Teil 3 - Ermüdungsbruch
Ich möchte hier auch die Ärzteschaft zu Wort kommen lassen. Prof. Dr. med Karsten Knobloch schreibt in "Trainingsworld":
"Monotone Laufüberbelastungen sind der typische Auslöser. Dabei kann ein Kontinuum vom gesunden Knochen über die im MRT nachweisbare Stressreaktion zur Stressfraktur (Ermüdungsbruch) differenziert werden. Bei der Stressfraktur sind in der Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) Signalveränderungen im Knochen bei erhaltender Kortikalis nachweisbar. Bei der Stressfraktur ist die Kortikalis in Ergänzung zu den Knochensignalveränderungen unterbrochen. Monotone, eintönige Belastung wird für diese Veränderungen verantwortlich gemacht.
Eine Dysbalance zwischen Belastung und Regeneration des Knochens bei einer Steigerung des Trainingsumfangs und/oder der -intensität ist sehr häufig bei Stressfrakturen zu beobachten.
Der Schmerz kann sich schleichend entwickeln oder auch plötzlich einsetzen und die weitere Sportausführung unmöglich machen.
Marschfraktur
Erstmalig hatte der preußische Heeresarzt Breithaupt 1855 die Marschfraktur des Mittelfußes bei deutschen Soldaten beschrieben.
Female athletes' triad
Bei weiblichen Athletinnen ist die "female athletes' triad" nicht selten anzutreffen, wenn Stressreaktionen bis hin zur Stressfraktur nachgewiesen werden:
- Osteoporose
- Amenorrhoe
- Essstörung, typischerweise als Anorexie
Es empfiehlt sich daher bei Athletinnen mit Stressreaktionen und Stressfrakturen diese Faktoren genau zu untersuchen. Beispielsweise kann ein Verlust von 5 % Knochenmasse das Risiko für Stressfrakturen um 40 % steigern.
Häufigkeit
Stressreaktionen und Stressfrakturen (Ermüdungsbruch) werden häufig als eher seltener Überlastungsschaden definiert. Sie können jedoch insbesondere bei Nichterkennen nachhaltige Karriere-bedrohende Bedeutung erlangen. In einer prospektiven Untersuchung mit 111 Läufern wurden 0,7 Stressfrakturen auf 1000 Lauftrainingsstunden beschrieben.
Mit anderen Worten: nach 1400 Laufstunden ist mit einer Stressfraktur beim Laufen zu rechnen.
Bei Laufsportlern sind 6 % aller Verletzungen Stressfrakturen. Wie häufig Stressreaktionen sind, die nur im MRT nachweisbar sind, ist derzeit unbekannt, da keinerlei epidemiologischen Daten dazu vorliegen. Eine Analyse von 14.276 Patienten, die sich in einer Sportklinik in Tokyo über 18 Jahre vorgestellt haben, zeigte 1,8% Stressfrakturen)
Je nach Sportart werden unterschiedliche Lokalisationen häufiger angetroffen. Bei Fußballspielern sind häufig der Mittelfuß und das Schienbein von Stressfrakturen betroffen. Bei Tennisspielern sind das Kahnbein der Hand, der Oberarmknochen wie auch die erste Rippe potentielle Lokalisationen.
Konservative oder operative Therapie?
Insofern sind am Fuß die Niedrigrisiko-Lokalisationen am zweiten bis vierten Mittelfußstrahl von den Hochrisiko-Lokalisationen am fünften Mittelfußstrahl und der Fußwurzel zu unterscheiden. Häufig werden daher Mittelfußstressfrakturen am fünften Strahl operativ durch eine Schraubenosteosynthese versorgt, während Stressfrakturen des zweiten bis vierten Strahls konservativ behandelt werden.
Stoßwellentherapie bei Stressfrakturen
Die extrakorporale Stoßwellentherapie kann sinnvoll bei Stressreaktionen und Stressfrakturen eingesetzt werden. So ist im Tiermodell eine einmalige Stoßwellentherapie mit einer 300 %-ig verbesserten Knochenformationen verbunden.(6)
In einer Fallserie wird der erfolgreiche einmalige Einsatz einer Stoßwellentherapie mit einer Energieflussdichte von 0,3-0,4 mJ/mm2 und 2000-4000 Stoßwellenimpulsen bei fünf Athleten mit therapierefraktären Ermüdungsbrüchen beschrieben. Eine weitere Kohorte mit 10 italienischen Fußballspielern konnte ebenfalls erfolgreich mit der Stoßwellentherapie bei Hochrisiko-Stressfrakturen des Scheinbeins und des fünften Mittelfußknochens behandelt werden.
Ich empfehle derzeit die mehrmalige hochenergetische fokussierte Stoßwellentherapie mit Energieflussdichten bis 1,24 mJ/mm2 und 2000 Impulsen pro Sitzung bei Stressreaktionen und Stressfrakturen."
Du kannst wählen zwischen Medizin oder Vorbeugung. Als Hinweis: Noch nie hat sich jemand bei mir gemeldet, der einen Ermüdungsbruch erlitten hat, obwohl er oder sie regelmäßig Ostin genommen hat.