Vorab: Ich bin 64 Jahre alt und trainiere seit 10 Jahren mit kurzen Pausen nach den Greif-Plänen. Ich trainiere so, weil es mir Spaß und Freude bereitet. Ich kann diese Art Training gut in mein berufliches und privates Leben integrieren, es passt zu meinem Lebensrhythmus und -einstellung.
Plan "T5M" bedeutet wohl Marathontraining an 5 Tagen. Die zwei schnellen Einheiten Montags und Mittwochs kann ich flexibel um einen Tag verschieben, Freitags, Samstags und Sonntags finde ich immer Zeit. Den langen Lauf (30-35 km) meist Samstags liebe ich besonders. Der Brunch mit vielen Endorphinen im Körper ist ein Highlight, in Laufpausen geht mir das richtig ab. Im Urlaub und in den Ferien geht’s meist früh hinaus: Auslauf für mich, Schönheitsschlaf für die Liebste heißt die Zauberformel.
Ich schätze die Trainingspläne und Zusatzinfos auch deshalb, weil Peter Greif doch nicht der "harte Hund" wie behauptet war und Jens Peters schon gar nicht. Ein oder zwei Bier am Abend vor dem Marathon? Wenn du besser schläfst, nur zu? Einen Kaffee am Morgen? Du trinkst eher zu viel auf dem Weg zum Start. Die Trainingspläne habe ich dafür weitgehend eingehalten und so die ersten 10 Marathons immer meine Zielzeit erreicht und mich jedes Mal verbessert. Das „Kleingedruckte" in den Plänen habe leider ab und zu vergessen (Athletik, Dehnung, …), dafür habe ich auch bitter bezahlt.
Zu meiner Geschichte: Seit meiner Jugend war der Marathon ein Ziel. Fast jedes Frühjahr ging es hinaus, um das Training bei einer maximalen Distanz von 10 km und der ersten Hitze wieder abzubrechen. Als es 2010 freie Startplätze meiner Hochschule für den Linz-Halbmarathon gab, war ich mit ca. 1:45 h dabei. Nach freiem wilden Training absolvierte ich 6 Monate später bereits den Wachau-Marathon in 3:42 h. Eine sehr hartnäckige Fersenentzündung bracht fast das Ende einer kurzen Marathon-Karriere. Das gezielte Training nach Greif brachte mich wieder auf die Strecke und 2015 zur ersten Masters-Staatsmeisterschaft M55 in 2:52:34 h. Leider geil. Zwei Jahre Knieprobleme und Laufpause war der schmerzhafte Lohn. Die eigentliche Ursache fand keiner von 5 Ärzten sondern eine Physiotherapeutin: kein Athletiktraining und jahrelang komplett aufs Dehnen verzichtet. Die Oberschenkelmuskulatur verkürzt sich, der Muskel drückt auf die Kniescheibe, auf Knorpel, aufs Knie – chronische Schmerzen. Seither dehne ich mindestens jeden Morgen und jeden Abend und bin seit 4 Jahren "on the road again". 2019 gab es dann den zweiten Staatsmeistertitel in der M60 in 2:58:14 h - mit viel Stretching!
Die CORONA-Zeit brachte mir die vermeintlich größten Enttäuschungen, die sich aber bald als meine wohl größten sportlichen Erfolge heraus stellten. In Österreich war sportliche Betätigung immer erlaubt und durch viel Homeoffice sogar viel einfacher. Es gab für mich im Dezember 2020 mit den Marathon-Staatsmeisterschaften in Wien nach praktisch 11 Monaten Training nur einen einzigen Wettkampf. Als erlaubtes Spitzensportereignis gab es keine Altersklassenwertung, große Enttäuschung! Mein Platz 40 in 2:57:56 h ein Muster ohne Wert? Mitnichten! Da alle Stars ausgestiegen waren, gab es für mich im inoffiziellen "age graded ranking" sogar Platz 1. Leider wieder geil. Der Höhepunkt 2021 sollte im Mai der "Wings For Life Run" sein. Bei 27 °C viel zu schnell angegangen wurden aus den geplanten 44 km nur knapp 38 km. Aber: Platz 503 unter 184 000 Teilnehmenden und Platz 3 in der M60 - weltweit!
Und das alles mit Lauftraining nach Peter Greif / Jens Peters, DANKE! Und wie erwähnt, das wichtigste sind nicht die sportlichen Erfolge sondern das viele Training. Und im drohenden Lockdown weiß ich (die dritte Impfung im Regenerationsmonat November abgeholt): Laufen geht immer!