Ob wir es wollen oder nicht, die Frühjahrssaison geht ihrem Ende entgegen. Die Athleten und Athletinnen des Greif-Clubs starten ihren Regenerations-Zeitraum am 03.07.2017. Der Trainer, der diese Zeilen schreibt ist froh und glücklich, dass er endlich einmal etwas Ruhe in das Training bekommt.
Wenn du jetzt auch schon eine Anzahl von Wettkämpfen hinter dir hast, dann solltest du dich schon einmal mit der Sommerregeneration auseinandersetzen. Drei Wochen angepasste Ruhe im Juli verhilft dir zu exzellenten Laufzeiten im Herbst.
Aber ich frage mich, ob jeder in der Laufszene weiß, was mit einer Sommerregeneration gemeint und ob auch der Unterschied zur Winterregeneration bekannt ist. Wer einen Trainingsplan von mir bekommt, weiß natürlich ganz genau wie so etwas funktioniert. Aber eine Anfrage vor einiger Zeit hat mich doch zweifeln lassen, ob das bei jedem aus der Szene so ist.
Folgende Mail erreichte mich von einem älteren erfahrenen Läufer: "Und um mit der Tür ins Haus zu fallen: Außerdem fürchte ich, dass Sie mich mit dem Hinweis "Regeneration" traktieren werden. Eben das würde mir überhaupt nicht behagen, denn auf mein tägliches Training will ich auf keinen Fall verzichten. Freilich wäre ich bereit, vielleicht etwas klüger und dosierter vorzugehen, falls mich die Methode überzeugt.
Gute Zeiten sind mir nicht unwichtig, doch der oberste Grundsatz lautet: Der Weg ist das Ziel. Also tägliches Training, und zwar ordentlich hart, sonst macht es keinen Spaß. Regeneration brauche ich nicht wirklich. Ich bin so gut wie nie krank, immer fit und angriffslustig.
Klar, nach langen und intensiven Läufen bin ich total kaputt, doch ist das ein ganz herrlicher körperlicher und mentaler Zustand, und nach 3 Stunden ist der Spuk vorbei. Am nächsten Tag geht's neu ran. Muskelkater kenne ich nicht."
Um es vorauszuschicken: Diesem Mann teilte ich mit, dass ich ihm keinen Plan erstellen möchte. Denn ich halte es für sinnlos für jemanden zu arbeiten, der schon wesentliche Dinge nicht machen möchte.
Für ihn ist es sicher besser allein weiterzuarbeiten. Denn aus seinen Zeilen spricht die totale Überzeugung, dass sein Weg der richtige ist. Dann frage ich mich aber: Wozu braucht er dann aber einen Trainingsplan von mir?
Im Nachhinein überdachte ich die ganze Sache noch einmal und mir wurde dann erst später klar, dass dieser Mensch gar nicht wusste, wie so eine Regeneration aussieht. Aus seinem Text geht hervor, dass er meint, in solch einem Zeitraum gar nicht mehr trainieren zu müssen, bzw. sollen.
Die psychische Struktur dieses Läufers ist mir seit Jahrzehnten bekannt und kaum "heilbar". Ich erinnere mich an so manches Gespräch mit dieser Art von Menschen. Sie können einfach nicht langsam laufen und verbauen sich damit natürlich die Chancen auf bessere Wettkampfresultate.
Es ist nicht so, dass diese Personen ein bisschen stupide sind, nein, das sind sie in der Regel nicht. Sie begreifen mit ihrem Gehirn ganz genau, dass das was sie tun nicht richtig ist. Aber ihr Gefühl erlaubt nicht, sich die Ruhe zu gönnen, die nötig wäre.
In der Regel sind sie in der Kindheit so konditioniert wurden, dass Ausruhen und Entspannung etwas Falsches und nur Leistung, das eigentlich richtige und wichtige im Leben ist. D.h. mit anderen Worten, wenn sie langsam laufen, haben sie einfach ein schlechtes Gewissen. Und das kann man ihnen leider in der Regel nicht austreiben.
Meist sind es auch überdurchschnittlich gute Läuferinnen und Läufer. Damit bekommen sie durch die Anerkennung von außen das Gefühl, dass ihr Trainingsrhythmus passend ist und sie trotz ihres selbstzerstörerischen Verhaltens richtig liegen.
Die Frage aber ist, ob der oben zitierte Läufer ebenso denkt. Ich denke, er meint, dass eine Regeneration eine totale Trainingspause erfordert. Und das ist mitnichten so.
Eine Regeneration, wie wir sie in den Greif-Clubtrainingsplänen seit Jahren mit höchstem Erfolg anwenden, sieht ganz anders aus. An dem Beispiel der jetzt bald anstehenden Sommerregeneration kannst du das betrachten:
Die Anzahl der Trainingstage bleibt auch in dem Regenerationszeitraum von 3 - 4 Wochen erhalten. Alle Tempoläufe sind gestrichen und der Gesamtumfang wird um 15 -30 % gesenkt. Die lange Runde um etwa 33%.
Wir laufen im Training dann ein paar Steigerungen, damit die Schnelligkeit erhalten bleibt und absolvieren in den vier Wochen nur einen langen Lauf. Dazu kommt eine wöchentliche Krafttrainings-Einheit zum Erhalt der allgemeinen Athletik. Und das war?s.
Der Witz bei der Sache ist eigentlich der Neueinstieg in das Herbsttraining. Die große Angst der Durchtrainierer ist der Verlust der Leistungsfähigkeit innerhalb des Regenerationszeitraums und die ist völlig unnötig.
Du wirst es nicht glauben, wenn du dich drei Wochen erholt hast und die vierte Woche wieder zum Herantasten an die alten Umfänge und das Tempo nutzt, dann bist du innerhalb von 14 Tagen bis drei Wochen wieder an deiner alten Leistungsfähigkeit oder meist sogar darüber.
Das ist das eigentlich überraschende einer Sommerregeneration. Es ist die Kraft und Leistungsfreude, die man danach spürt. Was dein Organismus vorher nur schwerfällig erfüllen konnte, sprüht jetzt nur so aus deinem Körper heraus.
Ich kann dir nur raten, versuche es, du wirst überrascht sein, wie gut es dir nach dem Regenerationszeitraum geht.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ich diese Methode der Regeneration in der Jahresmitte von den Leichtathletiktrainern der ehemaligen DDR übernommen habe.
Die schraubten auch die Kilometer herunter und gingen zum Beispiel dafür zum Basketball oder radelten auch. Sie hatte eine durchaus große Anzahl von Sportarten die sie nutzten und das ganze spielerisch durchführten.
Und ich kann dir versichern, wenn die Kilometer eingeschränkt wurden, dann hatte das auch seinen Erfolg. Ich selbst habe in meiner Karriere meinen Umfang auch immer und ohne Ausnahme im Juli reduziert.
Darum kann ich dir nur raten, nutze diese Sommer-Ruhepause. Ich verspreche dir, dass sie dir zum Erfolg verhilft.