Wenn man eine Autobiographie liest, dann findet man oft Personen, die schon als Kind eine ganz klare Vorstellung von ihrem Werdegang hatten. Besonders Sportstars wussten meist schon als Kind, dass sie in ihrer Disziplin an die Weltspitze kommen wollten. Aber auch Kriegsherren, Schauspieler, Politiker und sogar Verbrecher berichten von einem frühen Lebensziel, welches sie dann auch oft realisierten.
Warum ist das so? Waren sie körperlich so veranlagt, dass sie scheinbar aberwitzig erscheinende persönliche Ziele erreichen konnten? Sicher nicht. Napoleon wusste schon sehr früh, dass er ein großer Feldherr werden wollte. Aber er war ein kleiner dicklicher Mann. Niemand stellt sich so einen Krieger vor, nur er selbst sah sich siegen.
Wie kommt es nun, dass oft diese Kindheitsträume in Erfüllung gehen. Das wissen Psychologen ganz genau. Wenn jemand ein klares Selbstbild von sich hat, dann wird er ganz bewusst und noch öfter unbewusst dafür sorgen, dass er dieses Bild auch realisiert.
Wenn jemand unbedingt Professor werden will, dann wird er schon als Kind dafür sorgen, dass seine Schulnoten entsprechend sind. Wer sich als der kommende Politstar sieht, wird versuchen schon bei der Wahl des Klassensprechers zu siegen. Und das die Schülerin den Klavierunterricht schwänzt, die sich vorstellt einmal am Flügel auf einer großen Bühne aufzutreten, wird wohl nicht den Musikunterricht schwänzen.
Wer ein Körperselbstbild hat welches schlank und athletisch ist, der wird sich nicht ständig vollfressen und auf die Couch werfen, sondern dafür sorgen, dass durch Training und vernünftige Ernährung das innerliche Bild mit dem äußerem übereinstimmt. Diese Beispiele kann man unendlich fortführen.
Hast du als Läufer oder Läuferin auch ein klares Selbstbild von dir als Sportler? Siehst du dich in Gedanken, wie du deinen ganz großen Wunsch erreichst? Vielleicht wie du durch das Ziel eines Marathon läufst und deine Traumzeit oben auf der Anzeige erscheint?
Wenn du jung, gesund und einigermaßen talentiert bist, dann hast du das Recht dich auch als den zukünftigen Olympiasieger zu sehen. Denn wenn du dich so siehst, dann wirst du mit aller Kraft versuchen diesem Ziel näher zu kommen. Auch wenn du es schließlich nicht schaffst, dann hast du trotzdem einen langen und erfolgreichen Weg hinter dir.
Denn du wirst Siege erringen und überdurchschnittlich gute Zeiten laufen. Dass heißt mit dem Eigenbild des Olympiasiegers in dir, wirst du auf dem Weg zu diesem Ziel viele glückliche Momente erleben.
Am vergangenen Wochenende weilte ich auf einem DLV-A-Trainer Lehrgang in Kienbaum. Dort referierten unter anderem der Jugendtrainer und der jetzige Trainer von Carsten Schlangen. Letzterer, der Silbermedaillengewinner über 1500 m bei der letzten Leichtathletik Europameisterschaft in Göteborg, war auch anwesend.
Carsten war als Jugendlicher ein guter Läufer auf Landesniveau, aber nichts deutete darauf hin, dass er einmal eine Medaille bei einer Erdteilmeisterschaft gewinnen könne. Aber er hatte sein Bild und den Glauben, dass er es erreichen könne an die Spitze zu kommen. Und das gab ihm die Kraft, Geduld zu haben und immer weiter zu arbeiten.
Im gelang etwas, was ich als Trainer in meiner Laufbahn noch nie erlebt habe. Aus der Sicht seiner Leistungsklasse heraus als eher mäßiger Sprinter und Spurter in der Jugend bekannt, konnte er sich auch aufgrund der Beharrlichkeit seines Jugendtrainers Gerhard Janning noch zu einem erstklassigen Spurter und Mittelstreckler entwickeln.
Das zeigte er insbesondere bei seinem Erfolg in Göteborg, als er in einem ganz hartem Spurt zweiter hinter dem Spanier Casado wurde. Auch seine PB über 800 m von 1:46,81 min spricht da eine ganz besondere Sprache.
Und zu großen Erfolgen kommen kannst du auch. Egal ob du alt, jung, fett, schlank, krank oder gesund bist, es gibt immer ein großes Ziel welches du erreichen kannst. Male dir dein inneres Bild und setze dir Ziele. Und ich bitte dich: Setze dir deine Ziele nicht zu niedrig. Die müssen immer auch ein Etwas von einer Illusion enthalten.
In der Anmeldung zu einem Greif-Club-Trainingsplan frage ich nach dem mittelfristigen und dem Fernziel des Bestellers. Die mittelfristigen Ziele sind oft realistisch, aber noch öfter unrealistisch. Es regiert hier der Wunsch der ganz schnellen Erfüllung der erträumten Zeiten. Die meisten Planbesteller sind relativ geduldfrei. Im Gegensatz dazu sind die Fernziele der meisten Anmelder fast zum Weinen.
Wenn ein 40-jähriger gesunder junger Mann schreibt, dass es sein Fernziel sei, einmal einen Marathon unter 4 h zu laufen, dann ist das aus meiner Sicht ein Witz. Unter 4 h kann jeder laufen. Nur muss der eine mehr und der andere weniger dafür trainieren.
Der richtige Ansatz zu einem Fernziel sollte als Beispiel etwa so aussehen:
"Ich bin 2010 meinen ersten Marathon 4:33 h gelaufen. Im nächsten Jahr möchte ich auf 4:10 h kommen, um 2012 dann endlich eine 3:55 h zu erreichen. Mein Traumziel ist es aber in einigen Jahren eine 2:55 h zu schaffen."
Mit dieser Einstellung schafft er sich ein sportliches Selbstbild. Er verankert, dass er auf eine Zeit unter 3 h kommen kann. Und so setzt sich dieser Mensch klare Zwischenziele. Dieses Verfahren kann er natürlich noch weiter ausbauen und sich für jedes Jahr neue Zwischenziele setzen.
So erhält sich dieser Sportler seine Spannung und den Willen zum Training. Diese realistischen Zwischenziele geben ihm die Zufriedenheit und das Glück, wenn er eines davon erreicht hat. Und er hat schon im Moment des Erfüllens eines Zwischenziels ein nächstes Zeitziel.
Damit es den Planbestellern klarer wird, was ein mittelfristiges und Fernziel ist, haben wir ab sofort diese Bezeichnungen geändert in:
1. Welche Ziele willst du innerhalb des Zeitraums von ca. einem Jahr erreichen?
2. Was ist dein absolutes Traumziel?
Denke bei der Formulierung dieser Ziele nicht an eine eventuelle Verletzung oder Krankheit. Nimm dein Übergewicht im Geiste weg und vergiss dein Alter. Du hast Zeit für die Erfüllung deiner Träume, dazu sage dir immer wieder: "Ich habe Geduld und ich schaffe es!" Und mit Geduld schaffst du auch deinen Holger in die Knie zu zwingen.
Du solltest auch das Bild visualisieren, wenn Holger auf dich zutritt und dir zu deinem ersten Sieg über ihn gratuliert. Ein richtiger harter und "stinkiger" Großholger wird das meist gar nicht erst tun, denn der wird deine Leistung ignorieren. Aber er wird innerlich kochen.
Aber auch die ganzen Kleinholger sind einen Sieg wert und diese Siege über sie musst du auch in deinem Selbstbild verankern. So´n Kleinholger ´mal zu vernaschen ist auch ganz schmackhaft für die Seele. Also lege los, lasse die Holger zittern.
Damit du auch gleich deine Jahresplanung für 2011 in Gebrauch setzen kannst, habe ich dir hier an dieser Stelle ein Planungsformular hinterlegt.