In der letzten Woche haben wir im Newsletter "Chilischoten heizen den Stoffwechsel an (Teil 1) darüber berichtet, dass Chilischoten veritable Schlankmacher sind. Diese Kur wollte ich auch hier in Conil fortsetzen. Der Hotelkoch sah sich aber nicht in der Lage, diese Schoten hier zu erwerben. Er sagt, Chilis kommen erst später im Jahr auf den Markt.
Nun, daran werden wir nicht sterben. Als Ausgleich gibt es hier praktisch jeden Tag Sonne. So ein gutes Wetter hatten wir seit Jahren nicht mehr. Es fiel auch bisher noch kein einziger Regentropfen.
Capsaicin - scharfer Geschmacksstoff der Chilischote
Zurück zum Thema Chili. Dieses Thema wird im Augenblick im Internet stark beachtet. Auf der Webseite des Wissenschaftsmagazins scinexx gibt es mehr Informationen.
Die Wissenschaftler um Vivek Krishnan von der University of Wyoming und seine Kollegen haben auf dem Jahrestreffen der "Biophysical Society" in Baltimore eine Studie über die Chilischote vorgestellt. Besonders beachtet wurde Capsaicin, der scharfe Geschmacksstoff der Chilischote.
In Experimenten mit Labormäusen untersuchten die Forscher den Effekt des Scharfmachers auf Gewichtszunahme und Stoffwechsel der Tiere. Dazu fütterten sie einige Mäuse mit einer sehr fettigen Diät, eine weitere Gruppe erhielt zusätzlich dazu 0,01 Prozent Capsaicin in dieses fettige Futter gemischt. Eine weitere Gruppe mit normalem Futter diente als Kontrolle. Außerdem unterzogen die Wissenschaftler einen Teil der Mäuse einem Fitnessprogramm, ähnlich einem Laufrad: Sie maßen die Zeit, wie lange die Nagetiere auf einer rotierenden Röhre liefen, bevor sie herunter sprangen.
Die Ergebnisse fielen deutlich aus: Die Mäuse mit Capsaicin im Futter hatten nach 25 Wochen lediglich etwa 11,5 Gramm zugenommen. Die fettreiche Ernährung hatte die andere Gruppe dagegen um rund 27,5 Gramm zunehmen lassen. Außerdem zeigten die Capsaicin-Mäuse mehr Ausdauer beim Fitnesstraining und verbrachten fast 50 Prozent mehr Zeit auf der Röhre. Allerdings: Die Mäuse mit dem Standardfutter blieben am gesündesten. Sie nahmen bloß 4,5 Gramm zu und waren noch ein wenig aktiver als die Mäuse mit Capsaicin-Diät.
Capsaicin hilft bei Übergewicht, das Ungleichgewicht zwischen aufgenommenen und verbrauchten Kalorien wieder herzustellen.
© Thyagarajan
Die Wissenschaftler um Krishnan überprüften den Effekt des Capsaicin außerdem, indem sie auch capsaicin-unempfindliche Mäuse testeten. Bei diesen Labortieren hatten sie genetisch den Capsaicin-Rezeptor namens TRPV1 ausgeschaltet. Dieser ist eigentlich ein Schmerzrezeptor und spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung verschiedener schmerz-auslösender und möglicherweise schädlicher Substanzen. Es stellte sich heraus, dass das Capsaicin die Mäuse ohne TRPV1 nicht vor Übergewicht bewahrte.
Fett verbrennen statt speichern
Die Wissenschaftler vermuten, dass das am TRPV1-Rezeptor angedockte Capsaicin dazu beiträgt, die Fettverbrennung anzuregen. "In unserem Körper speichern weiße Fettzellen Energie, und braune Fettzellen dienen als hitze-produzierende Maschinerie, die gespeichertes Fett verbrennt", erklärt Krishnan. Nach Annahme der Forscher regt Capsaicin das weiße Fettgewebe dazu an, sich in braunes umzuwandeln.
Den genauen Mechanismus dahinter wollen die Wissenschaftler als nächstes erforschen. Sie hoffen auf neue Nahrungsergänzungsmittel, die den Capsaicin-Rezeptor genauso aktivieren und als Medikamente gegen krankhaftes Übergewicht wirken. Dazu arbeiten Krishnan und Kollegen bereits an Nanopartikeln, die Capsaicin oder einen ähnlichen Wirkstoff über einen längeren Zeitraum langsam freisetzen sollen. In naher Zukunft sollen auf die Tierversuche auch klinische Studien am Menschen folgen.
Höhere Ausdauer durch Capsaicin
Wenn diese Studie der amerikanischen Wissenschaftler sauber durchgeführt wurde, dann hat sie erhebliche Auswirkungen auf uns. Dazu ist dieser Satz der entscheidende: "Die Capsaicin-Mäuse zeigten mehr Ausdauer beim Fitnesstraining und verbrachten fast 50 Prozent mehr Zeit auf der Röhre."
Ich glaube, wir könnten alle einmal versuchen, Chilis zu verzehren. Zwei bis drei frische Schoten oder ein paar getrocknete pro Tag sollten schon eine Wirkung zeigen. Wenn du diese Zeilen liest, dann werde ich in Deutschland weilen und schon wieder auf den scharfen Sachen herumkauen.
Insgesamt sollten wir auch nicht vergessen, dass Chilischoten Darmerkrankungen vorbeugen. In den Ländern mit den schlechtesten hygienischen Verhältnissen, wird am schärfsten gegessen. Das ist eine Binsenweisheit.