Die nachstehenden kursiv gesetzten Text habe ich aus dem Buch "Greif – for running life" entnommen.
Es ist dir sicher schon einmal aufgefallen, dass sich manche Leute mir gegenüber überaus ablehnend verhalten. Bei manchen Zeilen - zum Beispiel in der Beurteilung dieses Buches im Netz - spricht sogar Hass heraus.
Manchmal unterstellt man mir auch Unredlichkeit, was mich besonders trifft. Seit mehr als 40 Jahren bin ich in dieser Szene und seit 30 etwa schreibe ich über diese. Und immer noch meinen einige, dass ich auf sie herabschaue.
Aber mache dir dein eigenes Bild und lies einmal die Zeilen, die Manfred Steffny, der Chefredakteur der Zeitschrift "Spiridon" in der letzten Ausgabe seines Magazins geschrieben hat:
"Peter Greif ist der erfahrenste deutsche Lauftrainer mit Gruppen, sowohl im Verein, in Laufseminaren und in seinem Greif-Club. Da wird allerdings mehr über einen Kamm geschert als in kleineren Gruppen oder bei individuellen Beratungen. Es brauchen nicht alle durchzukommen. Dennoch sind viele mit Greif, seiner direkten, anspornenden Art sehr gut zurechtgekommen."
"Ich ziehe das Buch insgesamt jedem anderen von amerikanischen Autoren oder deren Abschreibern vor. Dass es im Detail etwas andere Auffassungen gibt, spielt dabei keine Rolle."
Den nachfolgenden Artikel habe ich schon vor einiger Zeit geschrieben und ihn auch in dem oben genannten Buch In aufgearbeiteter Form hineingebracht. Er ist mit Sicherheit ein Teil daran schuld, dass ein erheblicher Teil der deutschen Läuferschaft mir negativ gesinnt ist.
Aber was soll es, niemand kann "everybody´s Liebling" sein:
"In den letzten Jahren zeichnet sich zunehmend der Trend ab, statt einen Marathon »nur« einen Halbmarathon zu laufen. Immer weniger Läufer wagen sich scheinbar an einen Marathon. Als Gründe dafür werden meist der große Zeit- und Trainingsanspruch und die körperlichen Herausforderungen beim Marathon genannt.
Stattdessen nehmen sich viele Freizeitläufer lieber den gelenk- und zeitschonenden Halbmarathon als großes Ziel vor. Wo bleibt da der Biss, der Wille, über sich hinauszuwachsen, seine Zeit zu verbessern, ja auch sich mal zu quälen und dann auch belohnt zu werden.
Ich drücke es einmal anders aus: Die Schlaffsäcke, Weicheier, Running-Sozialisten und Schmusejogger vermehren sich schneller, als die Ehrgeizigen trainieren können. Denn heute meinen schon viele, wenn sie unfallfrei einen Halbmarathon laufen können, sind sie die großen Helden.
Und damit irren sie! Wer einen Marathon bestritten hat und durchgelaufen ist, ist ein Held. Denn er oder sie gehört zu einer deutschen Minderheit von weniger als 100.000 Personen, die die 42,2 km schaffen.
Dafür müssen sie aber kämpfen und leiden, egal wie langsam sie laufen, es tut immer weh. Stoffwechselprobleme und überlastete Muskeln hinterlassen temporäre, aber doch länger andauernde Spuren im Organismus. Und diese Leiden zu ertragen, ist mehr oder weniger heldenhaft.
Im Gegenteil zum Marathon ist der Halbmarathon eine Joggingstrecke. Auf dessen Absolvierung kann man nur stolz sein, wenn man ihn auch entsprechend schnell gelaufen ist. Aber es gibt Typen, die recken sich, schieben den Unterkiefer nach vorn und sagen: »Halbmarathon bin ich sogar schon unter 2 h gelaufen.«
Wer sich mit so einer Trainingszeit brüstet, drückt die sportlichen Normen immer weiter nach unten. Als junger und gesunder Mann würde ich mit jedem Trick versuchen, so ein Resultat von 1:58 h geheim zu halten. Das sind fast 5:40 min/km.
So eine Zeit verzeihe ich nur Anfängern, Fetten, Alten und Kranken. Für die anderen ist das Lustwandeln, aber kein Wettkampf. Da sind ja Walker fast schneller. So versuche ich sogar mit Spitzen, Flüchen und Beleidigungen die Schleiffüße zum Rennen zu bringen, aber es scheint zwecklos zu sein.
Anscheinend stehe ich mit meiner Kritik allein auf weiter Flur. Fachzeitschriften und Tagespresse geben diesen Typen oft auch noch eine Bühne. Kaum jemand legt den Finger in die Wunde des Leistungsversagens. Einige andere Trainer schrauben die Anforderungen immer weiter herab und machen auf Gutmensch.
Streichel, Kuschel und Wellness-Hopphopp sind angesagt. So nach dem Motto: Wenn es mir schon nicht gelingt, meine Leute zu guten Leistungen zu treiben, dann will ich wenigstens nicht so ein »Trainingsverbrecher« wie Peter Greif sein.
Es ist fast hoffnungslos! Manchmal plagen mich schon Albträume, dass gar der Zeitpunkt kommen könnte, an dem kein Marathonläufer bei uns mehr unter die 3 h kommt. Hilfe!!! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Mails ich von Läufern bekomme, die drei- bis viermal in der Woche trainieren und Angst vor Übertraining haben.
Es fehlt so vielen von uns an Selbstvertrauen, Zeit und Courage zum harten Training. Und ich will und kann nicht glauben, dass die uns nachfolgende Generation nun mit völlig neuen Genen ausgestattet ist. Und dass es unsere deutschen Männer 2012 durchschnittlich nur noch auf eine 4:01:50 brachten, lässt mich fast verzweifeln.
Und weil ich etwas gegen solche Schleichzeiten habe, mich schäme für diese Schlaffgurken, motiviere, drohe und beleidige ich die, die können und nicht wollen. Verzeih mir bitte, ich kann nicht anders, und nimm es nicht persönlich.
Warum ich das mache? Diese Frage ist berechtigt. Meine Intention dabei ist nicht, eventuell schwächere Läufer oder Läuferinnen zu beleidigen, sondern ich versuche zu motivieren. Ich fühle mich dabei wie ein Kapitän, der auf einem durchlöcherten Schiff steht und versucht seine Mannschaft zum Stopfen der Löcher zu motivieren.
Genauso werden wir Freunde, wenn du nur ein Gesundheitsläufer oder Läuferin bist, um dich fit und gesund zu halten. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der sich überhaupt laufenderweise bewegt.
Auf der anderen Seite möchte ich mit allen Mitteln versuchen, dass unser Schiff »Langstreckenlaufen nicht zu einem »Langstreckenschleichen« degeneriert. Dazu ist, wie man liest, auch das scheinbare Mittel der Beleidigung recht.
Alles, was ich manchmal so an Sprüchen raushaue, ist nicht wirklich ernst gemeint, sondern ich nenne es »sticheln«. In Wirklichkeit kümmere ich mich um leistungsschwächere Läufer in unseren Trainingsurlauben genauso wie um die Spitzenläufer.
Du kannst sicher sein, dass die Teilnehmer es mir mit gleicher Münze zurückgeben, und das kann ich auch vertragen. So haben wir zusammen eine Riesenmenge Spaß dort. Mein Standardspruch in diesen Trainingsurlauben ist: »Nun lauf mal etwas schneller, wir sind schließlich nicht zum Urlaub hier.«