. Kokosöl bedeutet ungesunde, gesättigte Fettsäuren, Distelöl bedeutet gesunde, mehrfach ungesättigte Fette.
Sechs Stunden nach der Mahlzeit waren die Entzündungswerte im Blut wie auch in der Gefäßwand nach Kokosöl deutlich erhöht. Dagegen waren diese gefährlichen Werte nach Distelöl nicht nur nicht angestiegen, sondern sogar abgefallen.
Und was passiert, wenn Sie Zucker essen? Schnelle Kohlenhydrate? Da schreibe ich Ihnen einfach mal drei im Blut gemessene Werte hin. Drei typische Entzündungsfaktoren. Die nach Zucker sofort ansteigen:
Tumornekrosefaktor --- 5.370 --- normal 135 - 2.100
Interferron-Gamma --- 8.668 --- normal 500 – 3.000
Interleukin 2 --- 960 --- normal unter 100
Das messen wir Ärzte. In Ihrem Blut. Jeden Tag. Routinemäßig. Wenn Sie Nudeln essen. Oder Kartoffeln. Und Sie wundern sich. Sie wundern sich, weshalb 50% der Deutschen an ihren Blutgefäßen sterben. Nein, Stopp: An den beschädigten Blutgefäßen. An Blutgefäßen, deren spiegelnd glatte Innenschicht durch Entzündung rau, porös, rissig wird. Da lagert sich dann was ab. Heißt im Endeffekt Herzinfarkt.
Zum Trost noch ein netter Satz von Dr. McIntosh: "Unser Körper reagiert auf gesundes Essen wie auf eine gute Medizin". Heißt: Heilung ist ganz einfach."
Dabei sollten wir eines nicht vergessen: Die Interleukine und Tumor-Nekrosefaktoren sind nicht der Feind unseres Körpers. Sie geben ihm nur das Signal, dass irgendetwas im Organismus nicht stimmt und er mit seine Reserven vorsichtig umgehen soll.