Gerade gestern haben wir unser Trainingslager in Wolfshagen beendet. Es war für alle eine große Freude und obwohl so eine sportliche Maßnahme für die Läufer und Läuferinnen auch mich erheblich belastete.
Es waren sogar über Siebzigjährige dabei, die mit trainierten und alle angebotenen Einheiten mit liefen. Wenn ich aber einmal andere Laufgruppen betrachte, dann ist zu sehen, dass viel zu oft in einem gleichmäßigen Tempo gelaufen wird.
Das ist anscheinend in uns selbst gelegt. Irgendwie haben wir alle so zwei Tempobereiche in denen wir uns wohlfühlen. Einmal unser gewöhnliches Dauerlauftempo und zum anderen das des Tempodauerlaufes - oder Marathon-Wettkampftempos. Wer diese Strecken nicht läuft, hat in diesem Fall einen anderen Tempobereich, der durch seine Hauptwettkampfstrecke festgelegt wurde.
Ich möchte mich aber heute speziell auf das Halb- und Marathon-Renntempo beziehen. Dieses Wohlfühlen in einem Geschwindigkeitsbereich geht so weit, dass einige von uns nur noch dieses eine Tempo im Wettkampf kennen.
Oft muss ich nachfragen, wenn ein Trainingsplan bestellst wird. Wir steuern die Trainingszeiten über die zehn Kilometer-Wettkampfzeiten. Damit können wir das Tempo von fünf Kilometer bis Marathon steuern.
Ungezählte laufen auf Halb- und Marathon das annähernd gleiche Tempo. Wenn man diese Läufer(innen) fragt: "Wieso läufst du denn über die 21,1 km nicht schneller?" Dann kommt die Antwort: "Ich will ja, aber das geht nicht. Wenn ich versuche schneller zu laufen, dann falle ich bald wieder zurück in mein Tempo."
Wie kommt so etwas? Sind diese Leute unbegabt? Mitnichten, sie haben nur einige Fehler in ihrer Entwicklung gemacht. Eine solche typische Läufer(innen)- Entwicklung läuft so ab: Irgendwann fängt eine Person - meist im Alter zwischen 35 und 45 Jahren - mit dem Laufen an, kommt dann an ihren ersten Wettkampf, trainiert nachfolgend mehr oder minder gezielt.
Die Wettkampfresultate werden zunehmend besser, die Trainingstempi höher, aber das Alter schreitet auch fort. Irgendwann kommt es zu einer Stagnation von Leistung und Trainingstempo.
Natürlich trainiert der oder die Betroffene(n) weiter, aber ab diesem Zeitpunkt wird das Lauftempo stereotyp. Wer jetzt nicht den "großen Hammer" auspackt, um die Tempogleichförmigkeit zu brechen, hat verloren.
Wer weiter macht im alten Trott, empfindet das als sehr angenehm, denn Gehirn und Muskeln lernen diesen Bewegungsablauf in geradezu großartiger Manier zu beherrschen. Der Kraftaufwand für das "Wohlfühl-Tempo" wird immer geringer.
Genauso stereotyp wird aber auch das Wettkampf-Tempo. "Ausbruchsversuche" gehen meist über die Erhöhung des Trainingsumfangs. Meist kommt dabei wenig heraus, denn die Umfangserhöhung wird meist zögerlich und zu vorsichtig angesetzt. Es bleibt in der Regel bei gleichen Wettkampfleistungen, denn der Alters-Leistungs-Rückgang "frisst" diesen Zuwachs wieder auf.
Die Folge: Es geht immer weiter im persönlichen Gleichschritt. Versuche, im Rennen aus der eigenen Stereotypie auszubrechen, enden diese meist mit einem Desaster. Muskeln und Gehirn sind sich einig: "Das können wir nicht, das haben wir nicht gelernt!"
Dem Versuch folgt nämlich eine Unkoordination des Bewegungsablaufs mit einem höheren Energieaufwand. Das wird dem Betroffenen schnell bewusst, denn er läuft sich in die Übersäuerung und geht ganz schnell wieder auf "sein Tempo" zurück. "Ach ja, das ist richtig, das können wir!"
>Nicht alle landen in dieser Stereotypie-Falle, die meisten merken was da vor sich geht und handeln. Andere trainieren so, dass es nicht zu der Festsetzung einer gleichförmigen Laufgeschwindigkeit kommt.
Wer nach unseren Plänen trainiert, dem passiert das ganz sicher niemals. Ein großer Teil des so überragenden Erfolges der Greif-Club-Trainingspläne liegt wohl auch darin, dass der Plan die Nutzer aus ihrer Stereotypie herausgeholt.
So bleibt ein ganz gewisser Typus von Läufer(in) über, der oder die in der Gruppe meist sehr beliebt ist. Denn diese Person "zieht" nicht, legt sich nicht mit anderen in Spurts an, hat keine "große Klappe" und fährt auch schon einmal den Typen an, der vorne wieder Tempo macht.
Dennoch werden diese Läufer(innen) es nicht gerne haben, sich nicht im Wettkampf-Feld bewegen zu können. Was ist dagegen zu tun? Klare Antwort! Schnell laufen und Tempo variieren.
Wenn ich früher lange Zeit nicht richtig trainiert hatte, nur im "Wohlfühltempo" gelaufen bin, dann endet jeder Versuch schneller zu laufen mit einem Desaster. Wenn es dir das genau so geht, dann verrate ich dir ein Geheimnis.
Es gibt einen Trick, dieses Desaster zu überlisten. Beginne nicht dein Tempo langsam zu steigern, sondern komme von "oben". Das Geheimnis sind Sprints von 50, 100 und 200 m im vollen Tempo. Danach jeweils zum Start wieder zurückgehen und um den nächsten Sprint zu starten.
Zwei Serien davon pro Woche helfen dir die Stereotypie zu brechen. Schon nach 2 Wochen wirst du ein Wunder erleben.
So gehst du vor: Laufe dich warm, lege deine Strecke fest (geht auch mit ungefähr 200 m auf der Straße oder im Wald) und renne die 200 m so schnell du kannst. Am Ende gehst du 100 m und traben (joggen), dann weitere 300 m und absolvieren den nächsten 200 m-Lauf.
Halte deine Zeit fest und stelle dich auf einen gewaltigen Muskelkater ein. Bekommst du diesen nicht, hast du auch nicht entscheidend genug bemüht. Trotzdem verspreche ich dir eines: Du wirst schon nach kurzer Zeit bemerken, dass es dir leichter fällt eine höheres Dauerlauftempo zu absolvieren.