Die Marathon-Frühjahrssaison ist schon fast vorbei, obwohl noch einige Rennen anstehen. Aus diesem Grund möchte ich noch einmal auf eine richtige Vorwettkampfernährung, sowie Fehlervermeidung und Optimierung in diesem Bereich hinweisen.
Vorfälle in meinem näheren läuferischen Bekanntenkreis haben mich dazu veranlasst. Zwei Läufer berichteten über einen persönlichen Zustand, den ich auch schon selbst erlebt habe. Beide fanden sich nach dem Start ihres Marathons in einem energielosen Leerraum wieder. "Ich war gar nicht richtig da!" oder "Ich dachte sogar daran, dass Laufen ganz aufzugeben. Ich habe so viel trainiert und laufe los und fühle mich völlig kraftlos."
Ersterer gab das Rennen bei der Hälfte auf, im Gegensatz zum Zweiten, der durchlief und auch noch einen persönlichen Rekord erzielte. Ich will heute nicht auf die Gründe eingehen, warum so etwas passiert oder passieren kann. Vielmehr möchte ich dir ein Rezept mitgeben, wie du vermeiden kannst, nach dem Start eines Rennens das Gefühl zu haben gelähmt zu sein.
Mit dem koffeinhaltigen Naturpräparat Guarana steht uns ein Mittel zur Verfügung, der diese Anlaufschwäche sicher unterbindet (Bitte dränge mir jetzt aber keine Dopingdiskussion auf, denn darauf antworte ich nicht). Einen gehäuften Teelöffel (5 g) oder 25 Tabletten a 200 mg Guarana 1 h vor dem Start mit Wasser geschluckt und die Anlaufschwäche tritt nicht auf.
Diese Menge Guarana entspricht in etwa dem Koffeingehalt von 5 Tassen Kaffee. Im Unterschied zu diesem kommt es nicht zu dem bei dem braunen Muntermacher geliebten "Flash". Guaranakoffein wirkt langsamer - bis zu 6 Stunden, damit deutlich länger als Kaffee und eignet sich darum besonders gut in Wettkämpfen.
Muss man sich diese leicht anregende Wirkung von Guarana mit anderen Nebenwirkungen erkaufen? Kaum! Ich selbst bemerkte kaum jemals eine Nebenwirkungen des Pulvers aus dem brasilianischen Urwald. Aber auch von anderen wird berichtet, dass Guarana hervorragend verträglich ist. Da es sehr lange wirkt, kann man, wenn es spät am Tag genommen wird, unter Umständen mit Einschlafproblemen rechnen.
Guarana ist kein Doping, obwohl immer wieder angenommen wird, dass es den Fettstoffwechsel verbessert. Verlässliche Studien gibt es dazu aber keine. Ich habe in dem Artikel über die "Profiernährung 4 Tage vor einem Marathon" LINK vor einigen Jahren noch zu mehr Guarana geraten. Damals wusste man noch nicht genau, dass sich Koffein in größeren Mengen > 500 mg negativ auswirken kann. Ich habe die Ernährungsempfehlungen auch bei der "Profiernährung 4 Tage vor einem Marathon" dahingehend korrigiert.
Solche Mengen von etwa 500 mg Koffein kommen bei 5 Tassen Kaffee schon locker zusammen. Da aber das Guarana- langsamer in das Blut fließt als das Kaffeekoffein, kommt es hierbei nicht zu negativen Auswirkungen. Der einzige Nachteil von Guarana ist sein bitterer Geschmack, darum werden auch meist Tabletten bevorzugt. Aber es gibt durchaus einige harte Typen, die schieben sich einen Löffel des Pulvers in den Mund, ein Schluck Wasser hinterher und verziehen keine Miene. In gesüßten Getränken nimmt man den Bitterness wesentlich weniger wahr. Energy-Drinks enthalten oft auch Guarana.
Ohne das Bittere zu betrachten, liegen alle Vorteile auf Seiten des Pulvers. Es ist reines Guarana, hingegen die Tabletten mit 200 mg niedrig dosiert sind und auch noch Aroma, Sorbit und ein Füllmittel enthalten. Um an 5 g Guarana zu kommen, muss man 25 Tabletten einnehmen.
Damit enthält eines Dose Tabletten nur 4 Wettkampfportionen. Die Pulverdose aber 20! bei einem ähnlichem Preis.
Trotzdem müssen wir eines noch beachten: Wenn du ein Dauerkaffee- oder Dauerteetrinker bist, dann wirst du am Guarana keine große Freude haben. Dein Gehirn gewöhnt sich nämlich an den Koffeingenuss durch den vielen Kaffee und verlangt immer höhere Dosen, um den gleichen Effekt zu erzielen.
Andererseits sollten Leute, die überhaupt kein Koffein zu sich nehmen, Guarana erst einmal im Training ausprobieren. Mir schrieb nämlich ein Kunde, dass er in einem Marathon, nach dem er die von mir früher empfohlene höhere Menge Guarana eingenommen hatte, im Rennen Sehstörungen bekommen habe. Er konnte seine Uhr nämlich nicht mehr ablesen. Und seine Ärztin sagte, er habe sich mit dem Guarana "vergiftet", weil er sonst völlig kaffeeabstinent leben würde.
Natürlich sucht der Mensch nach Kausalitäten. "Huch, du kannst nicht mehr richtig sehen! Woher kommt das? Das kann nur das Guarana sein. Jawohl!" Was beide leider nicht wussten, dass diese Sehstörungen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht vom Guarana kamen, sondern von der Unterzuckerung im Rennen.
Dieses "Guckeschlecht" bei Unterzuckerung ist bekannt. Wenn im Blut der Zucker bei der Belastung fällt, fällt auch sein osmotischer Druck. Diesem Druckabfall folgt aber das Innere des Augapfels nur zögerlich. Die Folge ist, dass sich dieser etwas aufbläht, damit die Schärfe im Auge verstellt ist und somit das Uhrenablesen erschwert ist.
Aber leichter ist es natürlich dem Guarana die Schuld zu geben, wenn man sich nicht auskennt. Im übrigen kann dich das "Guckeschlecht" aus den gleichen Gründen auch treffen, wenn du übermüdest bist. Dann brauchst du plötzlich wegen deinen verstellten Augenlinsen mehr Licht zum Lesen oder du hast erstmals das Gefühl eine Lesebrille zu benötigen.
Mich selbst hat Guarana noch nie im Stich gelassen. Nach dem ich es schon jahrelang nicht mehr genommen hatte, habe ich es am 12.05.2008 - als mir die Idee zu diesem Text kam - noch einmal getestet. Vor dem Radtraining 15 Tabletten rein und ab ging Rentner Peter auf dem Drahtesel. Wenn mein Radtrainingspartner Ansgar diese Zeilen liest, dann wird er mir in den nächsten 3 Jahren bei jeder Gelegenheit vortragen, dass ich ja Pfingstmontag 2008 beim Training gedopt war.
Und dass er danach am nächsten Tag krank war, bekomme ich bestimmt auch in schöner Regelmäßigkeit über das Müsli gestreut. Aber egal, Guarana ist klasse, macht sogar Rad-Holger fertig.