An dieser Stelle kommt ganz sicher folgender Einwand: "Was soll der ganze "Quatsch" mit dem Laktat, das kann sowieso kaum jemand messen, ich laufe nach Pulsmesser und wenn dieser wieder unter 120 anzeigt, ist auch meine Pause zu Ende."
Da kann man nur antworten: "Dann wird der Pulsmesser zum Meuchelmesser!". Erstens ist ein allgemeiner Pulswert von 120 schon deshalb nicht zulässig, weil es riesige individuelle Unterschiede im Pulsverhalten gibt.
Für eine Person kann eine Pulsfrequenz von 120 eine erhebliche Belastung darstellen, für eine andere hingegen kann es im wahrsten Sinne des Wortes herzlich wenig sein.
Weiterhin kann eine Herzfrequenz innerhalb der ja sehr langsamen Trabpause durchaus unter 120 fallen, ohne dass das vorhandene Laktat auf ein lauffähiges Maß abgebaut ist. Es gibt aber auch den Fall, dass der Puls während des gesamten Trainings nicht unter diese 120 fällt, denn einige Sportler(innen) müssen schon gehen, um unter diesen Wert zu kommen.
Auch für die Belastungseinstellung während der 1000 m-Läufe ist die Pulsmessung untauglich. Die Herzfrequenz kommt nämlich dort ihren maximalen Werten nahe und in diesem Bereich ist der Pulsanstieg in der Regel nicht mehr linear.
Wir haben auch Fälle beobachtet, in deren Verlauf sich z.B. bei einem Athleten innerhalb eines Trainings bei 3:04 min/km ein durchschnittlicher Puls von 188 und in der Zeit von 2:59 min/km ein Schnitt von 186 einstellte.
In einem anderen Fall lief eine Läuferin die 1000 m 10 sec schneller als die vorhergehenden und der durchschnittliche Puls stieg nur um einen einzigen läppischen Schlag. So sinnvoll die Messung der Herzfrequenz in vielen Leistungsbereichen ist, bleibt für die hochintensiven Läufe nur ein Fazit, welches im Sportlerjargon ausgedrückt lautet: "Kann'ste vergessen!"
Eine Frage sollten wir aber nicht vergessen zu beantworten: Woher kommt denn diese Sache mit den 120 Pulsschlägen, bei denen man seine Pause beenden soll?
Dieser Pulswert hat auch seinen Grund. In früheren Jahren gab es das sogenannte Intervalltraining Freiburger Prägung. Eine wissenschaftlich ausgetüftelte Übungsform, mit einem allein seligmachenden Anspruch.
Man rannte dabei auf der Bahn einen schnellen 100 m Lauf, trabte anschließend so lange bis der Puls wieder unter 120 war und startete dann zu dem nächsten 100er und wiederholte das Ganze bis zu 50 mal.
Besonders wichtig war es, dabei nicht stehen zu bleiben, denn so war die Hauptidee des Verfassers, sollte sich die Trabpause lohnen. Der Freiburger Professor Reindell rechnete aus: Wenn das Herz nach Ende der Belastung noch sehr schnell schlägt, braucht es eine Zeit um sich wieder Normalbereichen zu nähern.
Da man annahm, der Trainingseffekt würde sich hauptsächlich auf das Herz auswirken, war es schon ein phantastischer Gedanke, dass der Athlet nur trabte, während sein Herz aber noch von der vorhergehenden Belastung raste.
Dadurch sollte es zu einem hohen Trainingseffekt kommen, obwohl sich der Betroffene alles andere als anstrengte. Erst wenn der Puls unter 120 fiel, sollte sich das Ganze nicht mehr lohnen.
Der nächste 100er musste das Herz wieder in Schwung bringen. So kam der Satz von der lohnenden Pause auf und in gleicher Weise entstand der Mythos vom nicht stehen bleiben während der Pause.
Wer dieses Intervalltraining durchzog, dessen Erfolg sollte garantiert sein. Wie das aber so ist, nicht jede Garantie wird eingelöst. Andere rannten schneller, das Freiburger Training wurde von der Dauermethode überrollt.
Die klassische Intervallmethode wird auch heute noch sporadisch angewandt, aber nicht mehr aus Gründen, von denen ihre Väter glaubten, sie schaffen zu müssen. Heute wissen wir, dass erst einmal der Muskel trainiert wird und das das Herz seinen steigenden Ansprüchen Rechnung trägt.
Ist damit nun alles rund um die Trabpause geklärt? Mitnichten, denn auch eine kurze Pause kann bei Wiederholungsläufen angebracht sein!
Wenn wir bei unserem Beispiel von der 1000 m Serie bleiben, so gibt es weitere überaus sinnvolle langsamere Geschwindigkeiten, die auch einen hervorragenden Trainingseffekt haben. Wir wenden noch zwei andere 1000 m Wiederholungsläufe an, die einmal in etwa der 5- (Form 2) anderes mal der 10000 m (Form 3) Renngeschwindigkeit entsprechen.
Bei dieser erniedrigten Geschwindigkeit kann die Pausenlänge stark herabgesetzt werden. Sinnvoll kann es auch sein, innerhalb eines Aufbaus z.B. für ein 10000 m Rennen mit den 1000 m Läufen die Renngeschwindigkeit zu trainieren, am Anfang bei noch niedriger Leistungsfähigkeit 1 km Trabpause zu machen und diese mit steigender Form immer weiter zu verkürzen.
Nun bleibt noch die Frage zu klären, welche Geschwindigkeit man denn nun innerhalb der Pause läuft. Bei Form 1 und 2 ist es sinnvoll nach Ende der Belastung erst einmal 100 m zu gehen.
Schon aus dem Grunde, damit sich die überlasteten und Pflaumenkuchengeschädigten wieder vom Rasen erheben können oder Zeit zur Beendigung des Barrierenstützhangs haben. Die Geschwindigkeit der nächsten 900 m bzw. 500 m schält sich eigentlich automatisch heraus, wenn die Trainingsgruppe einigermaßen homogen ist.
Zu schnell laufen eigentlich immer nur die, die sich nicht hoch genug belasten, zu erkennen an dem Satz nach der halben Trabpause: "Geht es nicht bald wieder los?" Wer allein und nicht auf der Bahn trainiert, kann bei Form 1 die doppelte Zeitdauer des Tempostücks traben, das kommt sehr gut hin.