Erinnerst du dich noch an Katrin Krabbe? Sie wurde im Jahr 1992 gesperrt, wegen Nutzung des Asthmamittels Clenbuterol. Dieses sollte ein hochpotentes Dopingmittel sein.
Katrin Krabbe klagte wegen ihrer Dopingsperre gegen den deutschen Leichtathletikverband. Der Verband verlor diesen Prozess. Ein Comeback-Versuch scheiterte später.
Das Thema Clenbuterol kam aber nicht zur Ruhe. Wir alle mussten lachen, als wir erfuhren, dass 100 Prozent aller britischen Leistungsschwimmerinnen sich als Asthmatikerinnen ausgaben. Der britische Mannschaftsarzt hatte diese Asthmaerkrankung bei den Schwimmdamen erkannt.
Mein Umfeld als solches war aber davon überzeugt, dass man sich durch Clenbuterol, Salbutanol und Ähnliches, Vorteile verschaffen könnte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich glaubte mit diesen Medikamenten könnte man bessere Resultate erzielen.
In der Zwischenzeit verflachte die Diskussion um diese Medikamente. Grund war wohl auch, wie man später nachlesen konnte, dass sie praktisch ohne schädliche Nebenwirkungen waren.
Erst jetzt im März 2016 in unserem Trainingslager in Side Sorgun kam ich wieder in Kontakt mit diesem Thema. Eine Athletin klagte über ihr Asthma. Andere berichteten auch von ihrem Asthma oder auch von bekannten Läufern.
Erst dann wurde mir klar, dass auch wir Läufer im größeren Maß Probleme mit Asthma haben. Dazu las ich einen Artikel aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin von der Autorin Dr. Christine Hutterer.
Den möchte ich hier zitieren: „Über alle Sportarten hinweg betrachtet, liegt die (Asthma-)Häufigkeit zwischen 5 und 10 Prozent. Das ist vergleichbar mit dem Vorkommen in der Allgemeinbevölkerung.
Bei einigen Sportarten sind jedoch bis zu 25 Prozent der Athletinnen und Athleten betroffen. Das ist vor allem in den Ausdauersportarten der Fall, in denen, neben dem hohen Trainingsumfang, zusätzliche Faktoren die Lunge stärker reizen können als bei anderen Sportarten.
Bei den nordischen Sportarten (Langlauf, Biathlon) ist es vor allem die kalte Luft, bei Läufern, Radfahrern und Triathleten sind es gesundheitsschädliche Stoffe in der Luft. Bei Eisschnellläufern Stickoxide von Kältemaschinen oder Feinstpartikel von Poliermaschinen und bei Schwimmern chlororganische Verbindungen wie Mono- und Trichloramine.
Da die Limitierung der körperlichen Leistungsfähigkeit zuallererst vom Herz-Kreislauf-System und der Muskulatur ausgeht, kann durch eine konsequente Therapie die körperliche Leistungsfähigkeit vollständig hergestellt werden.
Das spiegelt sich auch in den erkämpften Edelmetallen wider: Bei den Winterspielen in Salt Lake City im Jahr 2002 gewannen die 5,7 Prozent der asthmakranken Athleten 15,6 Prozent der zu vergebenden Medaillen, bei den Sommerspielen 2004 in Athen errangen 7,7 Prozent 14,4 Prozent der Medaillen.
Verschafft denn nun aber die Einnahme der Präparate einen Vorteil? »Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass inhalative Beta2-Agonisten und Steroide in einer medizinisch adäquaten Dosierung die Leistung von Sportlern ohne Asthma nicht steigern oder anderen Nutzen bringen.
Durch die Medikation wird es den Asthmatikern aber ermöglicht, ihren Sport auf hohem Niveau auszuführen«, erklärt Prof. Dr. Stephan Sorichter.
Wie Belastungsasthma entsteht? Untersuchungen konnten zeigen, dass die Grundlage für EIA (excercise induced asthma), wie beim Asthma bronchiale auch, ein entzündliches Geschehen in den Atemwegen ist.
Demnach scheinen die Atemwege aufgrund der verstärkten Atmung auszukühlen, was zu einer Vasokonstriktion (Verengung), der Bildung eines Ödems und schließlich Verengung der Atemwege führt.
Zudem beeinträchtigt der Wasserverlust in der Lunge das osmolare Gleichgewicht, wodurch Entzündungsmediatoren freigesetzt werden.
Diese tragen wiederum zur Obstruktion bei. Weitere reizende Faktoren wie der Chloramingehalt der Atemluft, beschmutzte oder kalte Luft sind Risikofaktoren, die bei empfänglichen Sportlern den Ausschlag geben können.
Prof. Sorichter empfiehlt Sportlern, die vor allem in der Phase nach der Belastung Probleme mit der Atmung haben, sich lungenfachärztlich oder sportärztlich untersuchen zu lassen: »Eine gute Therapie ermöglicht Sportlern nicht nur die Aktivität, sondern ist auch für die langfristige Lungengesundheit von entscheidender Bedeutung.«
Breitensportler sind in der Regel nicht so gut medizinisch betreut wie Leistungssportler, die mindestens einmal jährlich sportmedizinisch durchgecheckt werden. Dennoch ist auch für sie bei regelmäßiger Kontrolle das Sporttreiben bedenkenlos möglich.
Überholt sind auch die Empfehlungen, dass Asthmatiker keinen Sport treiben sollen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall! Wer die Atemnot zum Anlass nimmt, sich körperlich zu schonen und Anstrengungen zu vermeiden, riskiert eine weitere Verschlechterung der Lungenfunktion.
Ein Verzeichnis aller Lungensportgruppen in Deutschland bietet die Seite www.lungensport.org. Grundsätzlich sei gutes Aufwärmen die wichtigste Prophylaxe, um Symptome abzumildern und Anfälle zu vermeiden, betont Prof. Sorichter.“
Mich interessiert dieses Thema insbesondere bei Läufern und Läuferinnen, die an Asthma leiden und auch entsprechende Medikamente nutzen. Es würde mich freuen, wenn du mir über dein eventuelles Asthmaproblem berichten würdest.
Wir könnten dann auf unserer Seite über diese Angelegenheit diskutieren und somit einen Austausch zwischen den Erkrankten herstellen.
Hilfreich wäre auch, welche Medikamente die Bronchien am besten erweitern (Beta2-Mimetikum). Es kann uns nicht schaden, unser Wissen über Asthma zu erweitern. Besonders sollten wir bedenken, dass Asthma auch im fortgeschrittenen Alter noch auftauchen kann.