Hast du schon einmal versucht mit Kompressionsstrümpfen zu laufen? Nein? Das solltest du aber, denn die Zahl der Studien, die die positive Wirkung dieser Waden-Quetschstrümpfe belegt steigt.
Nachfolgend ein Bericht über Kompressionsstrümpfe (übernommen von der Webseite Sport und Training):
"Für die Vorteile von Kompressionskleidung für Sportler gibt es immer mehr wissenschaftliche Belege. Besonders positiv scheint sich diese Laufkleidung auf die "Energierückgabe" und den Abtransport von Laktat aus müden Muskeln auszuwirken. Diese Effekte werden nun von einer neuen deutschen Studie über "knielange" Kompressionsstrümpfe bestätigt.
Darin wurde die Wirkung von knielangen Kompressionsstrümpfen auf die Laufleistung untersucht. Die Studienteilnehmer waren 21 mäßig sportlich aktive männliche Laufsportler (Durchschnittsalter 39 Jahre) mit normaler Biomechanik des Unterschenkels. Die Probanden absolvierten jeweils mit und ohne knielangen Kompressionsstrümpfen einen Stufentest auf dem Laufband bis zu einer selbst bestimmten Maximalleistung.
Es wurden 2 Testreihen im Abstand von 10 Tagen durchgeführt. Eine Testreihe beinhaltete jeweils einen Versuch mit und ohne Kompressionsstrümpfe. Die Läufer machten die Tests in zufälliger Reihenfolge. Die maximale Laufleistung wurde anhand der "Zeit unter Belastung" in Minuten, des Gesamtenergieverbrauchs und der aeroben Kapazität bestimmt.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Läufer eine wesentlich längere Zeit unter Belastung aushielten, wenn sie Kompressionsstrümpfe statt normaler Strümpfe trugen (36,44 gegenüber 35,03 Minuten). Außerdem war mit Kompressionsstrümpfen auch der Gesamtenergieverbrauch größer (422 gegenüber 399 kJ). Bei der aeroben Kapazität gab es zwar keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsanordnungen (obwohl sie im Versuch mit Kompressionsstrümpfen leicht erhöht war).
Allerdings stellten die Wissenschaftler fest, dass die Laufleistung an der aeroben Schwelle deutlich besser war, wenn die Testpersonen Kompressionsstrümpfe trugen. Diese Studie gibt zwar keinen Aufschluss darüber, wie es beim Tragen von Kompressionsstrümpfen zu diesen Verbesserungen kommt, dennoch ist sie ein weiterer Beleg dafür, dass sich Kompressionskleidung tatsächlich positiv auf die Leistung auswirkt.
Journal of Strength and Conditioning Research, 2008"
Wenn man dieses so liest, dann denkt man: "Jeder, der keine Kompressionsstrümpfe trägt, ist dumm genug." Nun ja, im Spitzenbereich haben sich diese Blutpressen durchgesetzt. Fast alle Deutschen, die bei großen Ereignissen vorne laufen, tragen Kompressionsstrümpfe.
Es ist nun aber nicht so, dass seit dem Auftauschen dieser Langsocken nun die Zeiten auf deutschen Straßen und Bahnen schneller geworden sind. Aber da sollten wir den Kompressionssocken nicht die Schuld geben. Sie allein können den nun schon Jahren anhaltenden Abwärtstrend im deutschen Langstreckenlauf nicht aufhalten.
Mein Verhältnis zu CEP- und Co-Socken ist ambivalent. Ich hasse sie voller Inbrunst, wenn ich sie anziehen muss. Ein Paar normale Socken sind in Sekunden über den Fuß gestreift. Nicht so die Kompressionssocken. Da artet das Anziehen in Arbeit aus und man kann dabei durchaus ins Schwitzen kommen. Andererseits anerkenne ich aber auch ihre positive Wirkung.
Manchmal habe ich, nach dem ich diese Dinger dann endlich an hatte, gedacht: Jetzt brauch´ste schon nicht mehr trainieren, so fertig bist du schon. ZZR-Training habe ich dieses Training dann genannt. Zerren, Ziehen, Reißen.
So dachte ich, als ich schon mehrere dieser Socken getestet hatte, jetzt bist du am Endpunkt ZZR-Leistungssports angekommen. Denkste! Eines Tages kam bei uns ein Vertreter einer Kompressionsbekleidungsfirma vorbei, deren Produkte wir noch nicht führten. Also führte er seine Socken vor und ich bekam ein Paar Testsocken: Variante für Profis. Na ja, überlegte ich, ein Profi bist du ja und nahm nach Vermessung meiner Waden die Socken dankbar an. "Beste Qualität, höchste Kompression und stärkste Durchblutung", so der Verkäufer.
Du wirst es nicht glauben, als ich einen von diesen Dingern angezogen hatte, schwitzte ich wie nach einem Tempolauf. Meine Wirbelsäule war bestimmt angeknackt und mein Bizeps wehrte sich nach hoffnungsloser Überforderung gegen jede weitere Anstrengung.
Aber ich gab nicht auf. Kampf! Auf der Bettkante sitzend quälte ich mir mit letzter Kraft auch den zweiten Strumpf an. Danach fiel ich schwer atmend zurück auf das Bett, auf dem ich mich liegend erst einmal 10 min lang erholen musste. Weitere 5 min dauerte es, bis meine verdrehten Augen wieder in der gewünschten Richtung standen. Mühsam wankte ich wie ein Sträfling zum Training. Eisern umschlossen die Synthetikketten meine Waden. Ängstlich überlegte ich, ob nicht irgend jemand aufgrund dieser Gefangennahme daraus schließen könnte, mich auf Wasser und Brot zu setzen.
Nichts da, ich war es schließlich, der sich durchsetzte, in dem ich dieses Paar Kompressionssocken niemals wieder trug. Ha! Und es gab noch eins oben drauf. Gewaschen habe ich diese Beinklammern auch nicht. Sie hängen immer noch angeschmutzt im Heizungskeller. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass sie mich mit dem "du Weicheiblick" anschauen.
Spaß beiseite. Aber dennoch gibt es Strümpfe dieser Art, die lassen sich leichter anziehen, aber wie man so hört, sollen die nicht die beste Wirkung erzielen. Aber besser weniger Kompression, als vorzeitig Rente durch Anziehüberforderung.
Einmal war ich wirklich froh, dass es die Kompressionsstrümpfe gab. Im Herbst 2006 bekam ich eine neue Aortenklappe eingebaut und war über Monate erst einmal ruhig gestellt. Als ich danach wieder anfing zu laufen, wollte ich es nicht glauben. Keine 100 m konnte ich laufen. Bergrunter ging es etwas besser, aber im Flachen musste ich schon nach kürzester Zeit gehen.
In meiner Verzweifelung versuchte ich es mit Kompressionsstrümpfen und konnte sofort einen km durchlaufen. Dass dies von den Presssocken kommen sollte, wollte ich nicht wahrhaben. Also das nächste Mal wieder ohne diese Dinger. Und schon war die alte Schwäche wieder da. Abermals gewechselt und ich konnte abermals länger laufen.
So bin ich dann fast ein Jahr ausschließlich in Kompressionssocken gelaufen und bin von ihrer Wirksamkeit überzeugt, hasse sie aber trotzdem.
Ich möchte mich aber jetzt nicht mit irgend einem Hass verabschieden, sondern dir und deinem Umfeld ein erholsames und glückliches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2010 wünschen.