Vor einiger Zeit las ich im Internet einen bemerkenswerten Artikel von einem Triathlon-Trainer. Es ging darin um eine Athletin, die quasi im Laufen nicht zu trainieren war. Das war für mich insofern bemerkenswert, da ich in 30 Jahren bisher nie von einem so krassen Fall gehört hatte.
Worum ging es? Es wurde von einer Triathletin im Alter von ca. 30 Jahren berichtet, deren größter Wunsch es war, an einem Ironman-Wettkampf teilzunehmen. Sie kam mit dem Schwimmen und dem Radfahren gut zurecht, die Leistungen gingen hier durch regelmäßiges Training nach oben. Ihr größtes Handicap war das Laufen. Über einige Zeit wurde nach Aussage des Trainers angeblich alles versucht, um sie von ihrer wie in Stein gemeißelten 10 km Zeit von 1:20 h wegzubekommen. Ohne Erfolg. An der Zeit war nicht zu rütteln. Was das bedeutet, kann sich jeder ausrechnen. Mit dieser 10 km Zeit hatte sie in einem reinen Marathon-Wettkampf maximal die Chance auf eine Zeit von ca. 6:20 h. Mit der Vorbelastung des Schwimmens und Radfahrens im Ironman entsprechend deutlich langsamer. Damit hatte sie keine Chance bei einem Ironman im Zeitlimit ins Ziel zu kommen. Nachdem ihr Trainer dies bewusst gemacht hatte, beendete sie unter Tränen ihre Triathlon-Karriere.
Leider wurde in dem Artikel nicht beschrieben, was alles mit der Athletin trainiert wurde, ob sie gesundheitlich durchgecheckt wurde, usw. Das wäre sehr interessant gewesen. Wie gesagt, mir ist in 30 Jahren so ein krasser Fall nicht begegnet. Es ging immer irgendwie aufwärts mit der Leistung. Mal schneller, mal langsamer. Sicherlich gibt es für jeden eine individuelle Leistungs-Grenze, aber dass diese gleich der Ausgangssituation ist, ist ungewöhnlich. Dies widerspricht jeglicher Theorie der physiologischen Wirkung eines Trainings. Es würde bedeuten, dass der Körper kein Training annimmt und dass keine Anpassung stattfindet.
Ich weiß wie gesagt nicht, was die Athletin läuferisch trainiert hat. Aus meinen eigenen 3 Jahren Triathlon-Erfahrung in einem erfolgreichen Berliner Club weiß ich, dass das Laufen bei den Triathleten oft (nicht immer!!) die schwächste Disziplin ist. Ich hatte immer den Eindruck, dass oft eher die Stärken (statt die Schwächen) trainiert wurden und es oft nach dem Prinzip Spaß ging. Klar, Radfahren und Schwimmen sind meist angenehmer als Laufen. Es tut nicht so weh. Dementsprechend habe ich Vereinskollegen erlebt, die 4 mal pro Woche Schwimmen gingen und 1500-2000 km im Monat Rad fuhren. Das Ergebnis war dann ein krasses Ungleichgewicht der Leistungen. Ich erinnere mich an einen 27-jährigen Mitstreiter, der die 3,8 km in 1:06 h schwamm, die 180 km in 4:45-4:50 auf dem Rad abspulte, beim abschließenden Marathon aber mit Hängen und Würgen in 3:59 h ins Ziel kam. Ich habe ihn aber auch so gut wie nie auf der Laufstrecke gesehen. Er ließ sich auch nicht dazu bewegen, mal über einen längeren Zeitraum ausschließlich ins Lauftraining einzusteigen. Dies würde ich dann mal als eigenes Verschulden einordnen.
Ist es aber wirklich denkbar, dass der Körper sich gegen das Training sträubt und nicht wie erwartet mit einer Leistungssteigerung reagiert? Für mich eigentlich nicht vorstellbar. Jedenfalls nicht bei ernsthaft trainierenden Athleten. Letztens lief ich nach einigen Jahren mal wieder auf meiner früheren Standardrunde im Berliner Plänterwald und beobachtete dabei unweigerlich einige „Läufer“ die wohl nicht ernsthaft trainierten. Dabei hatte ich den oben genannten Artikel im Kopf. Bei Einigen die mir entgegenkamen, war ich mir sicher, dass es so sicher nie zu einer Leistungssteigerung kommen würde. Es war natürlich erfreulich dass sie sich überhaupt bewegten, es hatte aber mit Laufen nicht ansatzweise etwas zu tun. Da ich durch meine Tochter bei den Kindern inzwischen genau hinschaue, verwundert es mich doch, dass diese Leute in 20 oder 30 Jahren das Laufen komplett verlernt haben. Wenn ich mir Kinder beim Rennen anschaue, läuft da keines so wie die Handvoll Läufer die mir an diesem Tag begegneten. Das ist aber nochmal ein anderes Thema.
Nun kenne ich die erwähnte Triathletin nicht und ich weiß auch nicht was alles mit ihr versucht wurde. Worauf ich hinaus will ist, dass man mit einigen Athleten wohl nicht nach Standard vorgehen kann. Da reicht es nicht Ihnen einen Trainingsplan vorzusetzen und sie damit allein zu lassen. Da muss man sicherlich ganz stark an Grundsätzlichem wie z.B. der Technik arbeiten. Im Schwimmtraining wird da gar nicht diskutiert. Dort macht die Kilometer-Knüppelei keinen Sinn, solange es an der Technik hapert. Ich erinnere mich gut an meine Ironman-Vorbereitung. 3 Schwimmeinheiten pro Woche, jeweils ca. 2 h. Mindestens die Hälfte davon waren über Monate Technikübungen, Kombinationsübungen, langsames technisch bewußt sauberes Schön-Schwimmen, … Damit sollten einige Läufer wohl auch beginnen. Dann klappt es auch mit dem Halbmarathon unter …
Sollte es dir ähnlich gehen wie der eingangs erwähnten Triathletin oder kennst du jemanden dem es so geht, dann kannst du mir gern schreiben. Wir werden versuchen eine Lösung zu finden, damit du deine läuferischen Ziele doch noch erreichst.