Sekundentod beim Marathon, kein schönes Thema, aber wir müssen uns damit auseinandersetzen um uns realistisch mit dieser Gefahr, die unbestritten da ist, auseinander setzen zu können.
Inspiriert wurde ich zu diesem Artikel von einem Text in der Ärzte-Zeitung.de vom 23.07.10 mit dem Titel: "Sekundentod beim Radsport: sind Herzmuskel-Entzündungen daran beteiligt?"
Der Autor schreibt dazu:
"Über den plötzlichen Herztod bei Leistungssportlern wird immer wieder berichtet. Doping als Erklärung für den Tod greift allerdings zu kurz.
Über Profisportler, die einen plötzlichen Herztod erleiden oder fast erleiden, ist in den Medien immer wieder zu lesen. Kurz vor der Tour de France traf es den Luxemburger Radprofi Kim Kirchen, der in der Nacht urplötzlich einen Herzstillstand hatte. Er konnte reanimiert werden. Andere Sportler hatten weniger Glück. Sie starben. Oft wird beim Sekundentod im Sport latent unterstellt, dass Doping eine Rolle gespielt haben könnte.
Doch was sagen die Daten? Ist der Sekundentod bei professionellen Ausdauersportlern wirklich häufiger als in der Allgemeinbevölkerung? Oder fällt es einfach nur mehr auf, weil genauer hingesehen wird? "Die Daten zu diesem Thema lassen eine abschließende Beurteilung noch nicht zu", betont Professor Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Die Fragestellung der Ärztezeitung bezieht sich hier auf professionelle Ausdauersportler und trifft damit nicht den wahren Kern der Sache. Es sind in unserem Bereich nämlich nicht meist die "Profis", sondern durchschnittliche und auch unterdurchschnittlich leistungsfähige Breitensportler, die wir betrachten müssen.
Leider musste ich mich dem Tod im Wettkampf und im Training schon dreimal auseinandersetzen. Bei einem Berlin-Marathon, ich glaube es war 2003, lief ich auf einen etwa 50-jährigen Läufer zu, der gerade auf dem Mittelstreifen zusammengebrochenen war.
In meinem Beisein setzte sein Herz aus. Es wurde sofort von Helfern versucht, ihn wieder zu beleben, erst mit Mund-zu-Mund-Beatmung, dann noch mittels Herzdruckmassage, später kam auch eine Sauerstoffflasche hinzu. Nach gut 10 min war er noch nicht wieder "da".
So entfernte ich mich tieferschüttert von diesem Ort in der festen Überzeugung, dass dieser Mann verstorben war. Völlig überraschend erfuhr ich dann später, dass er doch wieder belebt werden konnte und Dank des Sauerstoffs auch keine bleibenden Schäden behielt.
Ein Jahr später, in unserem spanischen Trainingslager, verstarb ein männlicher Läufer während eines Trainings. Dieser war eigentlich ein Gesundheitsjogger und nur eine Begleitperson, seine Herzerkrankung war bekannt. Er hatte vom Arzt genaue Anweisungen erhalten, wie er sich beim Joggen zu verhalten habe.
Daran hielt er sich leider nicht, ignorierte auch meine Hinweise und musste dies leider mit dem Leben bezahlen. Auf die näheren Umstände möchte ich nicht weiter eingehen, denn das war ein ganz traurige Sache.
Schon ein Jahr später beim Silvesterlauf "Rund um den Salzgittersee" kam ich wieder auf einen am Boden liegenden Läufer hinzu, bei dem auch versucht wurde ihn wiederzubeleben. Er schaffte es nicht, wieder "zurück zu kommen".
So eine Häufung und in einer so kurzen Reihenfolge ist bitter und macht ängstlich. Plötzlich sorgt man sich um andere und sich selbst. Ist das wirklich so, dass wir alle Angst haben dürften, plötzlich diese Welt verlassen zu müssen?
Scheinbar nein. Der Experte Professor Hans-Georg Predel meint dazu: "Was wir allerdings schon haben, sind gute Untersuchungen, die zeigen, dass Leistungssport per se das Risiko tödlicher Herzrhythmusstörungen nicht steigert", so der Experte.
Drei wichtige Datenquellen hält Predel in diesem Zusammenhang für erwähnenswert. Zum einen gebe es große Analysen von Marathonläufen, unter anderen in New York und London, bei denen kein erhöhtes Risiko für tödliche Herzrhythmusstörungen beschrieben wurde. "Wenn 40 000 Menschen mehrere Stunden beobachtet werden, kippt auch mal einer um. Aber das war in diesen Untersuchungen nicht häufiger als in der Normalbevölkerung", so Predel."
Marathon-Erhebungen liefern Querschnittdaten, sagen also nichts über den Verlauf. Prospektive Daten gibt es aus Norditalien: "Hier haben wir eine sehr gute Längsschnitt-Dokumentation von Leistungssportlern, bei denen ebenfalls kein erhöhtes Risiko festgestellt wurde", so Predel. Auch eine ganz aktuelle Studie mit Daten von Sportlern aus Italien und den USA in Ultra-Ausdauer-Sportarten bläst ins selbe Horn: "Über zwanzig Jahre gab es dort keine Häufung kardialer Ereignisse."
Das ist tröstlich. Die Frage bleibt aber immer, wer es sein wird. Du selbst oder dein Nachbar. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die eigentliche große Gefahr für uns die Herzmuskelentzündung ist. Diese kann allein schön tödlich im Alttag ausgehen, aber auch wenn sie gut ausgeht, den Herzmuskel für sein ganzes späteres Leben schädigen.
Predel erklärt: "Es gibt noch einen anderen möglichen, aber ebenfalls nicht durch Zahlen belegbaren Zusammenhang zwischen Sport und plötzlichen Herztod, nämlich eine zu frühe Belastung bei Infekten. Eine mit Infekten einhergehende Myokarditis (Herzmuskelentzündung) sei wahrscheinlich sehr viel häufiger, als angenommen wird.
Und diese Herzmuskelentzündungen können mit praktisch jeder Art von Herzrhythmusstörung einhergehen. "Hier wissen wir, dass das durchaus in Ruhe auftreten kann, auch wenn wir die Gründe dafür noch nicht so genau kennen", so Predel. Sportler, die sich überschätzen und zu früh wieder trainieren, könnten demnach ihr Herz riskieren. Bei Sportarten mit extremer Herzbelastung wie dem Radsport wäre das entsprechend besonders gefährlich."
Von dieser Sache kann ich ein Lied singen, welches nicht besonders harmonisch klingt. 2006 wurde bei mir eine nicht mehr völlig schließende Aortenklappe festgestellt. So bekam ich dann eine neue Bioklappe. Hervorgerufen wurde dieser Schaden mit großer Sicherheit durch eine früher erlittene Herzmuskelentzündung. Wann ich die durchgemacht habe, kann man nicht mehr feststellen.
Die Gefährlichkeit einer solchen Entzündung war mir schon in den frühen 90-ern bekannt, aber noch nicht während meines Hochleistungszeitraums Mitte der 80-er. Und in diesem zeitlichen Bereich muss es irgendwann passiert sein mit der Herzmuskelentzündung, und jetzt büße ich für die Fehler der wilden Jahre.
Mir geht es eigentlich mit diesem Schweineding in der Aorta sehr gut. Die Klappe hat nur einen Nachteil, sie ist zu klein für mich. Selbst die größtmögliche dieser Ersatzteile erweist sich als zu mickerig für meine Hauptader, somit verengt sie diese. Das hat zur Folge, dass unter Belastung mein arterieller Blutdruck gewaltig nach oben schießt.
Im Normalbetrieb stört das nicht, dass bisschen Blut wird locker mit 120/80 mmHg durch meinen geriatritischen Körper gekreiselt. Nur unter Belastung geht der Druck richtig nach oben.
Trotzdem konnte ich noch im Vorjahr bei der jährlichen Routine-Untersuchung bei den Kardiologen der Uni Göttingen 350 Watt Leistung entwickeln. Das war Jahresrekord. Heuer nun bei der gleichen Untersuchung, war mein Blutdruck schon bei 250 Watt auf 220 mmHg und auch das EKG zeigte Unregelmäßigkeiten.
Obwohl ich mich absolut gut und noch zu höheren Leistungen fähig fühlte, kam der Befehl zum Abbruch. Und damit holten die Damen und Herren Mediziner gleich ganze Serien von Untersuchungen aus ihrem schier unerschöpflichen Reservat. Nach Kleinkram, wie Echo, Blutuntersuchungen und Röntgen, kamen die Geräte mit dem angeblichen schärferen Durchblick wie MRT und MSC zum Einsatz. Resultat: "Ihr gesamtes Herz ist verkalkt. Hier kann ich ein Herzkranzgefäß gar nicht mehr sehen", so der untersuchende Kardiologe.
Worte wie Stent und Ballondilatation flogen durch den Raum. Und ich dachte, wenn dein Herz schon verkalkt ist, wie muss es dann in deinem Kopf aussehen? Dann man gute Nacht Marie. Das Pläne schreiben kann ich aufgeben. Wer will die von einem völlig Verkalkten haben? Geht ja gar nicht.
Auf dem Rad schlich ich nur noch dahin, regelte meine Leistung herunter, um nicht dem Sekundentod zu begegnen. Es machte keinen Spaß mehr. Mein Freund Ansgar fuhr locker und provozierend mit den Hintern wackelnd vor mir die Berge hoch. Ich glaube, wenn ich nicht hinschaute, trat er nur mit einem Bein.
Ich war nichts mehr wert. Menschlicher Schrott. Aussortiert und exsportiert. Naja, überlegte ich, wir haben ja in einem Ortsteil ein Kalkwerk, die könnte ich vielleicht bald mit meinen sterblichen Resten glücklich machen, als rycecelbare vollbiologische Kalkquelle zur industriellen Verwertung. Aber dann sitzen meine Moleküle später in einer Fermacell-Platte unter noch mehr Kalk und Gips. Ob das nun so toll ist? :-)
Meine Einwände gegenüber dem Kardiologen, dass bei einer Herzkatheder-Untersuchung 2006 alle Herzkranzgefäße völlig frei waren und warum nun alles zu sein solle, wurden mit: "So etwas geht schnell", beantwortet. Man riet mir aber auch, abermals eine Herzkatheder-Untersuchung vornehmen zu lassen, um ein genaues Bild zu bekommen.
Vorletzte Woche geschehen. Und? Nichts drin, alle Herzkranzgefäße bis auf ein unwichtiges Seitengefäß sind völlig frei von Kalk. Auch das Seitengefäß ist nur ein klein wenig verengt. Was fiel mir ein Kalkstein vom Herzen, das rummste so richtig in meiner Seele.
Habe dann gleich beim Kalkwerk angerufen und meine avisierte Anlieferung noch einmal um 10 - 20 Jahre verschoben. :-) Und Pläne werde ich auch weiter verbrechen. Es kann sich also in den nächsten Jahrzehnten niemand vor mir sicher fühlen. Die, die auf einen erhofften zarten Weicheierschmincker als meinen Nachfolger gehofft haben, muss ich enttäuschen. Ich werde noch ein paar Jahre die verbale Peitsche schwingen, um um Himmelswillen mein Image nicht zu verlieren.
Aber zurück zum Ernst des Lebens. Was wollte ich dir mit den vorhergehenden Zeilen mitteilen?
1. Die Gefahr eines Sekundentods im Training oder Rennen ist sehr gering.
2. Die wahre Gefahr liegt in dir selbst, wenn du bei einem Infekt weiter trainierst und dir eine Herzmuskelentzündung zuziehst. Die kann auf Dauer dein gesamtes sportliches Leben negativ beeinflussen, dieses ganz beenden oder dich sogar dauerhaft in die ewigen anaeroben Marathon-Jagdgründe schicken.
3. Glaube nicht alles, was die modernen Maschinen über deinen körperlichen Zustand aussagen.