Wenn du dicht hinter dem Deich wohnst, in Berlin, Hannover, Köln, München oder Duisburg, dann kann ich dir heute keine Freude bereiten, denn alle diese Orte haben eines gemeinsam: Es gibt dort keine nennenswerte Berge. Obwohl mir ein Duisburger einmal sagte: "Wat, keine Berge, wir ham einen bei uns, da kannste bald nich rüber gucken!"
Andere Landschaften und deren Läufer(innen) sind aber mit Steigungen reich gesegnet, so auch wir hier bei uns im Harz. Die einzige Laufstrecke ohne Höhenmeter ist unsere Bahn im Stadion. So haben wir uns auch immer wieder gefragt, welche wirkliche Leistung uns unsere meistgehasste Runde "Über die Brombergs-Köpfe" abverlangte. Die ist 23,5 km lang, hat kumuliert 450 Höhenmeter. Wir brauchten rund 2 h für diese Strecke und wussten danach aber wirklich was wir getan hatten.
So ist es verständlich, dass ich einmal die Idee eines Rechners verwirklichen wollte, der Höhenmeter in Laufstrecke umrechnen kann. Es gibt mit dem Kalkulator des Schweizers Roger Kaufman ein Vorbild, welcher aber aufgrund meiner Erfahrungen keine korrekten Resultate liefert. So habe ich eine neue Formel konstruiert, die aber nicht wissenschaftlich hinterlegt ist, sondern ausschließlich einen praktischen Hintergrund hat. Eingeflossen ist die aufwärts mehr eingesetzte und die abwärts gesparte Kraft.
Ich nutze die Kenntnisse über flache und kupierte Wettkampfstrecken und deren differente Resultate. Ein Beispiel: Die Strecke des Berlin-Marathons ist ca. eine Minute schneller, als die des Hamburg-Marathons. Die Differenz lässt sich sehr schön anhand der unterschiedlichen Streckenstruktur belegen. So habe ich eine Vielzahl von Wettkampf- und Trainingsstrecken überprüft und daraus die Umrechnungsformel aufgebaut. Zu Gute kam mir dabei, dass ich jahrelang ständig mit einem Höhenmesser herum gelaufen bin.
Nun zu den Resultaten: Der oben angesprochene 23,5 km lange Trainingskurs "Über die Brombergs-Köpfe" verlangt laut Höhenmeter-km-Umrechner einen in der Ebene vergleichbaren Aufwand von 25,3 km. 1800 m mehr machen die 450 Höhenmeter aus. Wenn wir real 5:06 min/km liefen, hätten wir im Flachen schon 4:45 min/km laufen müssen, um die gleiche Leistung zu erreichen.
Schon früher witzelten wir über diese kupierten Strecken, weil es in unserer Gruppe Kilometer-Fetischisten gab, die nicht gerne in den Bergen liefen, weil über die Trainingszeit hinweg zu wenig Umfang zusammenkam. Wir witzelten immer über einen dieser Typen: "Wenn Dieter den Mount Everest hoch läuft, schreibt er in sein Trainingsbuch: 8,844 km gelaufen!"
Interessant ist der Rechner zum Beispiel auch um die Wertigkeiten von Wettkampfzeiten auf Berg- und Talstrecke zu ermitteln, denn jeder stellt sich doch die Frage nach 10 km Berg- und Tal-Lauf mit 80 Höhenmeter: "Was wäre meine Zeit von heute wert, wenn ich diese auf einem flachen Kurs gelaufen wäre." Als Beispiel: 10 km auf einer Strecke mit 80 hm und einer Endzeit von 40:31 entsprechen einer Zeit in der Ebene von 39:16 min.
Den deutschen Frauen-Marathon-Rekord hält Uta Pippig mit 2:21:45. Gelaufen ist sie diese Zeit 1994 in Boston. Boston ist eine Einwegstrecke mit Gefälle, hat aber auch einige harte Steigungen. Ich habe die genauen Zahlen nicht, aber wenn man sich das Streckenprofil einmal ansieht, dann geht es so ungefähr 150 m abwärts und 50 m aufwärts. Das überraschende Resultat des Rechners: Die Bostoner Strecke ist wie eine Strecke ohne Höhenmeter zu bewerten. Es kommen die gleichen Zeiten dort heraus, wie auf einer völlig flachen Strecke.
So ganz koscher ist die Zeit von Uta Pippig aber doch nicht, denn das unfaire einer Einwegstrecke ist, dass der Wind von hinten oder vorne blasen kann und bei der guten Uta war am Rekordtag der kräftige Rückenwind den ganzen Lauf über äußerst hilfreich. Auch der immer noch gültige Streckenrekord bei der Männern von 2:07:05 wurde an diesem so glücklich windigen Tag aufgestellt.
Zu große Ansprüche sollte man an den Höhenmeter-km-Umrechner aber nicht stellen. Auf Kursen mit Steilstrecken > 15% dürften die Resultate kaum noch anwendbar sein, weil man dort oft zum Gehen gezwungen ist.
Auf der anderen Seite könnte es aber auch sein, dass Höhenmeter, die aus langen flachen Bodenwellen resultieren nicht den errechneten Zeitverlust ergeben. Ich gehe davon auch aus, sehe aber zurzeit keine Möglichkeit wie ich diese eventuelle, aber auch nicht sehr wichtige Fehlerquelle ausschließen kann.
Aber ein anderes Problem löst der Rechner. In unseren individuellen Plänen geben wir das Trainingstempo und die Pulswerte an. Diese gelten aber nur für ebene und trockene Straße oder Bahn. Wie schnell soll jetzt aber jemand laufen, der keine ebene Strecke hat? Bei Angabe von diesen Daten ermittelt der Rechner die Werte für die kupierte Strecke.
Leider bin ich mir bei den Pulswerten nicht so ganz sicher, ob sich diese auf die verwendete Art so einfach umrechnen lassen. Dazu brauche ich noch mehr Rückkopplung von den Nutzern.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man denn die gelaufenen Höhenmeter ermitteln kann. Wir haben schon seit längerem eine Anzahl von Geräten und auch die Software Top50, Version 4.0 im Angebot, die die Höhendaten wie gewünscht aufsummieren.