2008 fing alles an. Ich wohnte zu dieser Zeit im schönen Harzvorland direkt in Goslar und hatte mich mal wieder für den alljährlichen Altstadtlauf über 10 km angemeldet. Damals spielte das Laufen in meinem Leben nur eine untergeordnete Rolle, da ich leidenschaftlich Tischtennis und Tennis im Verein spielte und meine aktive Fußballzeit bereits vorbei war. Die Jahre zuvor lief ich für den Altstadtlauf nur einige wenige Einheiten als Vorbereitung, um eine einigermaßen ansprechende Zeit zu laufen. Dieses Mal jedoch steckte ich mir das Ziel, nach einem 6-Wochen-Plan für den Altstadtlauf zu trainieren. Ich erreichte damals eine Zeit von 44:03 min und war sehr glücklich darüber.
Ein befreundeter Laufkumpel überredete mich nach der Veranstaltung, mit ihm zum Hannover-Halbmarathon zu kommen, der 2 Wochen später stattfand. Kurz gesagt: "ich sagte zu!" Obwohl ich noch nie so lange Strecken im Training vorher gelaufen war. Wir liefen die Strecke fast vollständig zusammen, zwischendrin konnte er sich aber absetzen und lag immer in Sichtweite vor mir. Mit einem Endspurt fing ich ihn damals auf der Zielgeraden noch ab. Meine Lust am Laufen war damit geweckt. Bedingt durch berufliche Veränderungen und mehrere Umzüge in den Folgejahren lief ich mittlerweile regelmäßig, auch weil ich zwischenzeitlich nur noch Tennis spielte und meinen TT-Sport aufgab. Allerdings hatte ich nie große Ambitionen an Wettkämpfen teilzunehmen. Erst im Jahr 2012 überredete mich ein sehr guter Freund aus Hamburg, den ich aus alten TT-Zeiten aus der Heimat kannte, den Hamburg-Marathon 2013 mit ihm zu laufen. Es war ein schwieriges Jahr. Ich wohnte mittlerweile wieder in der Nähe von Goslar, pendelte aber jede Woche beruflich nach Bad Oldesloe und meine Tochter wurde im März 2013 geboren. Fern ab der damaligen Freundin trainierte ich im hohen Norden, manchmal auch zusammen mit meinem Freund in Hamburg.
Nach 3 Monaten Vorbereitungszeit mit einem Trainingsplan von 4 h (heimlich trainierte ich auf 3:45 h) lief ich zusammen mit Stefan meinen ersten Marathon in Hamburg. Ich trainierte damals 3-4 mal pro Woche, hatte aber sonst überhaupt keine Ahnung vom Laufen. Zu Kraftübungen, Athletiktraining oder Ernährung hatte ich zwar schon hin und wieder etwas gelesen, konzentrierte mich aber rein auf das Laufen. Der erste Marathon fing schon ziemlich blöd an. Den Toilettengang kurz vor dem Start wegen der langen Schlange nicht mehr geschafft, musste ich schon nach wenigen Metern links ran, während mein Kumpel weiterlief. Erst nach ca. km 10 hatte ich wieder zu ihm aufgeschlossen. Ab der Hälfte konnte ich noch etwas zulegen und lief dann den Rest der Strecke alleine und finishte in 3:46 h. Die zweite Hälfte der Strecke lief ich sogar etwas schneller als die erste, ging aber damit extrem an meine körperlichen Grenzen und bekam nach dem Zieleinlauf Schüttelfrost. Nach einer heißen Dusche ging es mir gleich wieder besser. Danach wurde noch gemeinsam feucht fröhlich gefeiert.
In den Jahren danach lief ich bedingt durch die Geburt unserer Tochter und beruflicher Veränderungen keine Wettkämpfe. Erst im Jahr 2015 absolvierte ich dann aus purem Spaß ohne große Zeitambitionen meinen ersten Ultra über 48 km mit ca. 1.000 Höhenmetern in meiner geliebten Heimat „dem Solling“. Noch nie war ich so lange gelaufen. Ich freute mich riesig auf diese neue Herausforderung. Der Start erfolgte auf der Laufbahn in Dassel, auf der ich früher in meiner Schulzeit die Bundesjugendspiele absolvierte. Nach 4:37 Stunden kam ich überglücklich ins Ziel.
Nach dem zwischenzeitlichen Hausbau und deutlich weniger Zeit wollte ich dann 2018 richtig ins Laufen einsteigen und meldete mich als Vorbereitung für den im April stattfindenden Hannover-Marathon beim Halbmarathon in Springe an. Ich trainierte immer noch nach meinen Zeitplänen aus meinen Büchern von Herbert Steffny und Hubert Beck. Einmal in der Vorbereitung machte ich meinen längsten Lauf über 32 km, ansonsten waren es immer nur 24 - 28 km.
Ich finishte meinen 2. Marathon in Hannover in 3:38 h und kann mich noch gut daran erinnern, dass ich damals ziemlich enttäuscht war, weil ich mich nur um 8 min verbessern konnte. Allerdings war das damalige Rennen von sommerlichen Temperaturen und viel Wind geprägt. Damals konnte ich noch nicht einschätzen, welchen Einfluss hohe Temperaturen auf die Zielzeit haben.
Im Herbst 2018 erzählte mir ein etwas älter und erfahrener Laufkumpel aus meinem Wohnort, der schon mehrere Marathons und Ultraläufe absolviert hatte, dass er früher mal nach dem Greif-Trainingsplan trainiert hatte und auch Peter Greif persönlich kannte. Mir war zwar der Laden in Seesen bekannt, nur wusste ich nicht, dass dort auch professionelle Trainingspläne geschrieben werden und jede Menge Laufkompetenz vorhanden ist. Kurz entschlossen entschied ich mich im Dezember 2018 den Greif-Plan zu testen, weil ich im Frühjahr 2019 den nächsten Marathon in Hannover laufen wollte. Ich setzte mir als Ziel, einmal unter 3:30 h zu laufen. Ich war sofort begeistert von den Trainingsplänen und stockte meine Einheiten auf 5x pro Woche auf, las regelmäßig die Newsletter im Greif-Blog und sammelte so immer mehr Wissen über den Laufsport. Deshalb baute ich ab sofort immer einen Halbmarathon als Vorbereitung für den Hauptwettkampf (Marathon) mit in meine Planung ein. Nach der Greif-Methode änderte sich meine Vorbereitung komplett. Ab Mitte Dezember 2018 lief ich die langen Läufe jeden Samstag über 35 km nüchtern und baute auch Tempo- und Intervall-Einheiten ein. Der Erfolg stellte sich relativ schnell ein. Beim Marathon im April 2019 lief ich dann eine Zeit von 3:20 Stunden und konnte meine alte Bestzeit gleich um 18 min verbessern. Nach dem Erreichen dieses Teilziels entschied ich mich kurzfristig, in diesem Jahr erstmalig einen zweiten Marathon zu laufen. Dafür bot sich die schnelle Strecke Ende Oktober in Frankfurt an. Mein Kumpel Jens, der mir damals von Greif erzählt hatte, hielt zur damaligen Zeit den Dorfrekord des Vereins von 3:10:58 h. Hatte ich die Jahre zuvor ausschließlich im Frühjahr/Herbst trainiert und im Sommer fast nichts gemacht, trainierte ich nun auch über den Sommer hinweg das ganze Jahr (natürlich incl. Regeneration). Aufgrund des systematischen Formaufbaus der Greifpläne aus Tempoläufen, Intervallen und insbesondere den langen Läufen über 35 km (in der direkten Vorbereitung mit Endbeschleunigung auf den letzten Kilometern) konnte ich meine Leistungsfähigkeit immer weiter ausbauen.
Ich setzte mir als neues Ziel, diesen Dorfrekord in Frankfurt zu knacken. Ich weiß noch wie ich damals mit einem Bekannten aus unserem Ort gesprochen habe, der damals die Bestenlisten pflegte und mich belächelte, als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte. Das war für mich genug Ansporn und Motivation noch mehr zu trainieren. Ich steigerte meine Umfänge und meine Wochenkilometer und lief manchmal 6 Einheiten in der Woche. Waren es in den Jahren zuvor rund 1.500 km pro Jahr, lief ich in 2019 knapp 2.000 km.
Und was soll ich sagen: am Ende finishte ich in Frankfurt in 3:10:51 und konnte den 10 Jahre alten Dorfrekord um unglaubliche 7 Sekunden verbessern ;-) Keiner ahnte damals, dass das für lange Zeit der letzte Marathon gewesen sein sollte. Bevor jedoch die Pandemie im Feb/Mrz 2020 die Welt in ihren Griff nahm, hatte ich mir schon neue Ziele für 2020 gesteckt und mich für den HH-Marathon angemeldet.
Ich legte noch mal ordentlich beim Training drauf und fing an zu verstehen, dass auch die Ernährung eine wichtige Rolle spielt. Anfang 2020 lass ich die Artikel von Jens Peters im Blog über "Ketogene Ernährung, Strunz und Nahrungsergänzungsmittel". Kurzerhand entschloss ich mich einen Termin bei Dr. Strunz in Roth zu machen und fuhr im Februar 2020 zu ihm. Seitdem unterstütze ich mein Training gezielt mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen und stellte fest, dass ich während der intensiven Vorbereitung weniger krank war und auch schneller nach harten Einheiten regenerierte. War ich noch in den Trainingsphasen für die letzten beiden Hannover-Marathons immer wieder mal krank und musste pausieren, versuchte ich mich jetzt noch ganzheitlicher und professioneller vorzubereiten. Voller Tatendrang stellte ich meine Ernährung etwas um und versuchte auch die Mitochondrien-Strategie. Ich reduzierte dabei meine KH-Zufuhr NACH den Tempo-Einheiten und nahm nur VOR den Tempo-Einheiten etwas mehr KH zu mir. Dadurch konnte ich weiter mein Gewicht reduzieren. Ende Februar 2020 hatte ich 70 kg Marke schon erreicht. Weiterhin baute ich noch Kraftübungen und HIIT-Training in meinen Trainingsplan mit ein, um an der Stärkung meiner Rumpfmuskulatur zu arbeiten. Umso trauriger war ich dann, als der Marathon im März 2020 wegen der Pandemie abgesagt wurde.
Ich ließ mich aber auch durch die Pandemie nicht von meinem Weg abbringen und trainierte fleißig weiter, auch wenn keine Wettkämpfe stattfanden. Mein HH-Ticket aus 2020 löste ich dann im September 2021 ein. Mittlerweile absolvierte ich rund 4.000 km pro Jahr, um an das 3-Stunden-Ziel heranzukommen. Zusätzlich lief ich gerade im Home-Office meine Einheiten teilweise morgens direkt nach dem Aufstehen ohne vorher etwas zu essen. Als Vorbereitung für den Marathon lief ich in Springe im August 2021 den Halbmarathon und konnte erstmals unter 1:30 h bleiben (1:27:28 h). Daraus errechnete ich für Hamburg meine Zielzeit von ca. 3:05 h. Leider lief an dem Tag alles gegen mich (sehr schlechte Nacht, Defekt meiner Uhr), so dass ich in 3:08 h nur etwas schneller war als in Frankfurt 2019. Aufgrund der intensiven Vorbereitung war ich dennoch unzufrieden mit meiner Leistung.
Fortan hing die 3-Stunden-Marke wie ein Damoklesschwert über mir und verfolgte mich seitdem unentwegt.
Im Herbst des Jahres 2021 machte ich gleich meine Saisonplanung für 2022 und meldete mich für 2 Halbmarathons (Springe, Hannover) und 2 Marathons (im April in Hamburg und im September in Berlin) an. Meine Motivation endlich unter 3 Stunden zu laufen, war ungebrochen. Ich trainierte 6x pro Woche, erhöhte meine Steuerzeit in den Greifplänen und lief schon im Januar meine ersten Form-Testläufe über 10 km so schnell wie noch nie zu dieser frühen Zeit. Da wir nicht weit vom Brocken entfernt wohnen, rannte ich im Dezember/Januar meine langen Läufe teilweise über den Brocken oder mit ordentlich Höhenmetern, um mein Training weiter zu verbessern. Leider knickte ich Ende Januar 2022 bei einem dieser Trail-Läufe um, so dass ich einige Tage pausieren musste. Ich hatte aber Glück im Unglück, dass nichts Schlimmeres passiert war und ich nach 5 Tagen wieder einigermaßen laufen konnte. Meine Frau erzählte mir dann, dass sie von einem neuen Ernährungskonzept gehört hatte und das ausprobieren wollte. Ich entschied mich kurzum, dort mitzumachen, wohl wissend, dass das meine Vorbereitung im Februar etwas behindern würde. Deshalb starteten wir auch etwas früher. Eine Woche nur Eiweiß, kein Zucker, kein Salz und morgens nur ganz wenig Kohlenhydrate. In dieser Woche machte ich nur lockere Einheiten, weil mir die Energie fehlte. Nach der einen Woche hatte ich 3,5 kg abgenommen und merkte dann bei den schnellen Einheiten, wie ich förmlich flog. Fortan kontrollierte ich mit einer Ernährungs-App jeden Tag meine aufgenommenen Kalorien. Der Erfolg machte sich bemerkbar. Mit erstmalig unter 69 kg bei einer Körpergröße von 176 cm spürte ich die Power in mir.
Den Freitagslauf aus meinem Trainingsplan absolvierte ich generell bei uns im Harly-Wald mit einigen Höhenmetern. Ich hatte in der Runners schon viel über Bergintervalle gelesen. Dazu baute ich in die vorgegebene Freitags-Einheit ab Ende Februar noch einige Bergintervalle ein, die ich jede Woche noch in der Anzahl bis April kontinuierlich erhöhte.
Voller Vorfreude fuhr ich dann am 19. März dieses Jahr mit einem Gewicht von 68,5 kg nach Springe, um dort meine HM-Bestzeit zu pulverisieren. Erstmalig mit neuen Carbon-Schuhen lief ich trotz sehr böigem Wind eine persönliche Bestzeit von 1:23:35 h. In der Woche vor dem HM in Hannover testete ich erstmals die Saltin-Diät für den HH-Marathon. Ich hatte keine Probleme damit und wendete die Ernährung auch eine Woche vor dem Marathon an. 2 Wochen nach Springe schaffte ich dann bei kühlen Temperaturen in Hannover eine Zeit von 1:22:24 h und wurde sogar 4. in der AK 45.
Ich stimmte mich danach gleich mit Jens Peters ab, mit welcher Pace ich den HH-Marathon angehen sollte. Nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren und den Vorleistungen hatte ich die Hoffnung, am 24. April in Hamburg mein großes Ziel zu schaffen - einen Tag vor meinem 47. Geburtstag. Ich nahm mir persönlich eine ambitionierte Zeit von ca. 2:55 h vor, obwohl ich im Freundeskreis immer von 3 Stunden gesprochen hatte und lief mit einer Renn-Pace von 4:09 min los. Ich war top motiviert, hatte mein Wunschgewicht von 68 kg erreicht, die Temperaturen in Hamburg waren morgens mit 9 Grad und etwas Sonne perfekt; allerdings herrschte ziemlich viel Wind. Aber ich wollte mich davon nicht beeindrucken lassen und hielt an meiner Ziel-Pace fest. Ab km 30 waren meine Beine immer noch super und liefen leicht und locker, so dass ich Läufer um Läufer überholen konnte, was mich zusätzlich motivierte. Um das übergeordnete Ziel von 3 h nicht zu gefährden und möglichen Unwägbarkeiten wie Krämpfen vorzubeugen, lief ich erst ab km 37 all in. Ich konnte die letzten beiden km noch im exakt 4er-Schnitt laufen und ein sehr konstantes Tempo über den gesamten Lauf aufrechterhalten. Überglücklich lief ich in 2:54:00 h über die Ziellinie und schrie ein großes "YES" laut hinaus.
All die Last der letzten 2,5 Jahre fiel in den Tagen danach von mir ab. Das harte Training und die vielen Entbehrungen der letzten Monate hatten sich bezahlt gemacht. Ich hatte es mir selbst gezeigt und mir persönlich vorab das größte Geburtstagsgeschenk gemacht. Ich kann daher nur jedem raten, an sich zu glauben, um seine persönlichen Ziele zu erreichen. Auch wenn die Greifpläne verglichen mit anderen Laufplänen schon ziemlich ambitioniert sind, kann ich nur sagen, dass sie mich zum Ziel geführt haben.
Danken möchte ich auch meiner Familie und Freunden, die ich bei diesem Projekt unterstützt haben und natürlich auch bei Jens Peters, der mir immer mit Rat und Tat bei meinen Fragen zur Seite stand.