Eigentlich wollte ich heute etwas über das kommende Aufbautraining im Dezember berichten. Aufgrund von Anfragen in Bezug auf die Regeneration möchte ich noch einmal zu diesem Thema kommen, zu dem ich auch schon in früheren Jahren geschrieben habe.
Das Thema ist und bleibt ständig aktuell, weil nicht gerade wenige von uns einfach Angst davor haben, ihr Training herunterzuschrauben. Die nachfolgenden Zeilen mit einer wahren Begebenheit beschreiben diese Situation sehr gut:
"Nein, nein, ich mache keine Regeneration. Dann verliere ich meine Form, wo ich doch so gut drauf bin!" M. F. wollte einfach nicht ruhiger laufen. Ein erfahrener Trainingspartner hatte ihm geraten, nach einer langen Wettkampfsaison eine 4-wöchige Regenerationszeit einzulegen. Er redete schier mit Engelszungen auf M. F. ein, dieser ließ sich überreden und regenerierte einen Monat lang.
Und was war die Folge? Natürlich war M. F. nach der Regenerationszeit nicht mehr in Form. Als er wieder in die ersten Wettkämpfe ging, war er außer sich ob der schlechten Resultate. "Ich habe es doch gewusst, ich komme wahrscheinlich niemals mehr dahin, wo ich schon einmal war." Dazu muss man wissen, dass M. schon in der Klasse M45 läuft und befürchtet bald in einen Altersabschwung zu kommen.
Das Jammern nahm kein Ende und der anscheinend schlechte Ratgeber R. bekam einiges zu hören. "Ich kann nicht einmal mehr über 10 km mein Marathon-Renntempo laufen, daran bist du schuld!" Wieder redete R. mit Engelszungen und M. aber fühlte sich wie Goethes Faust: "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."
M. war betrübt und hing, wie es im Jargon heißt, durch. Aber oh Wunder, nach einigen Wochen Training ging es aufwärts. Er flog schier über die Trainingsstrecken und in den Wettkämpfen rannte er einen persönlichen Rekord nach dem anderen. R. war jetzt wieder sein liebster Trainingspartner und M. glaubt jetzt an die Heilkraft der Regeneration.
"Das muss man erst einmal selbst erlebt haben, sonst kann man sich das nicht vorstellen, dass alles wieder zurück kommt und man danach auch noch viel schneller laufen kann als vorher."
Es ist bekannt, dass M. F. nicht allein mit seinen Befürchtungen dasteht. So lange ich schon Trainer bin, das sind in Kürze 34 Jahre, muss ich gerade junge und unerfahrene Läufer(innen) dazu bringen, zweimal im Jahr eine 4-wöchige Regeneration einzulegen.
Auch einige Bezieher der Greif-Club-Trainingspläne haben so ihre Probleme damit. Sehr viele bestellen jetzt im November einen Jahresplan und müssen erleben, dass sie nun deutlich langsamer laufen müssen, als sie können.
Das passt einigen überhaupt nicht, denn auch hier herrscht oft die Ansicht vor, dass man ständig auf einem hohen Niveau trainieren soll, damit das Leistungsniveau oben bleibt.
Dazu kommt noch die Überraschung, dass der "Greif", von dem man ja nun schon einiges gehört hat, mit solch einem verjoggten Regenerationstraining beginnt. Und da kommt gleich der Gedanke auf: "Wenn ich mich jetzt richtig ausruhe, dann schaffe ich das harte Training, welches dann später kommt, bestimmt nicht."
Sind denn diese Ängste alle unsinnig? Ja, und zwar vollständig. Jeder Organismus, der eine Wettkampfsaison hinter sich hat, ist dankbar für einen Regenerationszeitraum. Er nimmt später das Training viel besser an und setzt dieses in höhere Leistung um. So eine "Form" kann ich den Nutzern unserer Trainingspläne sogar garantieren, wenn sie sich an die Pläne halten. Nicht nur garantieren, sondern auch beweisen.
Wir streben für unsere Clubmitglieder zwei Hochformbereiche an. Einmal April/Mai und ein anderes Mal im September/Oktober. Und wie gut das klappt, kannst du hier unter "Neue Bestzeiten" sehen. In den beschriebenen Zeiträumen rauschen die Hausrekorde nur so in die Datenbank. Für den Trainingsautor eine Quelle ewiger Freude: "Es hat mal wieder geklappt."
Was machst du nun aber mit der Regeneration, wenn du keinen Greif-Jahresplan beziehst? Kein Problem, ich verrate dir ein paar Geheimnisse. Ab dem 4. November läufst du 20 - 25 % weniger km und diese im Durchschnitt auch um 20 sec langsamer. Du lässt alle Tempoläufe weg, erfreust dich einfach an dem ruhigen Training und denkst nur noch daran wie hart die Tempoläufe in den vergangenen Monaten waren.
Dazu läufst du zweimal in der Woche jeweils 3 - 5 Steigerungen bis an den unteren Rand deiner persönlichen Sprintgeschwindigkeit.
Diese Maßnahme dient dazu, deine Grundschnelligkeit zu erhalten, die sehr viel schneller verloren geht wie die Ausdauer. Du wirst spüren, wie wunderbar du dich erholen wirst. Leider wirst du aber auch ebenso bemerken, dass du danach weit von deiner Leistungsfähigkeit aus dem Herbst entfernt bist.
Dazu gehört natürlich auch das Athletiktraining, welches ich im letzten Newsletter vom 29.10.2013 beschrieben habe. Und ich kann dir garantieren, dass du dich in dem jetzigen Regenerationszeitraum nicht unterfordert fühlen wirst, wenn du alles das erfüllst, was ich dir vorgeschlagen habe.