Countdown: Die Kraft der Psyche (Seite 119-121)
Auch Angst setzt Kräfte frei
Selbstverständlich werden auch durch die Angst Kräfte freigesetzt. Hier spielen die bekannten Hormone die gleiche Rolle. Wie schon eingangs erwähnt, bekommst du die höchste Adrenalineausschüttung im mit höchster Angst motivierten Todeskampf. Neuerdings gibt es Untersuchungen, die belegen, dass auch im Sport ein ganz großes Angstpotenzial eine Rolle spielt. Das heißt, dass viele Spitzenleistungen mit der Faust der Angst im Nacken erzielt werden. Auch das kennen wir alle - wenn wir spüren, dass wir schwächer werden und hinter uns der Läufer vom Nachbarverein ist, der die Mannschaftswertung entscheiden kann. Ein widerliches Gefühl, diese Bedrohung von hinten zu spüren. Da holen wir dann schon aus Angst vor der Niederlage alles aus uns heraus und können oft auch vorn bleiben.
Mach deinen Hausrekord nieder!
Wichtig ist also, im Wettkampf dein Angriffspotenzial auszuschöpfen, das dir hilft, deine verborgenen Kräfte zu nutzen. Wie ist es aber nun, wenn du gar nicht agressiv bist, sondern friedfertig, freundlich, immer nachgebend, immer hilfsbereit. Wenn du auch im Rennen den anderen am liebsten in deine Arme schließen möchtest, nur freundschaftliche Gefühle hegst und innerlich jubelst, wenn vor dir der oben Beschriebene mit Bestzeit ins Ziel kommt; Dann bist du ein schwerer, aber nicht unlösbarer Fall.
Dein Aggressionspotenzial ist zwar nicht sehr hoch, aber dennoch rudimentär da wie bei jedem Menschen. Du gehörst nicht in die Kategorie der typischen Fighter, kannst aber trotzdem kämpfen. Wenn du zu dieser Gruppe der besonders liebenswerten Mitmenschen gehörst, musst du dich halt selbst auf die Zeit heißmachen. Deine alte Bestzeit ist dein neuer Gegner, sie willst zu brechen. Du willst dir beweisen, dass du einfach stärker bist als sie. Du musst sie mit den Dornen deiner Spikes aufspießen, zerreiben, pulverisieren, mit der Macht deines Geistes zerquetschen.
Dein alter Hausrekord ist dein neuer Feind!
Beweis dir selbst, dass die Zeit dich nicht beherrscht, sondern dass du sie übertrumpfen und deinem Körper dein Wollen aufzwingen kannst. Dass dein Ich größer ist als die niederen Triebe, die dir nur zu oft flüstern, dass es nicht mehr geht. Dass es sinnlos ist, weiterzulaufen, da du doch nichts davon hast, dich so furchtbar zu quälen und diese Schmerzen zu ertragen. Du musst einfach lernen, dieses verlockende Ich zu besiegen, welches dir so schön vom gemütlichen Gehen vorschwärmt und in deinem inneren Ohr verheißungsvoll flüstert; Nur ein ganz kleines Stückchen ausruhen, nur etwas ruhiger, einmal nur und dann geht es weiter. Alles ignorieren, dein Wille ist deine Macht. Du beherrschst dich und das Rennen! Und nimm eins mit in dein Rennen als Kernsatz; Es ist immer der Geist, der aufgibt, niemals der Körper!
Wenn Hitze und Wind herrschen?
Was aber tun, wenn die Zeit hoffnungslos zu langsam ist. Hitze, Wind, fehlende Form, Blasen, Husten und Heiserkeit, Blähungen und Durchfall, Kälte und Regen lassen deine Bestzeithoffnungen davonschwimmen. Dann liegt das zerstörte Ego auf der Straße und meist hängt auch noch ein Stück Seele dran, die nun kräftig geschunden wird. Hunderte von Füßen trampeln über dein Wichtigstes und alle Sohlen dieser Welt hinterlassen ihre Eindrücke in deiner Psyche und du hast nicht die Kraft, dich zu wehren. Lass dich von den äußeren Widrigkeiten nicht beeinflussen. Nimm dir ein Vorbild an den Athleten, die an dir vorbeilaufen und es auch unter den widrigsten Bedingungen zu Topleistungen bringen. Sie laufen bei derselben Hitze, haben genauso Gegenwind und spüren bestimmt auch die eine oder andere schmerzhafte Verspannung wie du - aber sie laufen und geben nicht auf. Das sind die anfangs beschriebenen echten Kämpfer. Diese vergessen jetzt erstmal die zeit, hadern nicht mit den Umständen, knöpfen sich die vor ihnen liegenden Personen vor und erhalten so ihren Wettkampferfolg nicht über die Zeit, sondern über den Rang in der Ergebnisliste. Häng dich an sie, sie ziehen dich mit ins Ziel.
Motivier dich immer wieder neu
Was aber machst du z.B. bei einem Hitzelauf? 38:00 min wolltest du angehen und jetzt bei 10.000m bist du schon bei 41:17 gelandet. Nur noch durchlaufen? Nein, dafür hast du zu hart trainiert! Jetzt musst du irgendeinen oder irgendetwas suchen, was dich neu motiviert. Etwas wird dich schon anmachen. Es gibt auch Dinge, die selbst den Friedfertigsten wütend machen. Hat nicht der vor dir liegende deine Braut so provozierend angesehen, ist es nicht immer derselbe, der am Start drängelt oder das ist doch der, der mich grad überholt, der immer abkürzt, wenn alle anderen geradeaus laufen? Wenn dir nichts reales einfällt, so stell dir irgendetwas vor, lege es in deinen Gegner, schon geht es wieder rund. Stell dir vor, dass der Rücken da vor dir dem Holger gehört - du weißt schon - der Holger, der immer so überheblich grinst und dir mitleidig auf die Schulter klopft, weil du wieder mal hinter ihm ins Ziel gekommen bist. Na diesmal hat der sich verrechnet. diesmal bekommst du ihn, läufst an ihm vorbei und fixierst den nächsten Holger in Reichweite.