Hast du auch schon einmal einen Läufer oder Läuferin vor einem Rennen gefragt: "Was willst du denn laufen?" Und bekamst zur Antwort so etwas wie: "Auf jeden Fall unter 4 h." Oder auch bei jemand anderen: "Nicht über 3:00 h!"
Das sind ja eigentlich löbliche Zielsetzungen. Aber warum sind sie dennoch falsch? Sie programmieren dein Gehirn auf etwas, was du gar nicht erreichen willst. Nämlich auf genau 3 oder 4 Stunden. Warum ist das so?
So ein Gehirn ist scheinbar das Genie per se. Aber dennoch kann es ganz bestimmte Dinge nicht. Und da sind wir genau beim Stichwort! Nämlich dem Wort nicht. Dieses Wort nimmt das Gehirn auch bei einem ganz klaren Befehl nicht zur Kenntnis. Verneinungen werden von unserer zentralen Steuerung ausgeblendet. Glaubst du nicht? Dann machen wir gleich jetzt einen Test.
Du bekommst von mir folgenden Befehl: Denke nicht an Angela Merkel! Und? Du hast doch an Angela Merkel gedacht! Hast du das willentlich gemacht? Nein! Da das Gehirn das Wort "nicht" kaum verarbeiten kann, denkt bei Nennung ihres Namens immer an Angela Merkel. Noch ein Test! Denke jetzt nicht an einen Elefanten. Na, hatte der Elefant große oder kleine Ohren?
Genau so ist es mit dem Ziel nicht über 3 h im Marathon zu laufen. Du denkst nicht an die Zeit, die du wirklich erreichen willst, sondern immer an die 3 Stunden. Völlig unbewusst wirst du nun genau auf diesen Punkt hin geführt, weil Hirn und Körper sich ständig mit genau diesen 3 h beschäftigen. Damit wird dir sicher auch klar, warum so unendlich viele von uns an den sogenannten Schwellen scheitern. Es gibt Leute, die sind über die 42,2 km schon dreimal zwischen 3:00:02 und 3:00:10 h gelaufen.
Das gleiche gilt bei einigen Zeiten, Weiten und Höhen in der Leichtathletik. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie oft unsere Damen an den 2 m im Hochsprung gescheitert sind. Immer und immer versagten sie, wenn diese Höhe aufgelegt wurde. Als Rosi Ackermann in den 70-iger Jahren dann beim ISTAF erstmals die 2 m übersprang, kamen mit einem Schlag auch noch weitere Springerinnen darüber. Ein starker Grund für diese Misere war die Programmierung auf die damalige Weltrekordhöhe von 1,99 oder ich weiß es nicht mehr so genau, auch 1,98 m.
Wie ist es denn nun richtig? Wenn du eine Zeit anstrebst, dann lege diese in korrekten Zahlen fest. Willst du die 3 h unterschreiten, dann lege dein Ziel auf 2:59 fest. Traust du dir etwas mehr zu, ist es immer besser in solch einem Fall ein 2:57 zu wählen, weil du damit eine größere Sicherheit hast, bei eventuellen Problemen im Rennen noch unter die 3 h zu kommen. Auf keinen Fall wähle die Blödsinnszeit von 2:59:59. Damit bist du dann natürlich schon wieder bei den fast genau 3 h.
Ebenso darfst du dir kein Hintertürchen mit einer Fluchtmöglichkeit auflassen. Wie zum Beispiel: "Mal sehen, was dabei raus kommt. Wenn es in Berlin nicht klappt, dann irgendwo anders!" Damit machst du deinem Organismus und auch deinem Gehirn schon von vornherein klar, dass das Erreichen des Ziels von 2:59 h nicht besonders wichtig ist.
Wichtig ist auch, dass du den Zeitpunkt des Rennens, an dem du deine Wunschzeit erreichen willst, genau festlegst. Somit hast du jetzt alle Faktoren zusammen und du kannst dir deine Ziele visualisieren. Es ist nämlich nicht nur besonders wichtig, dass du sie in dein Gehirn einspeicherst, sondern sie auch sichtbar machst. Dazu nimmst du ein großes Blatt Papier und schreibst in dicken Lettern darauf:
Oder besser noch, du machst es so wie der Läufer Peter S., der bei unserem im Augenblick laufenden Seminar in Wolfshagen eine Zielcolage erstellt hat. Diese drückt deine Wünsche, Hoffnungen und ganz besonders dein persönliches Ziel noch deutlicher aus. Wichtig ist dabei aber, dass du die Colage so hinhängst, wo du sie auch mehrmals täglich siehst. Und verberge sie nicht, auch dein soziales Umfeld soll wisssen, was du vor hast.
Und noch eines sollte dir klar sein: Wenn du nicht daran glaubst, die geplante Zeit laufen zu können, dann wird es auch mit der schönsten Collage nichts werden mit deinem neuen persönlichen Rekord. Bis zum Rennen sollte es dir schon gelingen, dein Kontroll-Ich davon zu überzeugen, dass du diese Bestzeit auch wirklich laufen kannst.
Mache deinen inneren Schweinehund mundtot, wenn er sich wieder einmal mit der Ansage meldet: 2:57? Hast du nie drauf! Doch du hast sie drauf! Zeige es ihm!