Es ist allgemein bekannt, dass die Greif Club Mitglieder eine Regenerationspause von drei Wochen im Juli einlegen. Alte Hasen nehmen diesen Entspannungs-Zeitraum gerne an.
Aber bei den Neulingen im Club kommt es oft zu einem Angstverhalten. "Reicht denn die Zeit bis zum Berlin-Marathon?"" Diese Frage kommt in diesen Tagen oft auf mich zu (Anfang Juli). Sie haben schier Angst, ihre Form zu verlieren und diese später nicht zurückholen zu können. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die Mitglieder anzuschreiben und zu trösten.
Es geht in großen Bereichen der Laufszene die beispielhafte Idee vom "Formwagen" herum. Dieser Wagen wird durch Training immer weiter auf den Gipfel der Form hoch trainiert. Und wenn dann dieser Wagen nicht mehr durch Erkrankung oder Verletzung geschoben wird, dann rast dieser mit wahnsinniger Geschwindigkeit wieder den Formberg herunter.
Zudem: Ich habe so den Verdacht, dass nicht die Angst vor dem Leistungsabfall steigt, sondern parallel das Gewicht schnell nach oben klettert. Und das Übergewicht macht langsamer als alles andere.
Besonders vor Verletzungen und Krankheiten haben wir alle Angst. "Jetzt war ich so gut in Form und nun hat mich die Grippe erwischt. Da kann ich doch meinen Marathon völlig vergessen."
Das ist in der Regel nicht so! Denn wir alle kommen wesentlich schneller wieder nach einer Erkrankung oder Verletzung in den normalen Leistungsbereich zurück.
Ich möchte in den nächsten Zeilen einmal darstellen, wie die Leistungsprägung sich zeitlich verhält. Dazu werde ich einige Beispiele aufführen.
Gerade Erkältungskrankheiten werden viel zu ernst genommen. Schon nach drei Tagen von leichten Fieber gequält, sehen eine große Anzahl von Läufern und Läuferinnen die Siege und Bestzeiten davon schwimmen. Was meist nicht so ist. Es ist lange noch nicht das Ende des befriedigenden Wettkampfresultats bei leichtem Fieber.
Wir haben im Greifclub die Möglichkeit nach einer Verletzung oder Erkrankung einen Aufbauplan einsetzen. Das ist sehr gut, wenn zum Beispiel jemand eine vierwöchige Sehnenverletzung hatte und nun wieder zu laufen anfangen möchte.
Dieser Aufbauplan wirkt über vier Wochen. Die Betroffenen haben aber oft Angst nach diesen vier Wochen noch nicht richtig fit zu sein. Es passiert aber in der Regel, dass die Rekonvaleszenten viel früher in frühere Leistungsbereiche hereinkommen als gedacht.
Meistens läuft so eine Erkrankung etwa über zwei Wochen und dann ist der Läufer wieder fit und kann alle Belastungen auf sich nehmen. Auch wenn Ärzte oder Physios in der Regel sagen: "Sie dürfen erst einmal vier Wochen nicht trainieren!"
Die Erfahrung zeigt aber, dass in der Regel nur zwei Drittel der prognostizierten Krankheitszeit benötigt wird. Das ist nicht falsch von den Heilern, sie schützen sich vor Versicherungsregressionen.
Sie benötigen diesen Selbstschutz, um nicht für einen Schadensersatz der Versicherungen aufkommen zu müssen, weil eine viel zu frühe Belastung erlaubt wurde.
Genauso läuft es bei einem grippalen Infekt ab. Die Ärzte raten dann zu einer langen Laufpause. Auch bei dieser Art von Laufbremse kann man in der Regel viel früher in das Training kommen, wie es meist erwartet wurde.
Nach allen diesen Verletzungen und Erkrankungen haben sehr viele von uns schon weit vor dem Hauptwettkampf des Frühjahrs bzw. des Herbstes die Träume in den Mülleimer geworfen.
Es gibt aber Athleten, die durch schwere Erkrankungen und Verletzungen Monaten und oder gar Jahre nicht trainieren können.
Eine große Anzahl von Läufern und Läuferinnen glaubt dann, dass sie bei einem Neustart genauso lange arbeiten müssen, wie bei einem ersten Eintritt in die Laufszene.
Gerade diese Betroffenen kann ich trösten: Es geht deutlich schneller wieder in Form zu kommen, wenn jemand schon vorher über Jahre einmal trainiert hatte.
Mich selbst hatte es einmal vier Jahre darniedergeschlagen. Eine Verletzung zog sich so lange hin, dass ich dachte, niemals wieder laufen zu können.
Ich probierte es dennoch und nach einem Jahr Training, war ich fast wieder auf dem alten Niveau. Ich konnte fast genauso schnell laufen wie Jahre vorher.
Erstaunlicherweise konnte ich vier Jahre später dann mit 41 Lebensjahren meine Marathonbestzeit erreichen.
Also, wenn es dir einmal schlecht geht und du zweifelst an deinen Möglichkeiten, dann denke an diese Leistungen. Du kannst in jedem Lebensalter wieder einen Neuanfang starten und Erfolg haben.
Vielleicht kannst du sogar jetzt bessere Leistungen als in deinen jungen Jahren erzielen. Du musst nur an dich glauben.