Das Wetter wird schlechter. Die kommende Adventszeit ist der niederschlagsreichste Zeitraum des Jahres. Auch wenn wir immer wieder mit Begeisterung aus dem Haus gehen, um unser Lauftraining zu absolvieren, kommt doch irgendwann der Moment, in dem es uns graust bei Dunkelheit, Wind und Regen nach draußen zu gehen, um eine Runde zu laufen. Die Pirouette aus Umdrehen und rauf auf die Couch gelingt von Tag zu Tag besser.
Macht nichts, es ist ja Regenerationszeit. Da kann man seinem Körper schon etwas mehr Ruhe gönnen. Aber war da nicht von einer aktiven Pause die Rede? Aktiv ja, aber eigentlich hat man ja nicht so richtig Lust sich zu bewegen.
Aber mit dieser Unlust schleichen sich dann auch gleich wieder ein paar kg Übergewicht auf unsere Rippen. Der Wetterekel steigt, die Form fällt und die Spätherbstkrise ist da. Aber wie sagte schon Konfuzius: "In jeder Krise liegt auch ein Chance!"
Die jetzige Zeit solltest du nutzen alternativ zu trainieren. Das bringt Spaß und vor allen Dingen Erfolg in naher Zukunft. Ein hocheffektives - wahrscheinlich das beste - Alternativtraining für uns Läufer ist das "Deep Water Running" oder "Aqua Jogging". Mir wäre das Wort "Wasserlaufen" lieber als beide Wortpaare. Darum werde ich in der Folge auch darauf zurückgreifen.
In Deutschland wird Wasserlaufen eigentlich immer nur als Rehatraining nach Verletzungen betrachtet. Aber Eliteläufer aus aller Welt nutzen diese Übungsart um ihre Form zu verbessern und ihre körperlichen Strukturen zu stärken. In Deutschland hat die Marathon-Europa-Meisterin Ulrike Maisch diese Trainingsmethode für sich mit Erfolg entdeckt. Sie nutzte Wasserlaufen auch in der Marathonvorbereitung. Auch Dieter Baumann trainierte oft im Wasser.
Warum ist diese Trainingsmethode so erfolgreich? Das ist eigentlich leicht erklärt. Ein Körper der im Wasser schwebt, wird orthopädisch entlastet. Gleichzeitig werden beim Laufen in dem nassen Element Muskelgruppen trainiert, die man während des Lauftrainings nicht so belasten kann, dass sie entscheidend gekräftigt werden. Zum Beispiel wird das vordere Bein (Schwungbein) in Regel nicht aktiv nach hinten geführt, sondern das hintere (Stützbein) übernimmt die Arbeit den Körper nach vorn zu bringen.
Das hat zur Folge, dass die hintere Oberschenkelmuskulatur, die die Arbeit des aktiven nach vorn Führen des Schwungbeins eigentlich übernehmen soll, in der Regel bei Durchschnittsläufern schlecht trainiert ist. Dies hat besonders im Marathonwettkampf fatale Folgen. Durch den längeren Schritt im Rennen wird diese hintere (ischiokruale-) Muskulatur überlastet und antwortet mit Krämpfen.
Hier greift nun das Wassertraining an der genau richtigen Stelle an. Beim Wasserlaufen müssen beide Beine wegen des Wasserwiderstands aktiv nach vorn oder hinten geführt werden. Alle daran beteiligten Muskelgruppen werden dabei ideal trainiert. Zu dem werden auch alle Muskeln durch das Wasser massiert.
In der Schweiz hat Markus Ryffel zusammen mit seinem Mitarbeiter Valentin Belz das Wasserlaufen zu einer Volksbewegung entwickelt. Beide sind der Meinung, dass speziell für Marathonläufer das Wasserlaufen eine ganz hervorragende Trainingsform ist. Valentin Belz meinte: "Beim "Deep Water Running" kommt der Kraftkomponente eine wichtige Bedeutung zu. Durch den Wasserwiderstand sind die (qualitativ hochwertigen) Bewegungen erschwert - so wie es auch gegen Ende des Marathons der Fall ist - und werden trainiert, ohne dass aber ein sehr langer Trainingsreiz gesetzt werden muss."
Man könnte annehmen, dass es durch das Schweben im Wasser zu einer geringeren Herz-, Kreislaufbelastung kommt. Dies ist aber ein Trugschluss, weil das Tragen der Körperlast durch das Wasser wieder ausgeglichen wird, durch den Einsatz von mehr Muskelgruppen aufgrund des Wasserwiderstands. So kann man realistisch auch die Zeit im Wasser 1 zu 1 mit dem Laufen auf Land vergleichen.
Der erstaunlichste Umstand beim Wasserlaufen ist, das man dabei im Wasser kräftig schwitzt. Als ich zum ersten Mal das Wasserlaufen ausprobierte, war ich nach dem Verlassen des Wassers erstaunt über meinen hochroten Kopf. Ich sah aus wie nach einem Tempolauf. Bei dieser Wassereinheit hatte ich die Trainingsgrundformen vom Aqua-Fit Training angewandt, einer Mischung aus Wasserlaufen und Gymnastik.
Wasserlaufen ist relativ schnell zu erlernen, wer es sich aber selbst beibringt, wird zwangsläufig Fehler begehen, die den ganzen Sinn dieser Übungen in Frage stellt. Eines sei hier gleich betont: Es kommt beim Wasserlaufen nicht wie beim Schwimmen auf die Vorwärtsbewegung, sondern nur auf eine perfekte Körper- und Extremitätenhaltung sowie -bewegung an.