Fortführung von 1. Je härter du trainierst, desto geringer werden deine Schmerzen:
Die andere neue Studie ist von Martyn Morris, die ehemals an der Oxford Brookers arbeitete und nun an der Coventry University in Großbritannien forscht. Es ist eine höchst interessante Untersuchung, deren wichtigsten Punkte ich noch einmal hervorheben möchte.
Morris Probanden absolvierten ein sechswöchiges Radtrainingsprogramm, das entweder aus intensiven Intervallen (6-8 x 5:00) oder aus moderatem kontinuierlichem Training (60-80 Minuten bei 90 Prozent der aeroben Schwelle) bestand.
Die Trainingsprogramme wurden so gestaltet, dass jedes insgesamt dasselbe Trainingsvolumen hatte. Wie zu erwarten, waren grundsätzlich dieselben Verbesserungen bei der VO2 Max und aeroben Schwelle zu erkennen.
Intervall-Gruppe deutlich besser als die Dauerlauf-Gruppe.
Aber die wirkliche Ausdauerleistung, die durch eine Reihe von Ermüdungstests festgestellt wurde, war komplett anders.
In einem Test, der vor und nach dem Training mit derselben absoluten Intensität durchgeführt wurde, verbesserte sich die Intervall-Gruppe um 148 Prozent! während sich die Dauerlauf-Gruppe nur um 38 Prozent steigerte.
In einem weiteren Test mit der gleichen relativen Intensität (das heißt, er wurde so skaliert, dass die VO2max und aerobe Schwellen Verbesserungen wiedergegeben konnten), verbesserte sich die Intervallgruppe um 43 Prozent und die moderate Gruppe blieb ungefähr gleich, mit einer Verschlechterung von vier Prozent.
Wenn sich also die im Labor gemessenen Fitnessindikatoren in beiden Gruppen um den gleichen Faktor verbessern, warum war dann die Leistung so unterschiedlich?
Die Forscher maßen auch die Schmerztoleranz via eines sogenannten ?Rumpel-Leede-Test?, bei dem man seine Faust wiederholt ballen soll, während eine Aderpresse die Blutzufuhr zur Hand unterbindet.
Die Schmerztoleranz der Intervallgruppe erhöhte sich um 41 Prozent, während in der moderaten Gruppe keine Veränderung festgestellt wurde.
Die Schlussfolgerung? Die Intervallgruppe schnitt besser im Leistungstest ab, da sie durch das schmerzhaft intensive Intervalltraining ihre Fähigkeit mit Schmerz umzugehen verbesserte, unabhängig von der Verbesserung der aeroben Fitness.
Eine separate Analyse der individuellen Ergebnisse machte eine schwache (also nicht statistisch relevante) Korrelation zwischen höherer Schmerztoleranz und Verbesserungen im Ermüdungstest erkennbar.
Diese Studie ist wahrscheinlich das bisher beweiskräftigste Indiz dafür, dass Training wirklich die Schmerztoleranz erhöht.
Und zudem legt sie nahe, dass wahrscheinlich keine mysteriöse Flut von Gehirnchemikalien, die durch aerobe Fitness verstärkt wird, der Grund dafür ist.
"Wir lernen zu leiden ? meiner Ansicht nach eines der größten Vorteile des Ausdauertrainings ? nur durch den wiederholten Akt des Leidens."
Die vorhergehenden in " " gesetzten Zeilen sind nicht von mir, sondern von RW-Mitarbeiter Alex Hutchinson.
Es ist belegt, dass derjenige, der am härtesten auf die Zähne beißt, auch die stärkste Schmerztoleranz besitzt. Und wer länger die Schmerzen aushält, der kann das gleichwertige "Weichei" im Rennen immer schlagen.