Was ist eigentlich aus der Story geworden, die im Newsletter vom 10.07.2007 beschrieben wurde? Ich werde des öfteren von Kunden angesprochen und möchte nun gern berichten.
Damals beschriebenes Ziel war die eigene deutliche Gewichtsreduktion und nach 20 Jahren der Angriff auf die Marathonbestzeit von 2:45 h.
Wie im damaligen Newsletter beschrieben, lief es tatsächlich wie geschmiert. Und je besser es lief, umso mehr stieg auch die eigene Motivation, weiter den unbequemen, aber erfolgreichen Weg zu gehen. Das Gewicht ging in treppenstufenartigen Schritten hinunter. Mal stand es auf der Stelle und ich konnte veranstalten was ich wollte, es blieb dort stehen.
Dann wiederum fehlte auf einmal ein Kilogramm, ohne dass ich einen aktuellen Zusammenhang feststellen konnte. Die Gesamttendenz zeigte erfreulicherweise aber immer abwärts, bis sie dann bei 6,5 kg Gewichtsverlust kurz vorm Marathon endgültig stehen blieb.
Ich entschloss mich, ab dem Zeitpunkt so kurz vorm Lauf keine Verrenkungen zu machen, denn ich fühlte mich in Topform! Die erzielten Trainingsleistungen auf den kürzeren Strecken deuteten auf 2:45 h und schneller hin. Es bedurfte gar nicht mehr oder härterem Training, sondern einfach nur, den unnötigen Ballast auf den Hüften abzuwerfen. Was für eine Erkenntnis aus dieser Zeit! Das strukturierte Training nach einem T7S-Plan bildete die Grundlage. Die selbst geschaffene körperliche Voraussetzung rundete alles ab.
Ich sprach mit Peter Greif über die Zeitzielplanung für den anvisierten Marathon in Essen am 14.10.2007. Die Strecke dort gilt als schnell, die Wetterprognose war ausgezeichnet gut.
Peter machte mir Mut, wirklich hart zu laufen im Rennen. Weil ich jedoch seit Jahren alles Mögliche lief, nur eben keinen Marathon, empfahl er mir, zunächst einen Marathon "auf Sicherheit" zu rennen, etwa in 2:48 h, und dann planmäßig im Jahr 2008 den Hausrekord zu attackieren. Damit konnte ich mich anfreunden. Grundsätzlich war das auch von vornherein mein Gedanke. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, den Rekord bereits im ersten Jahr zu schaffen. Den letzten Marathon lief ich 2003 bei Hitze in Münster. Vergeigt in 3:04 h. Von dort gleich unter 2:45 erschien uns etwas viel.
Am Start in Essen herrschten Bedingungen nach meinem Geschmack. Sonne satt und angenehme, nicht zu kalte Temperaturen.
Das Rennen war Klasse! Sicher kennst du das auch: Du befindest dich in einer Wettkampfsituation und spürst, dass du wirklich alle Fähigkeiten, die du dir im Training eventuell sogar unter Leiden und Entbehrungen angeeignet hast, nun auch vollends abrufen kannst.
So ein Zusammentreffen kommt nun nicht häufig vor. Umso stärker aber das Glücksgefühl, wenn du feststellst, dass heute so ein Tag ist.
Und trotzdem: Die letzten 9 km waren reine Gewaltanwendung. Um nicht langsamer zu werden, musste ich zunehmend mit voller Kraft rennen. Ein Loblied singe ich bis heute auf die gezielten 35-km-Läufe mit Endbeschleunigung, in denen diese Fähigkeit zu kämpfen erlangt wurde. In einem Zusammenhang, der nichts mit Sport zu tun hatte, hörte ich vor wenigen Tagen Folgendes: "Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich Fähigkeiten anzueignen, die Verlierer nicht bereit sind, auf sich zu nehmen."
Im Ziel wurde es eine Punktlandung: 2:48:09 h netto. Angesagtes Ziel erreicht. Ich wunderte mich aber sehr über das Maß der Kraftanstrengung, welches zum Schluss erforderlich war. Für den eigentlich geplanten "Sicherheitslauf" musste wirklich alles locker gemacht werden, was an Energie und Kampfkraft vorhanden war. Ich war sicher kein schöner Anblick auf diesen Kilometern.
Die Erklärung fand wenige Wochen später ein Kieferchirurg, der mir eine nicht gerade kleine vereiterte Zyste aus dem Oberkiefer holte. Sie war es, die einige Tage vorm Start anfing zu mucken, zum Glück am Lauftag Ruhe gab. Sowohl er, als auch ein selbst laufender befreundeter Zahnarzt, bestätigten mir, dass diese Vereiterung ganz klar auf die Leistung im Marathon gedrückt hat. Wie viel, ist spekulativ.
Ich freute mich jedoch sehr, nach vielen Jahren im Rahmen der eigenen Möglichkeiten endlich wieder einen flotten Marathon gelaufen zu sein. Rückblickend kann ich sagen, dass sich die ganze Abnehmerei, verbunden mit Verzicht auf bestimmte Gewohnheiten bei Weitem gelohnt hat. Was ist ein wenig Verzicht oder unbequeme Umstellung gegen das Glücksgefühl, was man mit dem Erreichen seiner Ziele erlebt?
Selbstverständlich habe ich nach dem Marathon ein wenig zu heftig regeneriert und auch wieder einen Teil zugenommen, was auch sichtbar ist. Das Gewicht liegt jedoch deutlich unter meinem Ausgangsgewicht vom Frühjahr 2007 und die kleineren Hosen passen immer noch. So wenig wie jetzt habe ich die Waage im Winterhalbjahr seit bestimmt 15 Jahren nicht durchgebogen.
Zur Zeit kämpft gerade der Kopf ("Marathonbestzeit solange es noch geht") gegen das Herz an ("Zuhause auf den herrlichen Ultrastrecken"). Die Entscheidung werden die Rennen im Frühjahr bringen.