Obwohl ich es nicht gerne mache, findest du an dieser Stelle heute einen Text, der sich fast ausschließlich um Erfahrungen meiner eigenen Person dreht. Du brauchst aber nicht skeptisch sein, denn wie immer wirst du aus diesen Erkenntnissen einen eigenen Wert ziehen.
Wie du vielleicht weißt, verlor ich vor 2 Jahren meinen Gleichgewichtssinn im Ohr durch Nebenwirkungen eines Reserveantibiotikums. Diese Ohrgiftigkeit war vorher bekannt, aber dennoch war diese Behandlung nötig. Die einzige Alternative dazu wäre der Tod gewesen.
Ich musste neu laufen lernen, genauso wie ein einjähriges Kind. Wie auch immer, es wurde trainiert und so nach und nach übernahmen andere Regionen des Organismus die Regulierung des Gleichgewichts. Hauptsächlich die Fußsohlen und die Augen.
Nach einem halben Jahr war es auch möglich im moderaten Dunkel zu gehen. Bei völliger Dunkelheit aber leider nicht. So nahm dann das Unheil seinen Lauf. Eine Woche vor Weihnachten 2013 stürzte ich, weil auf dem Weg zu einem Taxi schreitend, plötzlich um Mitternacht die Straßenbeleuchtung ausging.
Es war der Abschied von einer Weihnachtsfeier und wir hatten alle etwas getrunken. Das half dann zusätzlich mich plötzlich wie einen abgesägten Baum umfallen zu lassen. Der Kopf prallte auf die Straße und das Blut floss kaum stillbar 1,5 h lang! Dann erst kam der Sanitätswagen und brachte mich ins Krankenhaus.
Danach zeigte sich anhand von vorherigen und später gemachten Blutanalysen, dass ich in etwa 20 Prozent meines Blutes bei diesem Unfall verloren hatte. Das hatte erhebliche Folgen, zum Beispiel beim Treppensteigen fühlte ich mich schon angestrengt.
Und da ich auch früher schon keine optimalen Eisenwerte hatte, wandte ich mich an meinen Hausarzt und bat um eine Infusion Ferinject. Dieser kannte das Medikament nicht und lehnte es dann ab, nachdem er sich informiert hatte. Seine Aussage: „Viel zu gefährlich, wegen zu großen Nebenwirkungen.“
Im nächsten Trainingsurlaub konfrontierte ich Urs mit den Aussagen des Hausarztes. Der lachte mich aus und sagte: „Wir haben bei uns in der Praxis weit mehr als 1000 Infusionen verabreicht und nicht ein einziges Mal kam es zu besonderen Nebenwirkungen und genauso nicht zu allergischen Reaktion.“
Nach dem Sturz und dem Blutverlust setzte auch mein behandelnder Kardiologe das Wort „Eisenmangel“ unter den Brief an meinen Hausarzt. "Tolle Ärzte", dachte ich. Und nun fragte ich den Herzdoktor, ob man nicht diesen Eisenmangel durch Ferinjekt beheben könne. Seine Antwort: „Ja, das können wir jetzt!“
250 Milligramm wurden mir dann sofort infundiert. Und was dann passierte, war das Überraschendste, was ich jemals in meinem Gesundheitseben erlebt habe. Drei Tage schien ich auf meinem Radel zu fliegen. Ich suchte wieder Berge, die ich in den letzten Monaten und Jahren gemieden hatte. Und das eigentlich im Unterbewusstsein!
Untersuchungstechnisch stieg mein Ferritinwert auf 71 Einheiten. In der Zwischenzeit wurden mir noch einmal 500 Milligramm des Medikaments gegeben und ich fühle mich so etwas von gut, dass es kaum zu begreifen ist. Es ist einfach ein Wunder.
Dann kamen natürlich die Gedanken hoch an die von mir trainierten Läuferinnen, die fast alle zur deutschen Spitze gehörten. Alle, ohne jede Ausnahme hatten Eisenmangel und genauso jede nahm das vom Hausarzt verschriebene Medikament „Ferro sanol duodenal“.
Keine einzige dieser Läuferinnen konnte dieses Arzneimittel vertragen. Die einen bekamen Verstopfungen, die anderen das Gegenteil davon. Bei jeder wanderte das Medikament in den Mülleimer und so liefen sie weiter mit ihrem Eisenmangel.
Zurückblickend frage ich mich, was aus unserer Mannschaft geworden wäre, wenn man damals diese Maßnahmen mit der Eiseninfusion ergreifen hätte können. Mir ist nicht bekannt, wie lange Ferinject schon auf dem Markt ist. Will ich eigentlich auch gar nicht wissen, denn sonst kommt mir noch die Galle hoch.
Natürlich hat dieses Medikament auch einen Nachteil, es ist sauteuer. Als Privatpatient bekommt man es von der Kasse problemlos bezahlt und wohl auch jetzt, wo man den Wert von Ferinject erkannt hat, von den gesetzlichen Krankenkassen. Wenn dann ein klarer Eisenmangel vorhanden ist, so mein Hausarzt.
Um den Nachfragen vorzubeugen, weise ich darauf hin, dass diese Art von Infusionen kein Doping darstellt, diese gleichen nur einen Mangel aus.