Ich habe ein neue "Spielzeug" und bin schlicht begeistert. Meine "Coros Pace 2". Vermutlich fragst du "Coros was?". Eine ziemlich geniale Laufuhr. Die meisten kennen Garmin, Polar und Suunto, aber dann verließen sie ihn. Coros ist recht neu. Die ersten Uhren-Modelle von Coros kamen 2018 auf den Markt. Ich hatte bis jetzt ausschließlich viel Gutes gelesen. Nun konnte ich 2 Modelle selbst testen. Einmal die Coros Pace 2 (Einsteigermodell) und die Coros Vertix 2 (High-End-Modell).
Die Coros Pace 2 ist das günstigste Einsteigermodell (199 Euro). Aber mit welchem Funktionsumfang! Ich bin wirklich begeistert. Sie ist die kleinste und leichteste GPS-Uhr am Markt. Ohne Armband wiegt sie 26 g (mit Nylon-Amband 29 g, mit Silikon-Armband 35 g), bei einem Durchmesser von 42 mm (meine Forerunner 935 wirkt dagegen wie ein riesiger unförmiger Klopper). Dabei steckt sie voller Sensoren und Technik, die man sonst nur von deutlich teureren GPS-Uhren kennt.
Bild 1: Coros Pace 2
Um mit meinem Highlight anzufangen: die "Track-Funktion" für Bahnläufe. Wie ich schon in diesem Newsletter beschrieben habe, ist GPS für Training und Wettkämpfe auf der Bahn völlig ungeeignet. Aufgrund der Kurven-Interpolation wird vom GPS immer deutlich zu viel angezeigt. Die Track-Funktion erkennt das Durchlaufen des Startpunktes auf der Bahn immer als eine Runde und damit exakt 400 m. Ich bin im Test 10 Runden (also 10x 400 m = 4 km) auf der Bahn gelaufen. Den deutlichen Unterschied zwischen der Coros Track-Funktion und GPS kannst du dir auf den Bildern anschauen.
Man stellt zu Beginn ein auf welcher Bahn man läuft (1-8, Innenbahn-Außenbahn) und los geht es. Hat man vorher ein Intervall-Training mit dem Workout-Generator erstellt und auf die Uhr geladen, dann wird man beim Start des Trainings gefragt, ob man dieses auf der Bahn oder „normal“ auf der Straße absolvieren möchte.
Ja, diese Funktion gibt es auch bei Garmin, aber da nur bei den Modellen im preislichen High-End-Bereich. Bei Coros gibt es die Track-Funktion bei ALLEN Modellen. Endlich eine Funktion für exakte Distanzen auf der Bahn bei preislich erschwinglichen Uhren.
Coros Track Funktion: 10 Runden = Distanz 4.0 km
Garmin-GPS: 10 Runden = Distanz 4.18 km
Bild 2: Unterschied zwischen Track-Funktion und GPS beim Bahnlauf
Das zweite Highlight war für mich die Anbindung des STRYD-Leistungsmessers. Muss man bei Garmin noch umständlich ein entsprechendes Datenfeld installieren und hat anschließend (für mich unverständlich) zwei zugefügte Sensoren (Laufsensor und Leistungsmesser) in den Einstellungen, funktioniert dies bei Coros kinderleicht. STRYD suchen lassen, verbinden, fertig. Natürlich kann man auch hier den Kalibrierungsfaktor einstellen.
Die Coros-Uhren kommen aber auch mit integrierter Leistungsmessung! D.h. die Uhren "messen" die Leistung auch selbst. Verwendet man nun einen Stryd werden die entsprechenden Datenfelder und Anzeigen einfach mit den Stryd-Werten überschrieben.
Für einen vergleichenden Test habe ich einen kleinen "Berglauf" absolviert. An einer Hand die Coros Pace 2 (Stryd deaktiviert), an der anderen meine Garmin in Verbindung mit dem Stryd. Die Power-Kurven siehst du in den folgenden Abbildungen. Die Verläufe weichen nur unwesentlich voneinander ab. Auch die absoluten Werte sind nahezu identisch.
Bild 3: Power vom Stryd: Durchschnitt 237 W, gewichtet: 235 W, max: 356 W, avg 30 sec: 295 W
Bild 4: Power von der Pace 2: Durchschnitt 233 W, gewichtet: 232 W, max: 315 W, avg 30 sec: 301 W
Was mich schwer begeistert hat, war die Tatsache, dass auch die CP (Critical Power) automatisch übernommen wurde. D.h. wenn sich im Laufe der Zeit bei STRYD die Critical Power ändert (Ziel des Trainings ist ja dass sie hoch geht), dann wird der Wert automatisch von Coros übernommen und synchronisiert. Damit sind die Power-Zonen für die Trainingsauswertung immer aktuell! Das muss man bei Garmin, Strava usw. immer von Hand ändern.
Bei einem Test der GPS-Genauigkeit (Gesamtdistanz) konnte ich keine wesentlichen Unterschiede zu Garmin feststellen. So war betrug die Differenz auf einer 40 km Radstecke zwischen der Coros Pace 2 und meinem Garmin Edge lediglich 10 m.
Natürlich gibt es die von anderen Uhren bekannten Aktivitäts-Profile wie Laufen, Gehen, Wandern, Radfahren, Schwimmen, Multisport (Triathlon) und viele mehr. Diese wählt man zu Beginn des Trainings aus.
Die Bedienung der Coros Pace 2 mit genau 2 Knöpfen ist kinderleicht und intuitiv. Es gibt mit der sog. "digitalen Krone" einen Knopf der gedreht und gedrückt werden kann. Hiermit erfolgt die Auswahl und Bestätigung aller Funktionen, das Starten und stoppen von Aktivitäten usw.
Das kleine elegante Gehäuse der Coros Pace 2 könnte schnell täuschen, aber das verbaute Display ist mit 1,2 Zoll und einer Auflösung von 240×240 Pixel identisch mit dem der anderen Coros Modelle (Apex, Apex Pro oder Vertix). Auch Garmin oder Polar bietet in ihren großen Modellen nicht mehr an. Die Anzeige der Coros Pace 2 ist sehr gut ablesbar. Auch für mich als Brillenträger, der beim Laufen seine Brille zu Hause lässt. Im Uhrzeit-Modus werden helle Ziffern auf einem dunklen Zifferblatt angezeigt, in den Sport-Modi genau umgekehrt – falls man es nicht anders konfiguriert hat.
Die Schriftgröße der Datenfelder lässt sich systemweit so einstellen, dass entweder noch Platz für die zugehörige Größe/Einheit ist (z.B. "Pace", "Distanz", "Leistung", "km"), oder diese nach 5 Sekunden verschwindet und somit Platz für noch größere Ziffern ist. Dadurch werden Kontrast und Ablesbarkeit optimal.
Ein weiteres Highlight der Coros Pace 2 ist der "NightMode". Über das Toolbox-Menü kann man eine gedimmte Hintergrundbeleuchtung einschalten, die sich erst durch einen weiteren Eingriff oder beim nächsten Sonnenaufgang wieder deaktiviert. Dieser Modus verbraucht nur 15% zusätzliche Energie, während die normale Hintergrundbeleuchtung mit zusätzlichen 135% zu Buche schlagen würde. Bei Läufen in der Dunkelheit ist dies ein sehr willkommenes Feature.
Verblüffend war für mich, dass der optische Herzfrequenz-Sensor auch beim Schwimmen funktioniert. Bei meiner Forerunner 935 besteht da keine Chance. Die Coros Pace 2 liefert ohne Brustgurt einen durchaus nachvollziehbaren HF-Verlauf.
Bild 5: HF direkt von der Coros Pace 2 beim Schwimmen
Sensoren
Intern sind in der Coros Pace 2 ein optischer Herzfrequenz-Sensor, ein barometrischer Höhenmesser, ein Beschleunigungssensor, ein Gyroscope und ein Kompass verbaut. Die preislich höher angesiedelten Modelle kommen dann mit einem Sensor zu Messung der Sauerstoffsättigung im Blut, die Coros Vertix 2 auch mit einem Elektrokardiogramm Sensor zur HRV-Bestimmung.
Die Kopplung von beliebigen externen Bluetooth- und ANT+ Sensoren, wie HF-Brustgurten, STRYD-Leistungsmesser usw. klappt problemlos und kinderleicht. Bei der "Vertix 2" lassen sich nur Bluetooth-Sensoren koppeln, alle anderen Modelle auch mit ANT+ Sensoren.
Die Verbindung zur Smartphone erfolgt über Bluetooth. Die Übertragung der Trainingsdaten von der Uhr zum Telefon erfolgt deutlich schneller als als bei meiner Garmin.
Die Coros-APP
Die zugehörige Coros-APP ist vom feinsten und liefert alle Daten und Statistiken die man sich nur wünschen kann. Es gibt auch eine noch ausführlichere und sehr übersichtliche Web-Version direkt auf der Coros-Website.
Herzstück ist das COROS EvoLab. Es liefert Werte für VO2 Max, Ruhe-HF, Ermüdung, Fitness, Trainings-Belastung, Schwellen-Tempo, HF Aerobe Schwelle, Erholungszeit u.v.a. Es fehlt an nichts.
Bild 6: Tageszusammenfassung in der APP
Es gibt einen Race-Calculator, der einem die Wettkampfzeit für die verschiedenen Strecken vorhersagt. Workouts (z.B. Intervall-Trainings) können mit dem Workout-Generator erstellt und einzeln oder als kompletter Trainingsplan (mehrere Workouts z.B. für eine Woche) auf die Uhr geladen werden. Dies gilt auch für Routen zur Navigation (die "Pace 2" bietet allerdings als einzige keine Navigation an, alle anderen Modelle schon).
Bild 7: Workout-Zusammenfassung in der APP
Der Workout-Generator ist in die APP integriert. Trainings lassen sich damit sehr einfach erstellen und auf die Uhr laden. Als Intensitätswerte (Vorgaben für das Training) lassen sich dabei Pace, Power, HFmax, HF-Reservebereich, Aerobe Schwelle, Kadenz oder ein benutzerdefinierter Wert angeben. Als Zielwerte lassen sich Distanz, Zeit, Trainingsbelastung (TL) oder offen (drücken der Lap-Taste) auswählen. Das sind mehr Möglichkeiten als z.B. bei Garmin.
Die Möglichkeiten mit selbst erstellten oder importierten strukturierten Trainingseinheiten und Trainingsplänen sind riesig. Fast noch beachtlicher sind allerdings die Athletik-Workout-Pläne. Coros kennt und erkennt (!) eine Vielzahl gängiger Fitness-Übungen und kann diese zu Workouts zusammensetzen.
Da ich 2 verschiedene Modelle getestet habe, wurden diese auch übersichtlich als verwendete Geräte in der APP aufgelistet. Man muss jeweils nur die Uhr anklicken, die aktuell als "Fitness-Tracker" (für Schritte, HF, Treppen, Schlaf, Energieverbrauch, usw.) verwendet werden soll. Wechselt man mitten am Tag das Modell, dann erfolgt sofort eine Synchronisation der Daten auf das aktuell verwendete Modell. Bin ich bis zum Mittag mit Uhr 1 unterwegs und wechsele dann zu Uhr 2, dann habe ich sofort alle mit Uhr 1 bis zu diesem Zeitpunkt absolvierten Schritte, HF, Treppen, … auf Uhr 2 und alles zählt weiter.
Habe ich etwas zu kritisieren? Mir fällt ehrlich gesagt nichts ein. Die Uhr liefert mir das, was ich wirklich zum Training brauche und das in wirklich guter Qualität. Vom Gefühl her besser als z.B. meine Garmin, welche ich übrigens gegen die Pace 2 eingetauscht habe. Meine neue Lieblings-Trainingsuhr!
Wenn du also aktuell auf der Suche nach einer neuen Uhr bist oder demnächst ein Wechsel ansteht, dann solltest du eine Coros unbedingt in die nähere Auswahl einbeziehen. Die Verbindung zu Strava, Final Surge, TrainingPeaks & Co funktioniert selbstredend auch ohne Probleme.
Wir haben die Coros-Uhren in unser Shop-Sortiment aufgenommen, weil wir von der Qualität und vom Potential vollkommen überzeugt sind.
Hier findest du eine Übersicht der Funktionen der einzelnen Modelle:
Hier gehts zu den Coros-Uhren im Greif-Onlineshop.
https://www.greif.de/marke-coros.html
Kommentar vor Hauke Jacobsen
Vielen Dank für den ausführlichen Test der Coros Pace 2 und volle Unterstützung meinerseits, dass Ihr Coros jetzt in Euren Shop aufnehmt! Dann weiß ich ja, wo ich in ein paar Jahren mein Nachfolgermodell bestellen kann. Ich hatte Dir dazu gar kein Feedback mehr gegeben, kann Deine Erfahrungen aber vollständig unterstützen. Ich bin auch nach über einem Jahr immer noch absolut begeistert von den Funktionen, der super einfachen Trainingsplanerstellung und vor allem der Genauigkeit. In Kombination mit dem Stryd ein echtes Traumpaar und Preis-/Leistung ist unschlagbar! Vor allem finde ich es sehr cool, dass mittlerweile Eliud Kipchoge und andere Profis mit Coros laufen und beim Hamburg-Marathon waren sie ja jetzt Zeitsponsor. Im letzten Jahr kannte die Marke noch niemand in meinem Umfeld und ich wurde schief angeschaut.
Kommentar vor Christoph Rauter
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Nebenbei: COROS PACE 2: Nutze ich seit einem Jahr, sehr zufrieden.