Wie geht es Deinen Laufschuhen?
Diese Frage ist ernst gemeint, da Laufschuhe die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände in unserem Sport sind. In der Kundenberatung zum Thema Laufschuhe taucht oft die Frage auf, wie lange diese halten und wann neue Schuhe angeschafft werden sollten. Zwar gibt es pauschale Eckwerte, diese sind jedoch nur als sehr grob anzusehen.
Im Gegensatz zu früher ist der Zustand der Schuhe heute nicht mehr am Abrieb der Sohle allein erkennbar. Als ich selbst 1984 anfing zu Laufen, war der Schuhabrieb damals oft der Hauptfaktor in der Bewertung der Lebensdauer des Schuhs. Zwar ist der Abrieb der Sohle auch stark vom persönlichen Laufstil abhängig, damals jedoch war oft zunächst die schwarze Außensohle hin. Aus diesem Grund gab es sogar Anbieter, die für den geschickten Heimwerker Ersatzmaterial der Außensohle zum Selbstauftragen anboten. Auch die Neubesohlung beim Schuster war nicht ganz selten. Der Schuh an sich war oft noch in Ordnung und tragbar. Auch die Dämpfung noch ausreichend.
Diese Umstände sind heute wirklich eher selten geworden. Bis auf ganz wenige Ausnahmen in der Auswahl der aktuellen Schuhmodelle können wir keine Schwerpunkte bei den Reklamationen im Abrieb der Außensohle erkennen. Es scheint, als würde ein höherer Verschleiß eher auf den persönlichen Laufstil des Trägers zurückzuführen sein, da vorzeitig verschlissene Exemplare sich auf fast alle Modelle verteilen.
Viel hat sich getan in der Qualität der Dämpfungssysteme der Hersteller. Entsprechend der eigenen Marktstrategie und letztendlich auch aus patentrechtlichen Gründen setzt jede der großen Laufschuhmarken auf ein eigenes Dämpfungsystem. Vereinfacht beschrieben, handelt es sich bei vielen Herstellern um jeweils einzelne Elemente, die in die Zwischensohle des Schuh eingearbeitet sind. Diese Einzelelemente sind heute bei den großen Marken von so hoher Qualität, dass sie auch dann noch etwa 80-90% ihrer Dämpfungseigenschaften haben, wenn der Schuh im Ganzen bereits verschlissen ist!
Dämpfung allein bestimmt jedoch nicht die Lebensdauer des Schuhs. Stabilität und Führung des Fußes spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese werden aber keineswegs allein von den Dämpfungselementen bestimmt.
Ein sehr grober Eckwert für die Lebensdauer eines Laufschuhs ist die 1000 km-Marke. Für den Hobbyläufer mögen sich 1000 km viel anhören, aber Du trainierst in Wirklichkeit mehr, als Du denkst. Wer nur 20 km pro Woche joggt, hat 1000 km nach etwa einem Jahr erreicht! 1000 km Lebensdauer sind ein durchschnittlicher Wert bei durchschnittlichen Voraussetzungen.
Es kommen aber auch noch andere Faktoren ins Spiel
- Ein schwerer Läufer belastet den Schuh stärker als ein leichter Läufer und wird diesen früher verschleißen.
- Der Laufuntergrund spielt eine sehr große Rolle. Auf Asphalt ist der Schuh einer gleichmäßigen Belastung ausgesetzt und er wird meist länger halten, als wenn er auf steinigen Schotterwegen gelaufen wird. Meine persönlichen Erfahrungen zeigen, dass bei Läufen auf grob geschotterten Pfaden wegen der Intensivbelastungen von einzelnen sich stark eindrückenden Steinen der ganze Schuh viel früher verschlissen ist als auf Asphalt.
- Wer nur ein Paar Laufschuhe besitzt, wird dieses Paar eher verschleißen und öfter neu kaufen müssen, als wenn öfter gewechselt wird. Tatsächlich benötigst nicht nur Du selbst, sondern auch Dein Schuh eine Regenerationszeit. Vereinfacht kannst Du Dir vorstellen, dass durch die Druckbelastung jedes Laufschrittes die stoßhemmenden Materialien, insbesondere in der meist weißen Zwischensohle des Schuhs, zusammengedrückt werden. Die volle Dämpfungsleistung wird jedoch erst wieder erreicht, wenn sich das stoßhemmende Material wieder voll aufgestellt hat. Dies passiert bei höherwertigen Schuhen zwischen jedem Schritt recht gut. Nach dem Lauf braucht es jedoch trotzdem bis zur nächsten Einheit eine gewisse Zeit, bis es wieder voll da ist. Wird der Schuh nun oft benutzt und nicht gewechselt, läufst Du ihn mit der Zeit immer "platter". Ein Schuhwechsel würde dies vermeiden.
Es ist kein finanzieller Mehraufwand, mehrere Paar Schuhe zu nutzen, da Du ja nicht mehr läufst! Wer mit einem Paar Schuhe bisher ein Jahr hinkam, hat bei zwei Paaren das einzelne Modell nun 2 Jahre im Keller stehen, sofern er nicht mehr als vorher läuft. Wenn Du erst beginnst mit Laufen, kannst Du sie Dir nach und nach anschaffen und wechselst dann nach Möglichkeit alle Modelle durch.
Eine Grundregel: Wenn Du nicht mindestens 2 Paar Laufschuhe mit verschiedener Laufleistungszeit nutzt, erkennst Du den Dämpfungsverlust des Einzelpaars nur sehr schwer, weil Du keinen Vergleich hast.
Um die Lebensdauer der eigenen Laufschuhe zu bewerten, lohnt es sich, die benutzten Schuhe ins Trainingstagebuch mit einzutragen. So behältst Du die Übersicht. Mit den Laufjahren spürst Du, wann Du Dich in einem Schuh nicht mehr wohl fühlst, obwohl er nach einiger Zeit perfekt sitzt. Du ertappst Dich dann dabei, dass Du eher nach dem neuen Schuh Deiner Auswahl greifst, als zum alten Treter. Dein Gefühl ist ein guter Gradmesser. Wenn es bereits soweit ist, daß Du den alten Schuh im Vergleich zum neuen Modell Deines Schuhsortimentes nicht mehr gern tragen möchtest, sondere ihn aus! Ansonsten hast Du Deinen Keller irgendwann voller "Leichen", die Du letztendlich nicht mehr nutzt.
In Zeiten direkter Vorbereitung auf ein wichtiges Rennen laufe ich persönlich etwa 120 - 140 km pro Woche. In meinem Schuhkeller stehen dabei etwa 12 Paar Laufschuhe und mit dieser Anzahl stehe ich bei Weitem nicht allein da, unser Chef hatte einmal 47 Paar im Zugriff. Ich wechsele nicht alle Schuhe durch, denn bestimmte "Schlappen" haben besondere Aufgaben, wie zum Beispiel Cross- oder Wettkampfschuhe.
Trotz vollem Schuhkeller, würde ich mir unser Angebot dieser Woche, den Brooks Axiom, gerne leisten. Der Axiom ist nach meinem Geschmack ein Volltreffer, aber wie soll ich diese Anschaffung bei der Vielzahl von vorhandenen "Lauflatschen" meiner Frau erklären? Vielleicht kann ich sie ja mit dem überragenden Preis-Leistungs-Verhältnis ködern.
Zusammenfassung
- Führe ein Trainingstagebuch mit Angabe der verwendeten Schuhe.
- Sei wachsam, wenn Deine Schuhe bald 1000 km hinter sich haben. Folge Deinem Gefühl, vergiss aber nicht, dass schön ausgelatschte Treter perfekt sitzen, die Zwischensohle aber meist schon hin ist.
- Nutze mehrere Paar gleichzeitig. Richtwert: Halb so viele Schuhe, wie die Anzahl Deiner Laufeinheiten pro Woche plus ein weiteres Exemplar. Beispiel: 6 Einheiten pro Woche, macht 3 Schuhe plus ein weiterer gleich 4 Paar.