So ist seit langem bekannt, dass schon eine Höhenlage von 1500 m einen menschlichen Organismus erheblich stresst. Der sinkende Sauerstoffpartialdruck wird als gefährlich erkannt und es werden erhebliche Mengen von Stresshormonen ausgeschüttet.
Praktisch sieht das so aus, dass du in den ersten Tagen in der Höhe schlecht schläfst. Der Körper ist auf Kampf oder Flucht eingestellt und bleibt wachsam.
Es geht weiter damit, dass du im Training so etwas von heiß bist, du könntest immer nur rennen. Innerhalb unserer Trainingsgruppen verliefen die "ruhigen" Dauerläufe in meinen neun Davoser Jahren fast immer wie Wettkämpfe.
Kaum lag ein Hügel vor uns, wurde auf Wertung gelaufen. Der Schreiber dieser Zeilen immer mitten drin. Jede Woche zweimal über den Sertigpass und andere diverse Höhen bis 3000 m erklommen, das waren Teile unseres Programms, neben den Tempoläufen rund um den Davoser See.
Wir wussten damals noch nichts über die Wirkung unserer Stresshormone, die uns zu einem zu harten Training trieben. Besser hätten wir uns, was jetzt wissenschaftlich erkannt ist, in der ersten Woche mit ganz langsamen Läufen und Spaziergängen! an die Höhe angepasst.
14 Tage Höhentraining sind sinnlos
Aber wenn man als Nichtprofi nur 14 Tage Zeit zum Höhentraining hat, dann kann man nicht erst die Hälfte der Zeit "herumhängen" bevor es richtig los geht. Und mit der einen Woche danach kann man auch nichts mehr umreißen. Also ist für uns ambitionierte Läufer(innen) ein Höhentraining über 14 Tage relativ sinnlos.
Nach dem Sommertrainingsurlaub im Juli liefen wir zum Abschluss dann fast alle den Swiss-Alpin. Das klappte auch hervorragend, weil wir uns dann schon 14 Tage lang an die Höhe gewöhnt hatten und zu dem zweimal in der Woche über den Sertigpass mit 2739 m Höhenlage liefen. Die anderen Teilnehmer reisten meist nur einen Tag vor dem Rennen an und hatten damit natürlich mehr Probleme.
Danach gingen wir fast alle in einen Herbstmarathon, meist in Berlin und wir erzielten fast alle unterdurchschnittliche Resultate in diesem Rennen. Auch Versuche später einen Marathon zu laufen, endeten meist unbefriedigend. Für uns stand damals und auch heute noch fest: Wenn du im Sommer einen langen Höhen-Berglauf absolvierst, dann ist die Saison vorbei.
Versagen nach Höhentraining
Daraus habe speziell ich meine Schlüsse aus diesen Wettkampfresultaten gezogen und das war es dann auch mit den vielen Reisen nach Davos oder auch einmal auf die Seiser-Alm. Seit langem haben wir unseren Herbsttrainingsurlaub in den Harz, in die Nähe meiner Heimatstadt Seesen nach Wolfshagen verlegt.
Dort trainieren wir in Höhen zwischen 250 und 500 m und das klappt hervorragend. Wir sind im Februar in Spanien, im März/April in der Türkei und wie gesagt im August/September in Deutschland. Anhand der anschließend gelaufenen Zeiten kann man die Qualität der Trainingsurlaube und natürlich auch die Disziplin und den Einsatz der Teilnehmer vergleichen.
Die durchschnittlich stärksten Leistungszuwächse erzielen wir durchgängig nach Wolfshagen. Wir haben natürlich auch schon gerätselt warum das so ist, sind auch auf Erklärungen gestoßen. Die kann ich hier aber nicht alle aufzählen, denn das würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Nur eines: Nach Wolfshagen kommen selten Leute, die mehr Urlaub als Training im Sinn haben.
Kommen wir also zurück zu dem Fettverbrauch. Es war auch damals in der Schweiz so, dass wir unverhältnismäßig viel gegessen haben und nicht zu, sondern abnahmen. Ich erinnere mich an einen sehr fleißigen Teilnehmer, der mehrmals in der Woche nach dem Abendessen noch einen Freundschaftsbecher Eis mit 10 Kugeln verschlang. Und dieser Mann erarbeitete sich von uns allen die spitzesten Nase.
Trainingsurlaub bei Greif macht eine spitze Nase
Man sollte dazu wissen, dass es in jedem Trainingsurlaub von uns zu Gewichtsverlusten kommt. Diese sind zum größten Teil bei den Männern durch einen Verlust von Unterhautfett im Gesicht zu erkennen. Dann erscheint die Nase spitz. Und so ist eine Spitznase ein absolutes Ehrenzeichen innerhalb solch einer Veranstaltung.
Also können wir festhalten: Wer hart trainiert oder arbeitet verliert Gewicht. Warum aber verbraten Bergsteiger mehr Fett als Kohlenhydrate? Während wir damals in Davos geschlungen haben wie ein Sperrmüllfahrzeug, war das bei einer weiteren Bergerfahrung völlig anders.
2006 habe ich zusammen mit vier anderen Läufer(innen) den Kilimandscharo auf der Mahame-Route bestiegen. Es ging vier Tage hoch und am letzten Tag auch noch runter. Die ganze Besteigung fiel mir sehr leicht, nur der Abstieg von knapp 6000 bis auf 2500 Höhenmeter war grausam.
Aber dies nur nebenbei. Entscheidend zum Thema war, dass wir alle ganz wenig Appetit hatten. Die Mengen, die wir verzehrten, standen in keinem Verhältnis zu den Kalorien, die wir im Aufstieg verbrauchten. Richtigen Hunger hatte kaum jemand von uns.