Klar hatten wir jetzt ein paar Tage den goldenen Herbst. Aber was war das bloß für ein ungemütliches Wetter bis vor etwa einer Woche? Grauenhaft! Was kommt da bloß noch auf uns die nächsten Monate zu?
Wenn es draußen stürmt, kalt ist, trüb und dauerregnet, dass jeglicher läuferischer Trainingsoptimismus in tiefster regennasser Depression ersäuft wird, dann kann ich eins ganz besonders gut gebrauchen: Die Neunmalklugen, woanders auch treffend Klugsch... genannt. Die krähen dann einer ungeschriebenen Gesetzmäßigkeit an dieser Stelle folgend garantiert den von mir so verhassten Spruch: "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Bekleidung!" Ich kann's nicht mehr hören. Keiner kann mir erzählen, dass ihm das Training bei einem miesepetrigen Herbst- oder Wintertag wirkliche dauerhafte Freude bereitet.
Aber vielleicht bin ich eine weinerliche Memme, denn man hat ja eigentlich Ziele. Und dafür muss man bereit sein, das dafür Erforderliche zu tun, auch bei so einem Wetter. Wer Angst vorm Regen hat, wird seinen Holger Meier nie abhängen, denn der schnürt auch dann völlig verbissen seine Leisetreter und knallt einen Tempolauf runter, dass er kaum den nassen Boden berührt.
Wettkampf-Abbruch wegen Regen
Aber seit Pfingsten 2005 leide ich an einer ganz schlimmen "Regenallergie". Ist kaum auszuhalten! Bei einem recht langen Ultralauf öffnete der Himmel pünktlich zum Start seine Schleusen und rein gefühlsmäßig ergossen sich alle Weltmeere über uns, die sich um 8 Uhr gerade anschickten, 100 Meilen durch die bergigen nordhessischen Wälder zu tapsen. Es regnete stark den ganzen Tag. Und als es in die Nacht ging, hatte der Himmel immer noch genügend Wasser, um uns vollends damit zu durchtränken. Ich glaube, in einem früheren Newsletter habe ich mich schon mal öffentlich geoutet. Bei diesem Lauf hatte ich nach 17,5 Stunden, nur 23 km vor dem Ziel, mit fast 3 Stunden Vorsprung in Führung liegend, dermaßen die Nase gestrichen voll von dieser unendlichen Durchnässung, dass ich den Lauf tatsächlich abbrach.
Du kannst Dir vorstellen, welche Häme und Spott ich im Nachgang über mich ergehen lassen musste. Abbruch wegen Regen! Aber ich hatte echt keine Lust mehr, und bedauere die vorzeitige Beendung dieser Selbstvergewaltigung bis heute nicht. Seitdem mag ich einfach nicht mehr im Regen laufen. Ist eben so. Lach mich gern aus Holger!
Als ich dann dieser Tage in der Mittagspause aus dem Fenster schaute und kaum glauben konnte, was ich da an Wetter sah, fasste ich einen Plan. Es muss doch im 21. Jahrhundert eine Bekleidungskombination geben, welche uns wenigstens halbwegs diese Wetterlage überstehen lässt. Und eine dieser Möglichkeiten möchten wir unseren Kunden heute vorstellen und anbieten.
Schon seit 2 Jahren liegt mir der Vertreter der Marke Newline in den Ohren, der seine so genannte "Waterproof-Jacke" feil bietet. Sie soll eine Wucht sein, gut ausgestattet und über eine abnehmbare Kapuze verfügen und mit 95 € sogar im Vergleich relativ wenig kosten. Nun ist es leider so, dass eine supertolle Lauf-Regenjacke allein leider nicht viel helfen kann. Die tollste, beste, schönste und teuerste Laufjacke hilft dir nichts, wenn du darunter die falschen Artikel trägst, vielleicht sogar ein Baumwollshirt. Der Schweiß kommt nicht weg von der Haut und dann kannst du dir die Jacke auch sparen. In früheren Newslettern haben wir dieses Thema schon behandelt, deshalb kürze ich hier ab und fasse mich kurz.
Funktionsunterwäsche unverzichtbar
Ohne jede Ausnahme brauchst du eine gute, eng anliegend getragene Funktions-Laufunterwäsche, die jede Feuchtigkeit aufnimmt und von der Haut weg nach außen leitet. Die Textilie kann das nur leisten, wenn sie eng auf der Haut anliegt. Sie ist eine unverzichtbare Grundlage in deiner Sportausrüstung.
Wenn der Schweiß damit weg transportiert wird, wo soll er dann hin? Die Textilien können nicht verhindern, dass du schwitzt. Folglich wirst du mit deiner eigenen Nässe immer zu kämpfen haben. Wenn du bei wärmerem Regenwetter auf die Idee kommst, über der Funktionsunterwäsche nur die tolle Jacke zu tragen, weil es ja warm genug ist, dann hilft dir das nicht. Die Jacke nimmt Schweiß nicht auf und lässt bei guter Qualität allenfalls Wasserdampf durch. Nicht aber die Nässe an sich. Die treue Funktionsunterwäsche wird verrückt, weil die arme nicht weiß, wohin mit der Nässe.
Wärmende Zwischenschicht
Du brauchst also dazwischen je nach Temperatur und Laufgeschwindigkeit eine passend wärmende Schicht, die die Nässe aufnimmt und idealerweise noch weiter weg leitet. Im Ergebnis ist es zwar nass unter der Jacke, was oft fälschlicherweise als eindringender Regen gedeutet wird. Wenn du aber deine Laufbekleidung technisch sinnvoll kombinierst, bleibst du direkt auf der Haut vergleichsweise trocken und darauf kommt es an!
Erst dann kommt die Jacke ins Spiel. Lass dir von den Herstellern oder Verkäufern nichts erzählen: Regendicht bedeutet immer zwangsläufig auch weniger atmungsaktiv. In einer Regenjacke schwitzt du also bei wärmeren Temperaturen und/oder höheren Anstrengungsgraden auch wie irre. Es gibt da aber enorme Qualitätsunterschiede, die am Ende auch über dein Wohlempfinden beim 35 km-Lauf bei Mistwetter entscheiden.
Ein guter Wärmeaustausch klappt umso besser, umso kühler es draußen ist. Wo soll die Feuchtigkeit von innen aber hin, wenn es außerhalb der Jacke "Hunde und Katzen regnet"? Da verdunstet einfach nichts. Das kannst du völlig vergessen! Mag sein, dass sich im Labor da irgendwas beweisen lässt, aber mach mal den Praxistest.
Laufjacke oder atmungsaktiver Laufpulli?
Trotzdem möchte ich aus praktischen Gründen die Lanze für eine dichte Regenjacke brechen. Denn was wäre die Alternative dazu? Lauf bei starkem Regen doch einfach ohne eine solche. Dein Laufpulli ist atmungsaktiv, dass es eine Freude ist. Du bist aber in kurzer Zeit klitschnass vom kalten Regen und frierst dir mitunter etwas ab. Das gleiche passiert dir auch mit hochatmungsaktiven Jacken, die zwangsläufig den Regen ebenfalls sofort durchlassen.
Über einer guten Funktionsbekleidung eine sehr dichte Laufjacke getragen bedeutet auch Feuchtigkeit innerhalb der Jacke, aber kaum Auskühlung, sofern darunter qualitativ gute Funktionsbekleidung in sinnvoller Kombination getragen wird. Sie ist deshalb im Vergleich ein unbeschreiblicher Komfortgewinn.
Wenn du Deine Laufbekleidung technisch sinnvoll kombinierst, wirst du riesige Unterschiede im Wohlbefinden bei deinem Training erleben. Tatsächlich kannst du auch bei ekelhaften Wetterlagen sehr lange draußen unterwegs sein. Bedauerlicherweise muss ich deshalb und auch nur in diesem Fall den vorhin genannten Neunmalklugen ein wenig Recht geben ;-)